AG Open-Access-Finanzierung der Enable!-Community
Leistungen und Kostenrahmen für zeitgemäße Open-Access-Publikationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften
Vorschlag für eine Differenzierung von Open-Access-Gebühren
verlagstypischen Leistungen entsprechend
Version 5 vom 9.3.2021: Jennifer Eichler (wbv Media), Christina Lembrecht (De Gruyter) und Karin Werner (transcript)
Dieses Papier ist als Zwischenergebnis eines seit April 2020 fortdauernden Austausches innerhalb der AG Open-Access-Finanzierung der Enable!-Community zu verstehen. Die Verfasserinnen verfolgen damit die Absicht, die Leistungen und den damit verbundenen Kostenrahmen für Open-Access-Buchpublikationen transparent und nachvollziehbar zu machen, um damit die Open-Access-Transformation zu beschleunigen. Das Papier kann und soll nicht als Empfehlung der Enable!-Community gelten, sondern als substanzieller Diskussionsbeitrag. Die Verfasserinnen betonen, dass die im Folgenden genannten Kosten für einzelne Arbeitsschritte und -bereiche sowohl von Publikation zu Publikation als auch zwischen den hier vertretenen Verlagen variieren. Das hier modellierte 300-Seiten-Durchschnittsbuch ist also das Ergebnis einer methodischen Reduktion zum Zwecke der besseren Veranschaulichung.
Einige Punkte bleiben beim derzeitigen Diskussionsstand unbeantwortet, diese sind namentlich die Frage des Verlagsgewinns und des hierfür zugrunde zu legenden kalkulatorischen Ansatzes.
Diesen Ansprüchen sollen Open-Access-Gebühren genügen:
Sie sollen ...
- leistungsbezogen (vergleichbar)
- transparent (differenziert)
- an der Open-Access-Transformation ausgerichtet sein, d.h. Anreize für die Verbesserung von Datenqualität und Verbreitung bieten.
Daraus folgt:
- Die Open-Access-Gebühren sollen sich zukünftig einzig an den Leistungen und Kosten für die Erstellung der (OA-)E-Book-Ausgabe orientieren. Diese sollen durch die OA-Förderung abgedeckt werden.
- Es ist anzustreben, variierende Umfänge und die publikationsspezifischen, individuellen Aufwände bei der Erstellung (Sonderzeichen, Diagramme, Abbildungen etc.) mit ins Rechenmodell einbeziehen.
- Nicht angesetzt werden sollen hingegen entgangene Verkäufe Print und E-Book! Dies wäre eine Fehlsteuerung, die die Printausgabe als Norm setzt. Das hier vorgeschlagene Modell will also nicht die Open-Access-Stellung eines schon vorhandenen Buches, sondern die Veröffentlichung eines E-Books direkt im Open Access finanzieren.
- Die Printausgabe wird damit zu einer optionalen zusätzlichen Leistung.
Kostenaufstellung und Verlagsangebot
Im Folgenden werden wir die Kosten und damit verbundenen Leistungen für ein E-Book (OA) detailliert aufschlüsseln. Unser Beispiel geht von einem 300-Seiten-Werk aus, das leicht realisierbar ist. Für komplexere Werke steigen naturgemäß die Kosten. Wodurch dies (ggf.) der Fall ist (Kostenfaktoren), wird im Folgenden genau beschrieben. Die Kostenbeispiele sind also als eine Annäherung zu verstehen, nicht als verbindliches Angebot. Die Umsetzung kann günstiger oder auch teurer werden, je nach Aufwänden(die allerdings auch nachgewiesen werden müssen).
Eines ist noch zu beachten: Die fein granulare Darstellung der Leistungen und der Kosten kann im Angebot nicht in dieser Weise erfolgen, da sie zu aufwendig und kommunikativ nicht vermittelbar wäre. Verlage werden in ihren OA-Angeboten Kostengruppen bilden, wie dies auch bei anderen Angeboten aus der Alltagswelt der Fall ist: Wenn man ein Angebot für eine Badsanierung einholt, werden in der Regel die Materialkosten ausgewiesen (in unserem Fall die direkt dem Produkt zurechenbaren Kosten) und die Arbeitszeit der/des Handwerkers (in unserem Fall die indirekten Kosten). Dass der Handwerker einen Meister hat, die Werkzeuge, die er nutzt, auch anschaffen muss, dass er Kosten für Büro und Buchhaltung hat, wird in einem solchen Angebot nicht einzeln ausgewiesen, sondern ist im Stundensatz subsumiert.
Die Überführung dieses Kosten- und Leistungsspektrums in konkrete Angebote und der bei den Förderern bestehende Bedarf eines Nachweises ist ein Thema, das in einer weiteren AG-Sitzung behandelt werden könnte. Es wäre ideal, wenn sich die Finanzierung von Open-Access-Publikationen an Leistungsclustern orientiert, wie sie in diesem Dokument als Vorschlag aufeinander abgestimmt präsentiert werden.
Vergleichbarkeit von Verlagsleistungen und Workflows
Um dem kompletten Leistungsspektrum von Verlagen gerecht zu werden, unterscheiden wir hier folgende Kostenarten (Aufschlüsselung der einzelnen Kostenträger):
Standardkosten
- Gemeinkosten werden hier der Übersicht halber in drei Untergruppen gefasst:
Basis-Aufwände
Allgemein (Gebäude etc.)
Digitale Leistungen
- Seitenspezifische direkte Kosten (Buchherstellung, technical copy editing, Grafiken/Tabellen, andere)
Optionale, publikationsspezifische Zusatzaufwände:
- Zusatzkosten E-Book
- Zusatzkosten Printausgabe (begründet durch die Spezifik des Buchprojektes oder/und Autorenwünsche)
Verlagsgewinn
(siehe dazu den Abschnitt am Ende dieses Textes)
Die angesetzten Kosten sind als Annäherungen zu verstehen. Sie resultieren aus dem Vergleich der Zahlen der Verlage De Gruyter, wbv Media und transcript (2020). Diese Preise verstehen sich exkl. optionaler Zusatzleistungen in den Bereichen Lektorat und Korrektorat, Projektbetreuung, Herstellung usw. (s.o.) sowie exklusive Verlagsgewinn. Sie verstehen sich zzgl. ges. MwSt.
Basisaufwände
Basisaufwände fließen in jedes OA-E-Book ein, unabhängig vom Umfang (ohne printspezifische Aufwände).
Darunter werden gefasst:
Leistung | Kostenrahmen |
Qualitätskontrolle diverse Lektüren und Prüfungen, Durchführung oder Bearbeitung von Reviews, je nach Prozedere bei einzelnen Reihen | 300 Euro |
Technisch-herstellerische Prüfung (zum Beispiel Qualität der Abbildungen) und Kalkulation bzw. Umsetzungsszenarien | 200 Euro |
Vertragserstellung | 100 Euro |
Vorankündigung und erste Titelmeldung noch nicht gesättigte Datendichte, zum Teil in den unten behandelten digitalen Leistungen enthalten | 500 Euro |
Umschlaggestaltung, -archivierung und -versionierungen | 400 Euro |
Projektmanagement/Projektbetreuung | 500 Euro |
PR | 300 Euro |
Messe- und Tagungsbeteiligungen/Büchertische | 200 Euro |
Rights Management und Verhandlungen | 100 Euro |
Ein unkompliziertes E-Book erzeugt also im Durchschnitt Basis-Aufwände von ca. 2.600,00 Euro netto.
Verlagsgemeinkosten allgemein
Gebäudeunterhaltung, technische bzw. Büro-Ausstattung, Buchhaltung, Sekretariat, andere Servicebereiche, Mitgliedsbeiträge und Gebühren, Lizenzgebühren (Software u.a.), Beratungen, varia:
500,00 bis 700,00 Euro
Basiskosten für Datenqualität
Leistungen, die ihren Ausdruck in Umfang, Struktur und Qualität der Daten (Content- und Metadaten) finden. Diese werden weiter unten in drei Ebenen Gold, Silber und Bronze unterschieden.
Erläuterung des digitalen Workflows
Bei der Kapazität der Erstellung hochwertiger digitaler Content- und Metadaten unterscheiden sich die Kosten pro Buchpublikation signifikant. Der klassische Workflow für die Erstellung eines Buches mit dem Ziel der Printausgabe ist komplett anders und wesentlich einfacher als der Workflow für die Erstellung eines vollwertigen E-Books.
Wie kann man sich das vorstellen? Der Print-Workflow ist ein Flow mit wenig Brüchen. Die Dateien werden so, wie die Autoren sie anliefern, sukzessive bearbeitet. Beim digitalen Workflow werden wesentlich mehr Daten akquiriert und verwaltet, die Content-Daten werden über diverse Markierungen und Konvertierungen zu strukturierten XML-Daten gewandelt, fein granuliert und über Datenbanken verwaltet, von dort in mehreren Schritten exportiert. Die Workflows für die Printausgabe und der digital-first-Workflow haben nur noch wenig miteinander gemein. Der klassische Flow zielt darauf ab, ein Buch zu machen, der digitale zielt darauf ab, sehr verschiedene Arten von Daten in Datenbanken zu archivieren, diese medienneutral auszugeben und online verfügbar zu machen.
Durch den digitalen Workflow werden die Daten digital indizierbar, referenzierbar und analysierbar.
Die Unterschiede in den digitalen Leistungen ganz knapp und konkret:
- Herstellung medienneutral
(Ausgaben: geschlossene Buch- vs. offene XML-Daten für die einzelnen Buchkapitel) - Verwaltung der Content- und Metadaten in Datenbanken
- (Langzeit-)Archivierung und Hosting der Content- und Metadaten
- Granulierung der Daten und Registrierung von DOI
- Distribution/Ausgabe der Daten (eigene Plattform, Fremdplattformen)
- Erhebung, Archivierung und Ausgabe von OA-Nutzungsdaten
- Kompetentes Rights Management, Archivierung und Distribution der Lizenzen
Wenn alle genannten Punkte eingelöst werden, hat der Verlag einen vollumfänglichen digitalen Workflow, bei dem die Printausgabe ein Nebenprodukt sein kann. Sie hat hier den Status eines weiteren Ausgabeformates.
Die Qualität der Daten einer Open-Access-Publikation ist also das Ergebnis einer darauf abgestellten Organisation. Diese manifestiert sich direkt in den Gemeinkosten, die beim digitalen Workflow deutlich höher sind als bei dem erheblich einfacheren Buch-Workflow. Dazu tragen besonders Softwarekosten sowie Kosten für qualifiziertes Personal bei, das die nötigen Systeme sowie die darin verwalteten Daten aufbaut, pflegt und laufend aktuell hält. Drittens schlagen die diversen Konvertierungs-, Import- und Exportvorgänge für das einzelne Buch zeitlich zu Buche.
Seitenspezifische Kosten/Aufwände
- Technical Copy Editing und Herstellung: 3,50 bis 6,50 Euro/Seite (für sehr einfachen Standard, automatisierter Satz in Verlags- oder Reihenlayout)
- Individuell notwendige seitenspezifische Zusatzleistungen (aufwendiges Korrektorat/Lektorat z. B. 6 bis 10 Eur/Seite, aufwendige Managementprozesse, varia)
- Gestaltung von Grafiken, Abbildungen und aufwändigen Tabellen: 25,00 bis 35,00 Euro/Stück (oder mehr z. B. bei ganzseitigen Infografiken)
Zusatzleistungen bzw. weitere mögliche Kostenfaktoren
- kostenintensive Bildlizenzen/Abdrucklizenzen
- hohe Zahl von Hyperlinks (manchmal tausende pro Publikation)
- Bildbearbeitung
- Registererstellung
- hoher Satzaufwand
(z. B. Satz in gestaltungsintensivem Layout, Entwicklung eines eigenen Layouts) - Printauflage und Verkauf
(inkl. ISBN, Buchhandelsvertrieb, Logistik, Lagerkosten, Vertreterprovisionen etc.) - aufwendige Printauflage (Hardcover, vollfarbiger Druck, Sonderfarben, Lesebändchen, ...)
- Print-Freiexemplare (für Herausgeber, Autorinnen, Beitragende)
- Printauflage mit dem Wunsch nach einem tieferen Ladenpreis, als eine kostendeckende Kalkulation zulässt (s.u.)
Differenzierung der Qualität der digitalen Leistungen und Kosten
Es wird hier eine Vergütung basierend auf drei Ebenen vorgeschlagen:
Gold = viele und qualitativ hochwertige Daten Silber = relativ viele und gute Daten Bronze = weniger und grob ausreichende Content- und Metadaten |
1) GOLDSTANDARD = Beste Qualität der Daten
Medienneutrale Buchherstellung: medienneutral und mit verschiedenen Ausgabeformaten: PDF, EPUB, XML-Daten u.a.
Fein granulierter Content (einzelne Kapitel) mit eigenen DOIs
Metadaten: umfangreich und (perspektivisch) mit Crosslinking-Option zum Content (Abstract, Literaturverzeichnisse, analog zu den wissenschaftlichen Journals), Details siehe Anhang.
Content- und Metadaten sind in einem eigenen Repositorium fein strukturiert verfügbar
Breite Distribution: Content- und Metadaten sind auf allen im jeweiligen Fach relevanten Plattformen nutzbar
Autorendaten: ORCID vorhanden und gemeldet
Förderdaten: werden publiziert und gemeldet
Plattform/Repositorium: eigene vorhanden (s.o.)
Internationale Distribution von Titel-/Metadaten
Nutzungsdaten: werden differenziert und öffentlich sichtbar ausgegeben (Datenbank-Export: lesen und herunterladen).
PR und Kommunikation: OA ist voll integriert und die Publikationen stehen klassischen Büchern in nichts nach, Download-Links sind z.B. Teil des Newsletters (link to read).
Gemeinkosten für digitale Leistungen nach Goldstandard für 300-Seiten-E-Book: ca. 2000,00 Euro
2) SILBERSTANDARD = mind. 7 der Kriterien für den Goldstandard erfüllt
z.B.:
Medienneutrale Buchherstellung: nicht vorhanden, E-Book im PDF-Format
Metadaten: umfangreich.
Content- und Metadaten: sind (datenbank-basiert) fein strukturiert verfügbar
Granulierung: grob
Autorendaten: ORCID vorhanden und gemeldet
Plattform/Repositorium: vorhanden
Nutzungsdaten: keine öffentliche Ausgabe auf eigener Plattform
PR und Kommunikation: OA ist voll integriert
Gemeinkosten für digitale Leistungen nach Silberstandard für 300-Seiten-E-Book: 1000,00 bis 1.500,00 Euro
3) BRONZESTANDARD = Minimum
Medienneutrale Herstellung: nicht vorhanden, E-Book im PDF-Format
Metadaten: basal, Meldung: CSV vs. ONIX (oder altes ONIX).
Förderdaten in Titelmeldung
PR und Kommunikation: OA ist teilweise integriert
Gemeinkosten für digitale Leistungen nach Bronzestandard für 300-Seiten-E-Book: 300,00 bis 500,00 Euro
Beispielkalkulationen für OA-Bücher
BEISPIELRECHNUNG 1
Gesamtkosten Open-Access-E-Book (simples E-Book von 300 Seiten ohne Zusatzaufwände):
Basisaufwand | 2.600 Euro |
Gemeinkosten allgemein | 500 Euro |
Digitale Aufwände (je nach Datenstandard) | 300 bis 2.000 Euro |
Seitenspezifische Aufwände (3,50 Euro pro Seite) | 1.050 Euro |
Die Gesamtaufwände betragen also für ein sehr simples E-Book im Open Access – je nach der Qualität der digitalen Daten – 4.450,00 Euro (Bronze) bis 6.150,00 Euro (Gold).
Diese Preise verstehen sich exkl. optionaler Zusatzleistungen in den Bereichen Lektorat und Korrektorat, Projektbetreuung, Herstellung usw. (s.o.) sowie exklusive Verlagsgewinn.
BEISPIELRECHNUNG 2
Gesamtkosten Open-Access-E-Book (mittelmäßig aufwendiges E-Book mit Lektorat, Abbildungsgestaltung und Print-Freiexemplaren):
Basisaufwand | 2.600 Euro |
Gemeinkosten allgemein | 500 Euro |
Digitale Aufwände (je nach Datenstandard) | 300 bis 2.000 Euro |
Seitenspezifische Aufwände inkl. Korrektorat (7,50 Euro pro Seite) | 2.250 Euro |
Abbildungsbearbeitung und -gestaltung (30 Abbildungen und Tabellen á 30 Euro) | 900 Euro |
Zusätzlich gewünschte Printexemplare (nicht über Verkauf finanzierbar) (25 Exemplare á 24,43 Euro) | 610,75 Euro |
Die Gesamtaufwände betragen also für ein mittelmäßig aufwendiges E-Book mit Lektorat und neu gestalteten Abbildungen im Open Access plus 25 Print-Freiexemplaren – je nach der Qualität der digitalen Daten – 7.160,75 Euro (bronze) bis 8.860,75 Euro (gold).
Diese Preise verstehen sich weiterhin exkl. Zusatzleistungen in Projektbetreuung, Herstellung usw. (s.o.) sowie exklusive Verlagsgewinn.
Kosten der Printausgabe
Die Erstellung der Printausgabe (in den Fällen, in denen sie weiterhin benötigt wird,) soll von den Kosten entkoppelt werden. Sie soll von den Verlagen möglichst so realisiert werden, dass sie sich durch die Verkaufseinnahmen selbst tragen kann. Hohe printspezifische Aufwände müssen über einen entsprechend hohen Verkaufspreis der Printausgabe realisiert werden. Es gibt aber auch Sonderfälle, bei denen das nicht möglich ist.
Sonderfälle
Was tun wenn Autor*innen auf einem niedrigen Ladenpreis für die Printausgabe bestehen? Darf der Verlag die dadurch entstehende Unterdeckung den Autor*innen in Rechnung stellen (z.B. bei LP unter 40 Euro für ein 300-Seiten-Buch)?
Das Gleiche gilt, wenn Autor*innen eine hohe Zahl von Farbabbildungen und/oder spezielle Ausstattung (Papiere, Bindung, Umschlag etc.) brauchen, die über die entkoppelte Print-only-Kalkulation nicht abdeckbar sind.
Dafür können und müssen Lösungen entwickelt werden, denn die Unterdeckung ist leicht berechenbar. Wenn die Herstellungskosten höher sind als der Nettoerlös, besteht hier Handlungsbedarf.
Fallbeispiel aus der Verlagspraxis: Printausgabe mit Sonderausstattung und niedrigem LP
Die Herausgeber*innen einer kunstgeschichtlichen Publikation (136 Seiten) möchten das Beste beider Welten verbinden: Das E-Book soll im goldenen Open Access erscheinen, die Printausgabe soll höchsten Ausstattungsansprüchen genügen und zudem mit einem niedrigen Ladenpreis verbreitet werden und in Museumsshops etc. ausliegen.
Die Printausgabe in der gewünschten Sonderausstattung (Offsetdruck, Fadenheftung, Bilderdruckpapier 115 g/m², 32 vierfarbige Seiten) kostet bei einer Auflage von 200 Exemplaren 15 Euro netto pro Stück. Die Verkaufsauflage beträgt 160 Exemplare. 40 Freiexemplare gehen an die Herausgeber*innen.
Der Ladenpreis soll bei 19,95 Euro liegen, der Nettoerlös (Ladenpreis minus MwSt. minus 35% Buchhändlerrabatt) beträgt damit 12,12 Euro pro Exemplar.
Damit ist die Druckausgabe für den Verlag defizitär: Schon die direkten Kosten (also die Druckkosten) werden nicht durch den Verkauf gedeckt. Hinzu kommen dann noch indirekte Kosten für Auslieferung & Lagerhaltung sowie den Printvertrieb, die ebenfalls im Zuschussbedarf für die Printausgabe berücksichtigt werden müssen.
Zur Veranschaulichung die einfache Rechnung:
Erlöse aus der Printausgabe (160 Exemplare x 12,12 Euro) 1939,20 Euro
Druckkosten (200 Exemplare x 15,00 Euro) 3.000,00 Euro
Pauschale für Auslieferung & Lager 400,00 Euro Pauschale für Printvertrieb 600,00 Euro
Rechnerischer Zuschussbedarf für die Printausgabe 2060,90 Euro
Umgang mit Verlagsgewinnen
In den bisher aufgeführten Kosten ist kein Gewinn enthalten. Es stellt sich die Frage nach dem individuell notwendigen und zugleich fairen Gewinn, den Wirtschaftsunternehmen erwirtschaften müssen, um in Zukunft zu existieren. Gewinn ist die Basis, um Steuern zu zahlen. Gewinne sind aber auch die unverzichtbare Voraussetzung für die Existenzsicherung, für Erweiterungs- und Erhaltungsinvestitionen, Basis für Weiterbildung und für die Weiterentwicklung der Güter und Dienstleistungen. Gewinne entstehen nur, wenn der am Markt erzielte Umsatz höher ist als die für die Produktion aufgewandten Kosten. Im Gegensatz zu manchen Verlagskonzernen im STM-Bereich liegt die Rendite bei kleinen und mittelständischen Verlagen im Feld der Geistes- und Sozialwissenschaften im unteren einstelligen Prozentbereich (3 bis 5 %).
Ein Beispiel aus dem Zeitschriftenbereich (von Copernicus) zeigt, wie hier mit dem Verlagsgewinn umgegangen wird.
Surplus after taxes: Copernicus Publications is owned by a German non-profit association, the Copernicus e.V., as described in our legal status. Any surplus generated is either used to support the activities of the association, for investments in new staff and the enhancement of our services, or for our own outreach activities, such as the journals Earth System Science Data, History of Geo-and Space Sciences, and Advances in Statistical Climatology, Meteorology and Oceanography, which are owned by Copernicus and do not have APCs.
Schlussbemerkung
Es obliegt allen Mitgliedern der Community, zu entscheiden, welche Publikationskultur sie zukünftig entwickeln möchte. Die Quantität und Qualität der Daten ist für die Erzielung einer hohen Reichweite, für Crosslinking und andere metrische und analytische Operationen (z.B. in den Digital Humanities) wesentlich. Wir fangen vielleicht an mit E-Book-PDF-Dateien, die wir in einem Repositorium ablegen. Aber es sollte uns klar sein, dass dies nicht das Ende der Entwicklung einer offenen digitalen Publikationskultur in den SSH ist, sondern erst der Anfang.
Anhang 1
Metadatenmeldung E-Book (Open Access, Goldstandard VLB)
Identifikationsnummer der Meldung (weltweit eindeutig)
Angabe, ob Neu- oder Aktualisierungsmeldung
Identifikation des Titels (ISBN, DOI)
Kurzform der Ausstattung (kartoniert oder E-Book oder ...)
Zollklassifikation
Angabe des Reihennamens und VLB-Reihencodes sowie der Bandnummer
Angabe des Titels und evtl. Untertitels
Angabe der Autor*innen/Beitragenden/Übersetzenden/Grafiker*innen etc.
(jede Angabe mit verschiedenen Ausprägungen der Namen)
Auflage
Umfang (Anzahl der Seiten)
Langform der Ausstattung (Anzahl der Abbildungen)
Sprache des Titels
Angabe der Warengruppe
Angabe der Schlagworte nach Klassifikationssystemen (z.B. BISAC, BIC, THEMA, DDC, LCC) und evtl. freie Schlagworte (verschiedene Plattformen unterstützen unterschiedliche Klassifikationssysteme)
Titelklassifikation (Zeitschrift, Sammelband, etc.)
intendiertes Zielpublikum
Kurztext, Autoreninfo, Rezensionen etc.
Angabe der Lizenz
Angabe der Verlags-Website
evtl. Imprint-Angabe
Angabe des Verlages
Angabe der Förderer
Produktionsort und -land des Titels
Angabe des Produktionsdatums
Angabe des Copyright-Jahres
Vertriebsverfügbarkeit (“darf verkauft werden in folgenden Ländern”)
Maße (Breite, Höhe unter Angabe der benutzten Maßeinheit)
Angabe der evtl. Vorgänger-ISBNs
Angabe der evtl. Nachfolger-ISBNs
Angabe zu evtl. Alternativausgaben des gleichen Titels
Angabe der Verfügbarkeit des Titels (out of print, in print, etc.)
Angabe zu Preisen in verschiedenen Währungen inkl. deren Steuersätzen
Link zu Leseprobe
Link zu Volltext
Metadatenmeldung E-Book (Open Access, Goldstandard Buch und Buchkapitel Crossref)
Buchebene
Minimum:
DOI-Präfix und Verlagsname, Publikationsort
Copyright year
ISBN, eISBN
Titel
Untertitel
Reihe mit ISSN und eISSN
ggf. Band-Nr.
Herausgebende, Autor*innen
Erscheinungsdatum Print und E-Book (Jahr, Monat, Tag)
Copyrightstatement oder CC-Lizenz
Gesamt-Seitenumfang
Copyright year
Link zum Volltext
“Extra”:
Typ (book, monograph, anthology, dissertation, conference, …)
ggf. Reihenherausgeber
*ORCID, Institutionszugehörigkeit
*Kurztext in Publikationssprache
Kurztext englisch falls Publikationssprache nicht englisch
*Schlagworte in Publikationssprache
Schlagworte englisch falls Publikationssprache nicht englisch
*Sprache
BISAC, DDC, LCC
Auflagennummer
*Förderer (nur möglich, wenn Förderer Crossref-DOI hat)
Angaben zu Peer Review
*Literaturverzeichnis/References (für Monografien)
Tagungsband: Benennung der Tagung
approval date, institution, degree (bei Dissertation)
(* = hohe Priorität)
Kapitelebene
(inkl. Buch-info, immer vorangestellt, s.o.)
Minimum:
Kapitel-DOI
Titel des Kapitels (komplett)
Autor des Kapitels
ORCID
Kurzinfo Autor
(Abstract opt. zweisprachig)
Seitenanzahl des Kapitels
“Extra”:
Literaturverzeichnis/References
(Darüber hinaus wie Buchebene, s.o.)