Über den Begriff ›kastelân‹ in der deutschen Literatur des Mittelalters
AbstractHorses are one of the key elements in the development of war in the Middle Ages. A good example of its importance is the enormous variety of denominations that exist in both Latin and Middle German. The variety of concepts reflects a specialization that determines the purpose of the animals. The object of this work is the term ›kastelân‹; this is a denomination of the horse that denotes its origin – of Castile –, and that appears very frequently in German medieval literature. The popularity and fame of these horses is linked to the ambling gait typical of the thieldon horse. This step together with the more physical characteristics of the animal such as its bravery or its carrying capacity, made the horse ›kastelân‹ practically a literary topic as we can endorse in the texts of Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach or Gottfried von Straßburg.
TitleAbout the Concept ›Kastelân‹ in the Medieval German Literature
Keywordshorse; Middle Ages; Medieval German literature; kastelân
1. Einleitung
Die Bedeutung des Pferdes für die Expansion der christlichen Königreiche Nordspaniens steht außer Zweifel. Der Krieg wurde zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert im Wesentlichen zu Pferd geführt, und es waren berittene Krieger, welche die Schlachten entschieden (vgl. Abad Gavín 1999: 54). Beim raschen Sieg über die Westgoten und bei der muslimischen Expansion des 8. Jahrhunderts spielte die Reiterei der Berber eine sehr wichtige Rolle. Es handelte sich um eine mobile Reiterei, die der Frontalkollision so weit wie möglich entging und sich vor allem durch ihre Geschwindigkeit auszeichnete. In vielen Fällen versuchte sie, den Feind zu täuschen, einzubeziehen und systematisch zu bedrängen, bis er erschöpft und besiegt war. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte tornafuye oder vorgetäuschte Rückzug, der im Cantar de Mio Cid (o.A. 1998: 136, Nr. 575) beschrieben wird.
Die Kriegsführung der christlichen Armeen hingegen war auf eine völlig andere Art des Kampfes ausgerichtet: Hierbei wurde der Frontalangriff auf den Feind mit enormer Munition angestrebt:
Para esta carga, que debía hacerse a la mayor velocidad posible de los caballos soportando entre 14 y 15 arrobas de peso (jinete con sus armaduras y las bardas del caballo), el caballo castellano leonés descendiente del fieldón era el más adecuado de entre los morfotipos que por aquellas épocas existían en la península, pues con su fuerza, energía y su aptitud podía soportar estas pesadas cargas gracias a sus paso portante o andadura imperfecta conseguía una velocidad superior a la de cualquier otra clase de caballo al trote (Abad Gavín 1999: 55).1
Die Reiterei war eine ›schwere Waffe‹, die christliche Heerführer gegen den Feind einsetzten. Sobald das Ziel festgelegt war, bewegte sich die Reiterei in dessen Richtung und griff den Gegner frontal an (vgl. Eslava Galán 1981: 39). Delbrück zeigt dies sehr anschaulich, wenn er die Worte des Grafen von Artois vor der Schlacht von Courtray im Jahr 1302 zitiert: »100 Männer zu Pferd sind bis zu 1000 zu Fuß wert« (Delbrück 2017: 308 u. Anm. 2).
Das andalusische und das kastilische Pferd waren für die unterschiedliche Art des Kämpfens von Muslimen und Christen geeignet: das andalusische für die leichte und das kastilische für die schwere Reiterei (vgl. Morales Muñiz 2010: 542).
Diese beiden Arten des Kämpfens benötigen zwei völlig unterschiedliche Pferdetypen mit klar abgegrenzten Eigenschaften. Die muslimische basiert auf einem schnellen Pferd, das für Finten und abrupte Richtungswechsel geeignet ist, wobei der Reiter eine verhältnismäßig leichte Lederrüstung trägt, die eine höhere Geschwindigkeit ermöglicht. Bei der christlichen Art des Kämpfens ist das Pferd in der Lage, zu seinem Schutz und dem seines Reiters etwa 170 kg Gewicht zu tragen, während es den Feind attackiert.
Es gibt Berichte von den Kreuzzügen, wo sich eine schwere Kavallerie der Christen der schnellen muslimischen Kavallerie widersetzen musste (vgl. Fernández Domingo 2009: 42) und über die Ana Komnena ironisch anmerkt, dass ein Franke zu Pferd ein Loch in die Wände von Babylon bohren könnte (vgl. Komnena 1989: 552).
Diese beiden Pferdetypen werden bei Abad Gavín (vgl. 1999: 45-47) als das andalusische Pferd und das kastilisch-leonisische Pferd identifiziert (vgl. ebd.: 49-51). Letzteres war eine Rasse, die sich dadurch auszeichnete, dass sie nicht zu groß war, aber eine enorme Tragfähigkeit aufwies, und die sich dem von den christlichen Monarchen praktizierten Kriegsstil perfekt anpasste. Es war ein Nachkomme des keltischen Pferdes (t[h]ieldon), das Plinius in seiner Naturalis Historia (VIII, LXVIII) in großem Maße lobte: »In eadem Hispania Gallaica gens et Asturica equini generis quos tieldones vocamus (minore forma appellatos asturcones) gignunt, quibus non vulgaris in cursu gradus, sed mollis alterno crurum explicatu glomeratio, unde equis tolutim carpere incursum traditur arte.« (Plinius Secundus 1996: 123)2
Tatsächlich wurden viele dieser Pferde nach Rom exportiert und insbesondere im Zirkus hoch geschätzt (vgl. Abad Gavín 1999: 29). Pascual Barea (vgl. 2008: 195) erwähnt die Namen einiger siegreicher Zirkusrennpferde, die in Mosaiken aus der Kaiserzeit vorkommen, und bezeichnet ihre Herkunft u.a. als Hiberus, Baeticus oder Celtiber.
2. Die Tölt-Gangart
Abgesehen von seiner Tragkraft hat dieses Pferd eine Eigenschaft, mit der es im Kampf nur äußerst schwer zu besiegen war. Dies ist die sogenannte Tölt-Gangart, bei dem das Pferd scheinbar gleichzeitig mit den Beinen auf jeder Seite vorrückt. »Der Tölt ist ein Viertakt in acht Phasen. Die Fußfolge entspricht der des Schritts. Der Unterschied ist jedoch, dass sich hier die Ein- und Zweibeinstützen abwechseln, das heißt, dass abwechselnd ein oder zwei Beine das Pferd tragen. Beim Schritt waren es immer zwei oder drei.« (Dorosz 2021)
Es ist eine Gangart, die den Reitenden eine enorme Stabilität im Galopp verleiht. Sie war eines der Merkmale hispanischer Pferde und wurde an allen europäischen Königshöfen sehr geschätzt.
Der Begriff Tölt kommt aus dem Isländischen und bezeichnet heutzutage eine für nordische Pferde und Ponys charakteristische Gangart. Im Deutschen gibt es den Begriff Zelter, der ein Pferd mit einem gemächlichen und bequemen Tempo bezeichnet, das vormals als für Frauen geeignet galt und dem spanischen Konzept des palafrén sehr ähnlich ist. Friedrich Kluge weist in seinem Etymologischen Wörterbuch auf die Beziehung zum Fieldon/Thieldon-Konzept hin und markiert den Unterschied zur zweiten Konsonantenverschiebung und den Übergang von [t] zu [z] (vgl. Kluge 2002). Der Begriff, den wir im Mittelhochdeutschen finden, ist dem gegenwärtigen ›Zelter/Zëlter‹ (vgl. Lexer 1999) sehr ähnlich, aber seine Verwendung gilt nicht ausschließlich für fügsame Pferde des oben genannten palafrén-Typs. Lorenz Diefenbach liefert in seinem Glossarium Latino-Germanicum einen grundlegenden Nachweis für unseren Vorschlag, das Kriegspferd mit dieser Art Trab zu verbinden, da er darauf hinweist, dass der Begriff gleichbedeutend mit Dextrarius ist (vgl. Diefenbach 1857). Dies ist das Kriegspferd schlechthin, auf das wir später noch eingehen werden. Ebenso bietet das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm den Begriff Zelter nicht nur als Synonym für Dextrarius an, sondern führt ebenfalls den Begriff Asturco an, mit dem wir einen neuen und offensichtlichen Hinweis auf die mögliche hispanische Herkunft dieser Pferde hinzufügen können (vgl. DWB o.J.).
Die Tölt-Gangart des Pferdes ist für den Reiter bequemer, da sie es ermöglicht, die Lanze zu befestigen und den Kampf mit größerer Präzision auszuführen. Hinzu kommt die Entwicklung und Verbesserung der Steigbügel, die dem Reitenden eine bessere Unterstützung geben (vgl. Keen 2010: 40). Insofern ist ein Lanzenwurf vom Pferderücken aus im Tölt bequemer und effizienter als im Galopp.
Die Eigenschaften, auf die wir gerade hingewiesen haben, zeigen uns ein Bild, das möglicherweise von dem herkömmlichen des mittelalterlichen Ritters und seines Pferdes abweicht, ist es doch das Bild eines Tieres, das in einem Gang trottet oder stürmt, der weder übermäßig stilvoll noch elegant ist. Außerdem waren die Pferde mit einer Größe, die 160 cm sicherlich nicht überschritt, eher klein (vgl. Clark 2004: 23). Trotzdem hatten sie mehrere vorzügliche Eigenschaften, die sie befähigten, einen schweren Kavallerieangriff durchzuführen. Traditionell galt, dass ein für den Krieg geeignetes Pferd keiner bestimmten Rasse zugehörig sein musste und lediglich bestimmte Merkmale von Stärke, Wildheit und Tapferkeit aufzeigen sollte.
Eine der ersten Klassifikationen der Pferdetypen in Abhängigkeit von ihrer Nützlichkeit bietet Albertus Magnus in seiner Arbeit De animalibus im 13. Jahrhundert. Hier finden wir die Unterscheidung in vier Typen: die dextrarii oder Kriegspferde, die palafridi oder Reitpferde, die curriles oder schnellen Pferde und die runcini oder Zugpferde:
Sunt autem apud nos inter domitos equos quatuor modi equorum, bellici videlicet qui dextrarii vocantur, et palafridi et curriles equi et runcini vocati. Bellicorum autem equorum est non castrari quia ex castratione efficiuntur timidi: et horum equorum est sonis musicis gaudere, et sonis armorum excitari et cum aliis dextrariis congredi. Horum etiam est dare saltus et irrumpere acies mordendo et calce feriendo et aliquando adeo diligunt dominos et ministros suos, quod perditis eis ieiunant et tristantur usque ad mortem. (Albertus Magnus 1920: 1378)3
In den nachstehenden Abschnitten erläutert er diese vier Pferdetypen, was Heinrich Mynsinger in der ersten Hälfte des 15. Jahhunderts folgendermaßen übersetzt:
Die ersten sind groß stechRoß vnd sthryt pferd. Die heissent zu latin dextrary. Vnd den sol man nit uß werffen (castrari), wann sie werdent verzagt. Vnd die selben grossen stechroß oder stryt pfert hörent gern pfiffen vnd seyten spil vnd das gedone vnd den schall von dem harnasch.
[...] Die ander pfert sind, die man heisset reissig pfert. Die sint gůt zů ryten. Vnd den sol man auch nit monichen vnd uß werffen (horum etiam est non castrari), das sie da nit verzagt werden vnd swer. Die tritten pfert sint wetlöffer. Vnd die sint zů lauffen vnd zů fliehen gut, vnd den monichet man vnder willen, das das geeder dar durch fücht verblib vnd nit zů dirre werdent von der hicze des louffs (castrantur ut frigiditate et humore occuratur siccitati quae ex calore motus et cursus inducitur). Die vierden pfert sind die gemeinen karch pferd, die zů karchen vnd leste tragen gůt sint. (Mynsinger, zit. n. Blaschitz 2006: 18)4
Albertus Magnus verwendet den Begriff dextrarius, der aus dem vulgärlateinischen Adjektiv dextrarius stammt und sich auf equus (equus dextrarius) bezieht. Der Begriff könnte bedeuten, dass das Pferd entweder mit der rechten Hand oder aber so geschickt geführt wird, dass ein Schwanken vermieden wird. Ein Schwanken würde es unmöglich machen, den Feind auf dem Schlachtfeld oder den Rivalen in einem Turnier genau zu treffen (vgl. Gillmor 2010: 274). Diese zweite Begriffsauslegung ermöglicht es auch, den Begriff mit dem Tölt zu verbinden, bei dem eine größere Präzision mit der Lanze dadurch möglich ist, dass die üblichen Schwünge des Galopps vermieden werden.
3. Die Ausbreitung des kastilischen Pferdes
Traditionell wurde angenommen, dass sich die Vorteile hispanischer Pferde erst nach Abschluss der muslimischen Invasion entwickelten, als sich die einheimische Rasse mit dem arabischen Pferd zu vermischen begann (vgl. Bennet 2008). Die mehrfachen Hinweise auf das autochthone Pferd seit der Romanisierung oder die unterschiedlichen Verhaltensmerkmale im Kampf lassen jedoch Zweifel an dieser Annahme aufkommen. Wenn man diesen Hinweisen glauben kann, hat die arabische Invasion keine Veränderung für das hispanische Pferd mit sich gebracht (vgl. Blanco Ordás 2002: 328).
Zu den bereits bei Plinius oder im Codex Theodosianus zu findenden Belegen können wir den Prolog hinzufügen, den Isidor von Sevilla seiner Historia de regibus Gothorum (624) voranstellt. Darin führt er eine Laus Hispaniae auf, die u.a. das hispanische Pferd preist:
Tibi cedet Alphaeus equis, Clitumnus armentis, quanquam volucres per spatia quadrigas olympicis sacer palmis Alpheus exerceat, et ingentes Clitumnus juvencos capitolinis olim immolaverit victimis. Tu nec Etruriae saltus uberior pabulorum requiris, nec lucos Molorchi palmarum plena miraris, nec equorum cursu tuorum eleis curribus invidebis (Isidorus Hispalensis 1975: 168)5
Hieraus lässt sich leicht ableiten, dass ein Pferd mit den besagten Merkmalen, das den Bedürfnissen des christlichen Ritters perfekt entsprach, sehr bald in ganz Europa gefragt sein werden würde.
Die Basis des mittelalterlichen Heeres war laut Brian Todd Carey, Professor für Militärgeschichte am American Public University System, das Kriegspferd selbst:
The foundation of medieval heavy cavalry was the warhorse itself. The horse had to be a warrior in its own right, capable of entering the chaos of battle at a charge without panicking at the sounds and smells of warfare. It needed to be strong enough to carry a fully armoured man into the fray and fierce enough to take an aggressive part in the battle. Such horses were difficult to find and they did not occur naturally, but from a process of selective breeding and training. (Carey/Allfree/Cairns 2004: 115)
Joachim Bumke weist ausdrücklich darauf hin, dass die besten Kriegspferde aus Spanien importiert worden waren (vgl. Bumke 1986: 239). Allerdings wurde die zuvor erwähnte Begrifflichkeit Destrier oder Destrero, die in Frankreich häufig vorkam, in Deutschland nicht verwendet, sondern im Laufe der Zeit wurde der Name Spanjol oder kastelān zum gängigen Begriff (vgl. ebd.: 240).
Es gibt keinen genauen Hinweis auf die Pferderasse, die bei den früheren Phasen der spanischen Reconquista6 eingesetzt wurde, und darauf, in welchem Ausmaß sie in Europa tatsächlich wertgeschätzt wurde. Mit Bezug auf historische und literarische Belege können wir aber feststellen, dass das hispanische Pferd die Eigenschaften eines Kriegspferdes in höchstem Maße verkörperte.
Es ist wahrscheinlich, dass die Monarchen, die auf die Rückeroberung aus waren, die Notwendigkeit erkannten, Pferde mit den für diese Zwecke erforderlichen Eigenschaften zu züchten. In diesem Sinne errichteten die ersten Könige von León ein Gestüt in der Nähe der Picos de Europa im Gebiet Valdeburón (Nordspanien), von dem ein Dokument aus dem Jahr 1717 Zeugnis ablegt:
[Y]a los reyes de León crearon una caballeriza real en Valdeburón […] pues esta misma merindad se complacerá en recordárselo a Felipe V en un memorándum de 1717 en el que se le dice »que en este valle plantearon (sic) los reyes de León la crianza de potros y caballos que sirvieron en sus gloriosas guerras, con que es solar antiguo de las Reales Caballerizas« y es allí también donde según Casas. Se criaban muy buenos caballos thieldos o thielcos (Abad Gavín 1999: 49)7
Ein historisches Dokument belegt den häufigen Handel mit kastilischen Pferden in Deutschland. Während eines Aufenthalts Kaiser Friedrichs II. 1235 in Hagenau kamen Gesandte der Königin von Spanien zu ihm und überreichten ihm prächtige Geschenke und Kampfpferde: »Nuncii regine Hyspanie affuerunt, qui pulcherrimos dextrarios et magnifica munera cesari attulerunt« (Chronica regia Coloniensis 1861: 268).8
Allerdings war die Königin von Spanien, auf die er sich bezieht, keine andere als Beatrix von Schwaben, die Cousine Friedrichs II., mit der er bereits in seiner Kindheit eng vertraut war. Wir sollten auch nicht vergessen, dass selbiger Friedrich II. im Jahr 1212 Constanze von Aragón heiratete, was auf eine fortlaufende Beziehung zwischen den Staufern und den Königshäusern der iberischen Halbinsel hinweist (vgl. Meyer 1998).
Auch Albertus Magnus (vgl. 1920: 1377) nennt neben geographisch ungenauen Klimazonen Spanien als das bevorzugte Pferdeland, weil die dort geborenen Pferde sich durch ihre Größe von den anderen unterscheiden: »secundum autem quod videre possumus temporibus nostris maiores corpore a tertio climate usque ad finem sexti climatis procreantur, et praepue in Hyspania« (Albertus Magnus, zit. n. Ackermann-Arlt 1990: 117).9
Ein weiteres Dokument, das diese Beziehung bezeugt, liefert Otto von Freising 1156 (vgl. Otto von Freising 1912, LXVIIII: 97). Darin berichtet er, dass Konrad III. am 27. Mai 1151 in Koblenz Pfingsten feierte und die Botschafter von König Alfons VII. verabschiedete, der nach langem Aufenthalt am deutschen Hof nach Kastilien zurückkehrte (vgl. Diego Hernando 1995: 54). Ein Ergebnis dieser Beziehung ist wohl die Hochzeit von Richilde von Polen, Friedrich Barbarossas Cousine, mit Alfons VII. im Jahr 1152.
Der Pferdehandel muss sogar besonders intensiv gewesen sein, da Alfons X. im 13. Jahrhundert den Export von Pferden ausdrücklich untersagte: »[M]ando que non saquen de míos regnos cauallos nin yeguas sin rocines nin mulo nin mula chico nin grande si non fuere mulo o mula de carga que haya cargado de mercadear e que ligue el mercadeo con su trossa« (Alfons X., zit. n. Fernández Domíngo 2009: 44, Anm. 118).10 Es ist daher offensichtlich, dass es einen regen Handel mit Pferden zwischen Spanien und dem Rest Europas gab. Die spanischen Pferde wurden aufgrund der erwähnten Eigenschaften offenbar hoch geschätzt.
Dieser Handel hielt nicht nur in diverse Annalen oder historische Texte Einzug. Das Tier wurde auch Gegenstand der Literatur, wo seine Herkunft, seine Qualität und seine edle Art thematisiert werden. Im Folgenden ist angesichts des Umstands, dass in der Literatur in einem zunehmenden und so enormen Ausmaß auf das kastilische Pferd Bezug genommen wird, von einem europäischen literarischen Thema zu sprechen.
4. Das kastilische Pferd in der mittelhochdeutschen Literatur
In der mittelalterlichen Literatur gibt es ab dem 8. Jahrhundert mehrere Anspielungen und Hinweise auf das spanische Pferd. Einen der ersten findet man in der Vita Corbiniani (vgl. Davis 1987: 73), einem Werk aus dem 8. Jahrhundert. Sein Autor ist Arbeo von Freising, vierter Bischof dieser Stadt. Sankt Korbinian wurde in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts (670-680) geboren und starb zwischen 724 und 730. Arbeo von Freising schrieb Jahrzehnte später, in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, seine Hagiographie (vgl. Arbeo 1889).
Im Text wird das Pferd, auf dem der Heilige wiederholt reitet (Kap. 7, 12, 16), als Iberus oder Hiberus bezeichnet, womit die Herkunft des Pferdes gemeint ist. Bei einer Reise Korbinians nach Pavia macht der Heilige auch in Trient Station. Sein Pferd erscheint dem Statthalter von Trient, Husingus, so schön und edel, dass er es ihm abkaufen möchte. Als Korbinian einen Verkauf ablehnt, lässt Husingus das Pferd stehlen. Bei Korbinians Rückreise von Pavia kommt ihm Husingus vor den Stadttoren von Trient entgegen und bittet ihn wegen des Diebstahls um Verzeihung. Als Entschädigung für das gestohlene Pferd bietet er ihm zwei seiner Pferde und 200 Gulden an (vgl. ebd.: 261f.).
Nach Meinung des Historikers Ralph Henry Carless Davis sind die Belege ein gutes Beispiel dafür, dass gegen Ende des 8. bzw. zu Beginn des 9. Jahrhunderts ein reger Pferdehandel stattfand (vgl. Davis 1987: 73). Ergänzend ist zu bemerken, dass das iberische Pferd dabei vermutlich eine Hauptrolle gespielt hat, das ergibt sich zumindest aus den Erwähnungen, die in der mittelalterlichen Literatur über die Herkunft der Pferde zu finden sind.11
Die Verbreitung des kastilischen Pferdes kann auch anhand der Referenzen im berühmten Roman de Rou bestätigt werden, der 1160 von Wace verfasst wurde. Hier findet sich eine weitere Stelle, in der darauf hingewiesen wird, dass selbst Wilhelm der Eroberer in der Schlacht von Hastings ein aus Spanien stammendes Pferd12 ritt:
Sun boen cheval fiʃt demander,
Ne poeit l’en meillor trover;
D’Éʃpaingne li out envéié
Un Reis, par mult grant amiʃtié;
Armes ne preʃʃe ne dotaʃt,
Se ʃis Sires l’eʃperonaʃt
Galtier Giffart l’out amené,
Ki à Saint Jame aveit eʃté (Wace 1860: 128 u. 130).13
Hier wird der Jakobsweg erwähnt, der vermutlich ein entscheidender Handelsweg für die Verbreitung des kastilischen Pferdes gewesen ist. Galtier Giffard, Williams Begleiter in der Schlacht von Hastings, war auch als Giffard von Barbastro bekannt, da er 1063 als Kreuzfahrer an der Belagerung von Barbastro teilgenommen hatte (zu den Beweggründen und Folgen des sogenannten Barbastro-Kreuzzugs vgl. Bishko 1968/1969).
Wenig später erlangte Robert de Bellême dadurch große Popularität, dass er spanische Pferde nach England importierte (vgl. Youatt/Skinner 1843: 21). Tatsächlich lobte Giraldus Cambrensis eine Herde dieser Herkunft (vgl. Hyland 1996: 69).
In Bezug auf Wilhelm den Eroberer ist es aufschlussreich, den Wandteppich von Bayeux heranzuziehen, der die Ereignisse vor Wilhelms Eroberung Englands abbildet. Darin sind mehrere Darstellungen von Pferden zu finden, von denen einige den Amble-Schritt (eine Art Laufschritt) perfekt festhalten. Dabei kann man sehen, dass die Beine des Tieres je nach Körperhälfte in verschiedenen Farben gewebt wurden, wie die Szenen 50 bzw. 52 zeigen (Abb. 1 u. 2).
Auch im Alexanderroman von 1180 wird die spanische Herkunft des Pferdes betont. Alexandre de Bernay erwähnt in seinem Werk Li Romans d’Alixandre (um 1180), dass das Pferd, auf dem Alexander der Große reitet, als »Zerstörer Castelain« bezeichnet wird (Alexandre de Bernay 1846: 477).
Weitere Hinweise finden sich bei Chrétien de Troyes, dem Verfasser mehrerer französischer Artusromane. So beschreibt er in Érec et Énide das Pferd des Helden als »destrier d’Espaigne« (Chrétien de Troyes 1952: v. 2391) wie auch in Lancelot ou le chevalier de la charrette. Darin vergleicht er es sogar mit Bucephalus, dem Pferd Alexanders des Großen (afz.: »bucifax«):
Quant l’ont armé, li uns d’ax vait
Amener un destrier d’Espaigne
Tel qui plus tost cort par chanpaigne,
Par bois, par tertres et par vax
Que ne fist li boens Bucifax. (Chrétien de Troyes 1989: v. 6798-6802)14
Etwas später lässt sich der erste Hinweis in der mittelhochdeutschen Literatur finden, nämlich im Erec von Hartmann von Aue, geschrieben zwischen 1180 und 1190. In besagtem Text fehlt dem Helden die Grundausstattung, um an einem Turnier teilzunehmen, und es wird König Artus selbst sein, der unter anderem fünf Pferde15 aus Spanien zur Verfügung stellt: »Fünf rós von Spanje« (Hartmann von Aue 2012: 2320).
Wenig später findet man eine neue Referenz: »nû saz der wirt von Brandigân / ûf ein schœne kastelân« (ebd.: 9864f.).16 Hier ist das ursprüngliche Adjektiv kastelân substantiviert. Das kann als Beleg dafür gelten, dass sich die Bezeichnung kastelân in der höfischen Literatur allmählich durchsetzt. Bestätigt wird diese Annahme durch zahlreiche Belegstellen in der Literatur des 13. Jahrhunderts.
Zum Beispiel findet man in Ulrich von Zatzikhovens Lanzelet, einem Artusroman aus dem Jahr 1200, das Substantiv kastelân als Synonym für Qualitätsarbeitspferd:
Ir pferît und ir kastelân
Diu wâren sô das man nicht van
Ze Pûlan noch ze Spangelant
Diu sich im gelîchen mühten (Ulrich von Zatzikhoven 2008: 8876-8879).17
Im Parzival (1200/1210) Wolframs von Eschenbach häufen sich die Beispiele:
er reit ein schœne kastelân:
îns schildes was vil wênic ganz.
er hiez Karnahkarnanz (Wolfram von Eschenbach 1891: 121, v. 24-26).18
dô zôher im dar nâher sân
des tôten mannes kastelân:
daz truoc pein hôh unde lanc.
der gewâpent in den satel spranc (Wolfram von Eschenbach 1891: 157, v. 25-28).19
Dô saz der künec von Brandigân
ûf ein gewâpent kastelân.
daz was geheizen Guverjorz. (Wolfram von Eschenbach 1891: 210, v. 5-7).20
durch tjoste bringen warf sîn ors
von im der küene Segramors.
umbe wande ouch sich dez kastelân,
dâ Parzivâl der wol getân (Wolfram von Eschenbach 1891: 288, v. 6-9).21
Segramors kastelân
huop sich gein sînem barne sân. (Wolfram von Eschenbach 1891: 289, v. 3f.)22
Nu hœrt wie diu juncfrouwe reit.
ein mûl hôch als ein kastelân (Wolfram von Eschenbach 1891: 312, v. 6f.).23
er het och selbe hôhen muot
und reit ein schœne kastelân,
daz Meljacanz dort gewan (Wolfram von Eschenbach 1891: 357, v. 20-22).24
mac gotes kunst die helfe hân,
diu wîse mir diz kastelân
dez wægest umb die reise mîn (Wolfram von Eschenbach 1891: 452, v. 5-7).25
innen des der wunde rîter spranc
ûf Gâwânes kastelân.
ich wæne daz was missetân.
er unt sîn frouwe riten (Wolfram von Eschenbach 1891: 522, v. 26-29).26
manec schœne kastelân
man bî den soumen ziehen sach.
rîtr und frouwen hinden (Wolfram von Eschenbach 1891: 669, v. 10-12).27
Artûs spranc ûf ein kastelân.
al dise frouwen wol getân
und al die rîter neben (Wolfram von Eschenbach 1891: 671, v. 21-23).28
An diesen Beispielen ist ersichtlich, dass der Begriff kastelân für ein Pferd von enormem Wert und großer Schönheit verwendet wird. Kurz gesagt, das Reiten eines kastelân wird zu einem weiteren Wesensmerkmal des höfischen Herrn. In ähnlicher Weise werden Gralspferde wegen ihres immensen Mutes und ihrer Tüchtigkeit als kastelân bezeichnet.29
Von den Autoren des mittelalterlichen höfischen Romans kann man Gottfried von Straßburg zitieren, der in seinem Tristan (1210) den Begriff häufig verwendet:
dar îlten sî dô balde.
dâ vundens ouch Morgânen
und ûf kastelânen
vil ritter Britûne haben. (Gottfried von Straßburg 1986: 5362-5365).30
in Spanien lant und anders wa
wart nie dehein schöneres erzogen (Gottfried von Straßburg 1986: 6664f).31
uf sinen spaniol saz er do (Gottfried von Straßburg 1986: 9215).32
Bei Gottfried von Straßburg finden wir zudem auch das Substantiv spaniol. Sein Gebrauch ähnelt dem von kastelân im Sinne eines Statussymbols, das gleichermaßen für Können und Tapferkeit des Helden steht.
Es ist auch zu beachten, dass die Belege für den Begriff kastelân nicht auf den höfischen Roman beschränkt sind, sondern dass im Heldenepos des Mittelalters auch einige Hinweise zu finden sind. Dies ist der Fall bei der Kudrun. Obwohl es erst in einer Handschrift aus dem 16. Jahrhundert überliefert ist, stammt es vermutlich aus dem 13. Jahrhundert (vgl. o.A. 1969: 84, unter Berufung auf Droege 1913):
Dar zuo man brâht gesatelet zwelf kastelân
und auch manege brünne und helme wohl getan (o.A. 1969: 303,1).33
Die Beispiele belegen, dass der kastelân zu einem unverzichtbaren Element in der Ritterkonfiguration geworden ist und den gleichen Stellenwert hat wie Rüstungen und Waffen des Ritters. Für Ackermann-Arlt ist die Verbindung von geographischer Nennung und Wertigkeit des Pferdes ganz klar: »Mit der geographischen Nennung der Ursprungsländer ist noch nichts Konkretes über das Exterieur oder das Verhalten des Pferdes ausgesagt. Die Dichter geben ihren Pferden damit eine ganz allgemeine Wertigkeit – je weiter entfernt das Herkunftsland ist, desto kostbarer erscheint das Tier.« (Ackermann-Arlt 1990: 117, Anm. 40)
Weitere Belegstellen lassen sich in zahlreichen Werken aus dem 13. Jahrhundert finden, etwa in Wolframs Willehalm, Wirnts von Gravenberg Wigalois, den anonymen Heldenepen Dietrichs Flucht, Wolfdietrich und Ortnit oder Konrads von Würzburg Trojanerkrieg. Bei jedem von ihnen wird kastelân zur Charakterisierung des Pferdes des Helden als eines Pferdes von großem Wert und herrlicher Schönheit verwendet. Hinzu kommt eine exotische Dimension, wenn Pferde als Reittiere des ›fernen Königreichs Spanien‹ bezeichnet werden, wie wir an den Beispielen des höfischen Romans sahen. Es wird sich sicherlich lohnen, das Studium dieser Elemente in zukünftigen Forschungen zur Verwendung des Begriffes im gesamten Mittelalter fortzuführen.
5. Schlussfolgerung
Bereits in der Antike finden sich zahlreiche Hinweise auf die Qualität von Pferden hispanischer Herkunft. Traditionell wurde angenommen, dass die Mischung der ursprünglichen hispanischen Morphotypen mit den Arabern ein Pferd hervorgebracht hat, das die besten Eigenschaften beider Genpools kombiniert und ein Pferd erzeugt, das in ganz Europa hochgeschätzt wird. Der Ruf des Pferdes rein spanischer Herkunft war jedoch schon vor dieser Mischung exzellent. Es scheint ein Konsens über die hohe Qualität der spanischen Pferde zu bestehen (vgl. ebd.: 116, Anm. 40).
Eine der Eigenschaften des hispanischen Pferdes war die Tölt-Gangart, welche die Stabilität des Ritters in voller Montur erleichterte. Diese Gangart machte es zusammen mit den physischen Eigenschaften zu einem hochbegehrten Objekt in allen mittelalterlichen Heeren.
Möglicherweise war der Handel mit hispanischen Pferden und ihr Export nach Europa schon während des frühen Mittelalters verbreitet. Als begünstigende Faktoren lassen sich das gute Verhältnis der kastilischen Krone zu den Staufern und der Jakobsweg anführen, der den Kontakt mit den europäischen Fürstentümern erheblich erleichterte.
Nach und nach tauchen auch in der mittelalterlichen Literatur Hinweise auf das kastilische oder spanische Pferd als Synonym für ein Pferd von großem Wert auf. Beispiele in der französischen Literatur gibt es bei Wace oder Chrétien de Troyes. Fast gleichzeitig verwendet die deutsche Literatur des Mittelalters den Begriff kastelân. Der Gebrauch lässt sich in den höfischen Romanen von Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach oder Gottfried von Straßburg nachweisen. In den untersuchten Werken (Erec, Parzival, Tristan) wird das Pferd der Helden stets als ›kastelân‹ hervorgehoben, wobei der Begriff die signifikanten Eigenschaften des Pferdes im Kampf konnotiert. Somit wird die Bezeichnung kastelân aufgrund ihres historischen Ursprungs und ihrer Bedeutung im mittelalterlichen deutschen Heldenepos und höfischen Roman zu einem Schlüsselbegriff.
Anmerkungen
1 »Für diese bei höchstmöglicher Geschwindigkeit der Pferde zu tragende Last, die zwischen 14 und 15 arrobas an Gewicht [ca. 170 kg; F.J.M.-A.] betrug (Reiter mit Rüstung sowie Panzerung des Pferdes), war das kastilisch-leonisische Pferd, das vom fieldón abstammte, unter allen Morphotypen, die damals auf der iberischen Halbinsel existierten, am besten geeignet. Mit seiner Kraft, Energie und Fähigkeit konnte es diese schwere Last tragen. Dank seinem Passgang erreichte es eine höhere Geschwindigkeit beim Traben als andere Pferdearten.« Alle Übersetzungen stammen, falls nicht anders gekennzeichnet, vom Autor.
2 »Im gleichen Spanien gibt es auch die galläzische und asturische Pferderasse; es sind die, welche wir Tieldones [Paßgänger] nennen; wenn sie Asturcones [Zelter] [sic]. Sie bringen welche hervor, die beim Laufen nicht den gewöhnlichen Schritt haben, sondern einen sanften Gang durch abwechselndes Vorsetzen der Füße; daher wird auch überliefert, die Pferde seien künstlich abgerichtet, im Paßgang auszugreifen.« (Plinius 2007: 123)
3 »Es gibt bei uns vier Arten von gezähmten Pferden: Kriegspferde, die als Dextrarii bezeichnet werden, Palafridis, Gespannpferde und Runcini. Die Kriegspferde sollten nicht kastriert werden, da sie dadurch ängstlich werden. Diese Pferde genießen musikalische Klänge und werden durch den Klang von Waffen erregt und sind bereit, gegen andere Kriegspferde zu kämpfen. Sie können auch springen und in die Schlachtlinie stürmen, beißen und treten, und manchmal lieben sie ihre Besitzer und Betreuer so sehr, dass sie aus Trauer Nahrung verweigern und verhungern, wenn sie sie verlieren.«
4 »Die ersten sind große Schlacht- und Streitpferde. Sie werden auf Latein Dextrarii genannt und man sollte sie nicht kastrieren, da sie ängstlich werden. Diese großen Schlacht- oder Streitpferde hören gerne Pfeifen und Saitenspiel und den Klang von Rüstungen. […] Die anderen Pferde sind die sogenannten Reißpferde. Sie sind gut zum Reiten und man sollte sie nicht kastrieren, damit sie nicht ängstlich und schwerfällig werden. Die Trittpferde sind Renner und gut zum Laufen und Fliehen geeignet. Man sollte sie jedoch unter Kontrolle halten, damit die Sehnen durch die Hitze der Bewegung nicht austrocknen. Die vierten Pferde sind die gewöhnlichen Karrenpferde, die gut zum Ziehen von Lasten geeignet sind.«
5 »Alphaeus will yield to you in horses, Clitumnus in cattle, although sacred Alpheus exercises with Olympic palms the flying chariots through the spaces, and Clitumnus once immolated huge bullocks for the Capitoline victims. You do not search for the groves of Etruria as you are more fertile in food, nor do you, full as you are of palms, wonder at the groves of Molorchus, nor in the running of your horses will you envy the Elean chariots.« (Al-Tamini 2021)
6 Über die verschiedenen Phasen siehe zum Beispiel Ladero Quesada (2014: 13-35) und zum Konzept die Monographie von Valdeón Baruque (2006).
7 »Schon die Könige von León errichteten ein königliches Gestüt in Valdeburón […]. Daran erinnert diese Gemarkung Philipp V. in einem Memorandum von 1717, in dem es heißt, ›dass in diesem Tal die Könige von León die Zucht von Fohlen und Pferden einrichteten, die in ihren ruhmreichen Kriegen dienten. Insofern handelt es sich hier um ein altes Gebiet der königlichen Gestüte‹. Dort wurden – so Casas – sehr gute thieldonische Pferde gezüchtet.« Abad Gavín bezieht sich auf Martino (1980: 97) und Casas (1843: 11).
8 »Die Botschafter der Königin von Spanien sind angekommen und haben dem Kaiser die schönsten Kriegspferde und prächtige Geschenke gebracht.«
9 »Jedoch werden gemäß dem, was wir in unseren Zeiten beobachten können, die körperlich größeren Pferde vom dritten Klima bis zum Ende des sechsten Klimas geboren, insbesondere in Spanien/Hispanien.«
10 »Ich befehle, dass aus meinen Königreichen weder Pferde noch Stuten ohne Gäule noch Maulesel noch Mauleselin, klein oder groß, ausgeführt werden dürfen. Außer es handelt sich um Lastmaulesel oder Lastmauleselin, die mit Handelsware beladen sind.«
11 Albertus Magnus erklärt die Bedeutung der geographischen Herkunft eines Pferdes, wobei er u.a. Spanien hervorhebt (vgl. Lewis 1974: 15).
12 Zwar könnte es sich dabei statt einer historischen Tatsache auch ›lediglich‹ um ein literarisches Motiv handeln, aber dennoch zeigt es die Präsenz dieses Elements im Vorstellungshorizont des Publikums.
13 »He girdes his Sword, which a Varlet had fought / And order’d his own noble Steed to be brought. // Better Steed never came from the Paſtures of Spain, / A King’s gift, and given his friendſhip to gain. / He fear’d not the craſhing of Arms, or the Throng, / When the Spur of his Seignor had urg’d him along. / Walter Griffart had brought hin, as whilome he went / To St. Jago in Spain, – by the Duke thither ſent.« (Wace 1860: 129 u. 131)
14 »Als sie ihn bewaffneten, ging einer von ihnen / Um ein Pferd aus Spanien zu bringen, / Eines, das schneller über die Ebene rennt, / Durch Wälder, Hügel und Täler / Als das, was der gute Bucifax tat.«
15 Zur Interpretation der Bedeutung des Pferdes in Hartmanns Text siehe zum Beispiel Bennewitz (2002: 1-17), Gephart (2007: 353-367) und auch Lewis (1974).
16 »Nun stieg der Gast von Brandigan / auf einen schönen Kastellan«.
17 »Ihre Pferde und ihre Kastellan / Waren so, dass man sie / Weder in Apulien noch in Spanien / Vergleichen konnte.«
18 »Er ritt ein schönes Kastilian; / An seinem Schild war wenig ganz. / Er hieß Karnachkarnanz« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 169).
19 »Näher zog er dann heran / Des toten Mannes Kastilian; / Es war von Beinen hoch und lang. / Der gewappnet in den Sattel sprang« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 212).
20 »Da bestieg der König von Brandigan / Ein gewappnet Kastilian, / Das hieß mit Namen Guverjorz« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 280).
21 »Die Tjost zu bringen warf sein Pferd / Segramors der Degen wert. / Auch wandte sich das Kastilian, / Drauf Parzival der kühne Mann / Noch der Besinnung ohne saß / Und das Blut mit Augen maß« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 389).
22 »Segramors Kastilian / Hob sich zu seinem Stall hindann« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 390).
23 »Nun höret wie die Jungfrau ritt: / Ein Maultier wie ein Kastilian« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 418).
24 »Er trug auch selber hohen Mut, / Und ritt ein schönes Kastilian, / Das einst Meljakanz gewann« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 478f.).
25 »Kann von Gott und Hilfe nahn, / So weis er dieses Kastilian, / Dass meine Reise glücklich sei« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 1: 606).
26 »Derweil der wunde Ritter sprang / Auf Gawanens Kastilian: / Wohl dünkt mich, das war missgetan. / So ritt er mit der Frauen hin« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 2: 98).
27 »Manches schöne Kastilian / Sah man bei dem Zaume ziehn, / Schöne Fraun und Ritter kühn« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 2: 256f.).
28 »Artus Sprang auf ein Kastilian: / Zu all den Frauen wohlgetan / Und den Rittern neben ihnen« (Wolfram von Eschenbach 1842, Bd. 2: 259).
29 Zur Bedeutung der Gralspferde siehe Ackermann-Arlt (1990: 44-46) und Lewis (1971: 194-196).
30 »Da eilten sie dahin alsbald / Und fanden auch Morganen / Und auf Castilianen / Viel der britschen Ritter da.« (Gottfried von Straßburg 1855: 220)
31 »In Spanienland, noch fern und nah, / Ward nie ein schöneres erzogen.« (Gottfried von Straßburg 1855: 272)
32 »Den Spaniol bestieg er drauf« (Gottfried von Straßburg 1855: 376).
33 »Zwölf kastilische Pferde gesattelt brachte man / Und auch genug der Panzer und Helme wohlgethan« (Gudrun 1866: 69).
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