Proposal Studienbuch-Projekt UTB
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Allgemein/Inhalt
(Vorläufiger) Buchtitel:
Was können wir wissen? - Epistemologie im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
Eine philosophische Einführung
Kurzbeschreibung des Themas (in 1-2 Seiten):
„Was können wir wissen?“ Das ist die erste der drei Hauptfragen Immanuel Kants, die er in seiner Kritik der reinen Vernunft behandelt.
Seither versucht kritische Philosophie, zwischen den beiden Sirenen Dogmatismus und Skeptizismus hindurchzunavigieren und sicheres Wissen von Glauben, Meinen und Fürwahrhalten abzugrenzen.
In unserer Zeit rückt die Frage nach der Möglichkeit von Wissen durch Digitalisierung, Soziale Netzwerke, die mächtige Technologie der sogenannten Künstlichen Intelligenz und deren Begleiterscheinungen wie Desinformation, Fake News, Verschwörungserzählungen in den Vordergrund.
Nicht erst durch diese Entwicklung zeigt sich, wie elementar der Wissensbegriff für jede politische Ordnung ist. Seit der Aufklärung ist Wissen mit Selbstbestimmung und Selbstgesetzgebung verbunden. Doch Wissen wird heute zunehmend auf große Datenspeicher ausgelagert und Autonomie zunehmend für „intelligente“ Maschinen reklamiert, die mehr und mehr relevante Entscheidungen treffen. Mit der Verlagerung von Entscheidungen auf sogenannten automated decision making machines geht ein Kontroll- und Verantwortungsverlust einher, der zu einem schleichenden Freiheitsverlust führen kann.
Das Studienprojekt zeichnet die Entwicklung des Wissensbegriffes durch die Philosophiegeschichte von der Antike bis heute nach und macht dabei auf die politischen Auswirkungen der jeweiligen Begriffe des Wissens aufmerksam. Dabei wird auch ein Überblick über die Geschichte des Vernunftbegriffes gegeben. Ist doch die Vernunft das entscheidende Vermögen der Wissensgewinnung wie auch der Wissenskritik. Zugleich werden wesentliche Grundbegriffe der Informatik wie Halteproblem, Künstliche Intelligenz, Deep Learning und Superintelligenz erläutert und philosophisch analysiert.
Im Mittelpunkt stehen die Fragen:
-Was ist Wissen?
-Was sind die Grenzen des Wissens?
-Warum sind diese Fragen gerade heute wichtig und was haben sie mit der Frage nach dem Guten Leben zu tun?
-Gibt es ein „Wissen“ das Künstlicher Intelligenz zugänglich ist und wenn ja, welche Folgen hätte dies für unser Selbstverständnis als Homo Sapiens?
Schließlich wird ein Ausblick auf die anderen zentralen Fragen der Philosophie Kants und deren Zusammenhang mit der Wissensfrage gegeben:
-Was soll ich tun?
-Was darf ich hoffen?
Sie alle münden bekanntlich für Kant in die Frage „Was ist der Mensch?“
Das Buch zeigt somit Digitalisierung und Künstliche Intelligenz als zentrale Herausforderungen in der technisierten Welt auf, die das Bild vom Menschen ebenso verändern, wie sein Leben und die daher neue politische und philosophische Antworten verlangen.
Erläuterte Gliederung + Inhaltsverzeichnis (in 1-2 Seiten):
Die Basis bildet die Entwicklung des Wissensbegriffes in der Antike durch Platon und Aristoteles. Anknüpfend an die Einteilung der Philosophiegeschichte in drei Paradigmen durch Herbert Schnädelbach wird zunächst das antike, das moderne und das zeitgenössische Philosophie- und damit Wissenskonzept entfaltet.
Sodann werden Begriffe der Künstlichen Intelligenz durch Analyse der grundlegenden Texte des Computerpioniers Alan Turing entwickelt. Die Verbindung seiner Frage, ob Maschinen denken können, mit klassischen philosophischen Fragestellungen wie dem Leib-Seele Dualismus wird durch Analyse von Thomas Nagels Grundlagenwerk „Wie ist es eine Fledermaus zu sein?“ geleistet. Demgegenüber erwecken transhumanistische Technikfantasien, wie sie vor allem von den großen GAFAM Konzernen verbreitete werden, den Eindruck einer Lösung aller Probleme durch Technik allein. Eine Kritik dieser „Kalifornischen Ideologie“ wird zunächst durch eine Relektüre Heideggers geleistet („Was heißt Denken?“). Sodann zeigt Hans Jonas‘ Entwurf einer Ethik im technischen Zeitalter auf, was Philosophie beitragen kann, um Wissen und Verantwortung zu verbinden. Eine Neubestimmung von Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit in Verbindung mit Hannah Arendts Begriffen des Herstellens und des Handelns zeigt die Notwendigkeit und die Möglichkeit zu einer möglichen kritischen Theorie des Digitalen. Mit John Rawls Gedankenexperiment vom Schleier des Nicht-Wissens wird ein mögliches Modell vorgestellt, um einerseits Ethik für KI zu entwickeln, andererseits aber auch die Relevanz von Gerechtigkeitsfragen in der Wissensgesellschaft aufzuzeigen.
Schließlich führt die gewonnen Bestimmung des Denkens und der Vernunft als Befähigung zum theoretischen Wissen wie zum kritischen auf Praxis ausgelegten Reflektierens zur Abgrenzung von allen denkbaren Formen der Künstlichen Intelligenz wie zum Entwurf einer rechtlichen und moralischen Grenzziehung als zentraler Aufgabe unserer Zeit.
- Einführung/Historischer Überblick: Die drei Paradigmen der Philosophie
- Das Staunen: Das erste Paradigma der Philosophie (Platon Aristoteles)
- Der Zweifel: Das Moderne Paradigma (Descartes Kant)
- Die Konfusion: Das linguistische Paradigma (Wittgenstein)
- Das Täuschungsspiel der Künstlichen Intelligenz: Turing und die Folgen
- Das Leib-Seele-Problem in der KI: What is it like to be a bat (or a bot)? (Thomas Nagel)
- Die Kalifornische Ideologie: Allwissen der KI statt Wissen des sokratischen Nicht-Wissens?
- Was ist Denken? (Heidegger) Und warum KI nicht denkt, und unüberwindbare Grenzen hat.
- Vom Prinzip der Herrschaft zum Prinzip Verantwortung (Hans Jonas und die Ethik im Zeitalter der KI)
- Der Strukturwandel der digitalen Öffentlichkeit und seine Folgen (Habermas/Arendt)
- Der Schleier des Nichtwissens und die neue Frage nach einer gerechten Gesellschaft und nach einer Ethik der KI (Rawls)
- Digitalisierung der Demokratie oder Demokratisierung des Digitalen? Zur Aufgabe einer rechtlichen Rahmensetzung und Regulierung der KI
- Die Rückkehr der Vernunft? Was ist Wissen im Zeitalter Künstlicher Intelligenz? Und was bedeutet unser Wissen über KI für die Frage nach der Kontrollierbarkeit der KI?
Alleinstellungsmerkmale/Ziele des Buchs:
Bedarf und Ziel des Buches in ein paar Sätzen
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz prägen schon heute den Alltag und das Leben sowohl der Einzelnen als auch der ganzen Gesellschaft. Durch die rasante Entwicklung dieser Technologien werden neue Fragen des individuellen und politischen Umgangs aufgeworfen: Welche Rolle spielen private Daten für Autonomie?
Gibt es einen freien Willen und welche Gefahren drohen durch datenbasierte Überwachungs- und Manipulationstechniken?
Welche Eingriffe in den Körper und die Gene des Menschen sind philosophisch vertretbar?
Welche Chancen und welche Risiken bietet Künstliche Intelligenz und was muss getan werden, damit die Chancen ergriffen und die Risiken minimiert werden?
Ist die Entwicklung einer Superintelligenz denkbar und welche Folgen hätte ein solches Science-Fiction Szenario?
Diese Fragen beschäftigen schon heute die Öffentlichkeit und werden weiter an Stellenwert gewinnen.
Das Buch / der Kurs bieten allen Interessierten das begriffliche Rüstzeug, um an diesen Debatten kompetent mitzuwirken.
Es weist zudem auf den künftigen Forschungsbedarf hin, der für die Fragen der technischen und politischen Beherrschbarkeit dieser Technologie erforderlich sein wird.
Als gelernter Journalist ist es mir ein Anliegen, das auf den ersten Blick theoretische und abstrakte Themenfeld verständlich und anschaulich zu beschreiben.
Didaktisches Konzept
Welches didaktische Konzept verfolgt ihr Band?
Ist es eher für die Lehre oder zum Selbstlernen konzipiert (oder beides)? Spielt u.a. forschendes Lernen eine Rolle? Wird es einen Erarbeitungs- und Überprüfungsteil geben? Wenn ja: Welche Operatoren/Anforderungsbereiche werden dort abgedeckt?
Der Band dient Interessierten aller Fachrichtungen (aber auch Laien) als Einstieg in die komplexen Fragestellungen, die durch die rasante Entwicklung der digitalen Schlüsseltechnologie der Künstlichen Intelligenz aufgeworfen werden. Er versteht sich zugleich als Einführung in einige zentrale Fragestellungen der Philosophie und zeigt deren Verbindung mit technischen und politischen Problemstellungen auf.
Zudem will der Band Materialien vorstellen, die eine vertiefte eigenständige Weiterarbeit möglich machen.
Welche Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens setzt Ihr Lehrbuch voraus?
Die Fähigkeit, selbstständig und kritisch zu denken und die Bereitschaft, diese Fähigkeit weiterzuentwickeln. Umgangskenntnisse mit philosophischen und wissenschaftlichen Primärquellen werden vorausgesetzt wie die Kompetenz, selbsttätig philosophiehistorische und wissenschaftshistorische Kontexte zu erschließen und zu vertiefen.
Welche Textkompetenzen setzt Ihr Lehrbuch voraus?
Das Lehrbuch ist für interessierte Einsteiger, ebenso geeignet wir für Bachelor Student-innen, Master Student-innen und soll auch Doktorant-innen wichtige Anstöße vermitteln.
Marketing/Zielgruppen
Zielgruppen
Studiengänge, Disziplinen und Studienniveaus (BA, MA etc.); Hochschultypen bzw. Bildungseinrichtungen
Das Buch wendet sich an Studierende unterschiedlicher Fächer an Hochschulen und Fachhochschulen. Es ist für Anfänger ebenso geeignet wie für Masterstudiengänge.
Da es Schnittfragen von Philosophie, Recht/bzw. Politologie und Computerwissenschaften behandelt, zielt es auf Studenten, die interdisziplinär arbeiten wollen und Grundbegriffe der philosophischen Tradition kennenlernen wollen. Die Thematik wird gleichzeitig mit Blick auf die aktuellen Debatten über eine Ethik und die Regulierung Künstlicher Intelligenz geführt, so dass das Buch auch für Doktoranten wichtige Anregungen enthält.
Das Lernziel lässt sich allgemein so beschreiben: Das Buch gibt eine Einführung in aktuelle Problemstellungen die durch die Entwicklung Künstlicher Intelligenz in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik aufgeworfen werden und vermittelt philosophische Grundbegriffe, die befähigen sollen, an der aktuellen Diskussion aktiv teilzunehmen.
Verankerung des Themas in der Lehre
Hochschultypen, Anzahl der Studiengänge, Anzahl der Lehrstühle, Typ und Anzahl der Seminare
S.o.
Für welche Lehrformate ist das Studienbuch gedacht und wie soll es diesen Formaten gerecht und dort konkret von Lehrenden und/oder Studierenden genutzt werden?
Vorlesungen, Seminar oder Selbststudium; Präsenz-, virtuelle oder hybride Lehre; Zielgruppen: Lehrende oder Studierende wie auch Selbstlernende und Laien.
Grundlage des Buches wie des Kurses ist eine Vorlesung an der Universität Bergamo, die als Buchform um visuelle Darstellungsformen wie Bilder, Grafiken und ggf. Animationen ergänzt wird mit dem Ziel, angesichts der in Teilen abstrakten Thematik eine hohe Anschaulichkeit zu erreichen.
Bestehende Literatur: Welche Bände stehen in Konkurrenz zu Ihrem, welche ergänzen es?
Autor*in: Titel. Verlag, Jahr, Abgrenzung davon
Ein direkter Konkurrenztitel ist mir nicht bekannt. Das Buch baut in seiner Terminologie auf zwei Grundlagenwerkern auf und zieht seine Besonderheit aus der Verbindung der jeweils behandelten Thematiken:
Herbert Schnädelbach: Erkenntnistheorie, Hamburg 2002
Stuart Russel: Human Compatible, Künstliche Intelligenz und wie der Mensch die Kontrolle über superintelligente Maschinen behält, Frechen 2020
Autor*in
Autor*innen-Beschreibung / CV:
aktuelle Position, ggf. wichtige frühere Stationen und relevante Veröffentlichungen
Matthias Pfeffer, geb. 1961, Studium der Philosophie in Hamburg bei Herbert Schnädelbach, Erstes Staatsexamen 1988, TV-Journalist, Autor und Produzent, Gründer von PfefferMedia. Ich war zunächst als Reporter beim Mauerfall und in Krisengebieten im Einsatz, bevor ich ab 1995 als TV-Produzent arbeitete.
Stationen: u.a. Studio Hamburg, SPIEGEL TV, Gründungsgeschäftsführer und Chefredakteur der FOCUS TV Produktions GmbH, die ich 20 Jahre leitete.
2019 Gründung von PfefferMedia, Selbstständige Tätigkeit als Berater, Autor und Produzent.
Zusammen mit Paul Nemitz habe ich 2020 Prinzip Mensch, Macht Freiheit und Demokratie im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz veröffentlicht. Das Buch gelangte auf die Shortlist „Das Politische Buch 2020“ der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Im Oktober 2021 erschien Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz. Eine Aufforderung im Dietz Verlag.
Im Mai 2022 Visiting Professor Universität Bergamo Epistemology of Artificial Intelligence
Weitere Veröffentlichungen (u.a.):
Determining our Technological Future, In: Regulating Big Tech, Political Responses to digital Dominance, Oxford University Press 2021
The Power of Algorithms and the Structural Transformation of the Digital Public, in (Dis)obedience in Digital Societies, Perspectives on the Power of Algorithms and Data, Bielefeld 2022
Der doppelte Schleier des Digitalen, Frankfurter Hefte 2021
Die beinahe Machtübernahme, Telepolis, 2021
In der Egofalle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11. 2020
Anarchie und Macht im Cyberspace, Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.12.2020
Wenn der Computer den Arzt ersetzt: Darf der „Todesalgorithmus“ über Leben entscheiden?
Focus Online 18.10.2021
Die Kalifornische Ideologie, Die Literarische WELT, 12.6.2021
Eigene Lehrerfahrungen, die in das Buch einfließen:
Keine Veranstaltungsliste; qualitative Beschreibung
Im Mai 2022 war ich Visiting Professor an der Universität Bergamo zur „Epistemology of Artificial Intelligence“. Die Vorlesung dient als Grundlage des Buches.
Eckdaten zum Buch
Buchumfang und voraussichtliche Anzahl von Abbildungen und Tabellen:
ca. XXX Seiten / ca. XX Abbildungen und ca. XX Tabellen
ca. 200-250 Seiten
ca. 20 – 40 Abbildungen
Welche Elemente zur Didaktisierung des Werkes sind geplant?
Marginalien, Kästen, Lernfragen, Tests, Glossar, Register, kommentiertes Literaturverzeichnis etc.
-Kästen zu den Lebensdaten und Hauptwerken der behandelten Philosophen
-Glossar und Register zu den Hauptbegriffen
-Lernfragen bzw. Lernaufgaben am Ende des Kapitels
-Literaturverzeichnis
-Begriffsregister
Welche Rollen spielen Visualisierungen in diesem Lehrgebiet? Haben Sie welche geplant?
Haben Sie Erfahrung mit der Erstellung von Visualisierungen/Diagrammen?
Als langjähriger TV-Journalist und Produzent sind mir Videos ein Anliegen.
Pro Kapitel sollte möglichst ein philosophisches Thema (ein passendes Gedankenexperiment) in einem animierten Video umgesetzt werden.
Sind Zusatzmaterialien geplant?
Video- oder Audiomaterial etc.
S.o.
Geplanter Abgabetermin des Manuskripts:
Dezember 2022