Proposal Studienbuch-Projekt UTB
(Studienbuchredaktion, 21.01.2022)
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Allgemein/Inhalt
(Vorläufiger) Buchtitel: Bildung und soziale Ungleichheit
Kurzbeschreibung des Themas (in 1-2 Seiten):
Bildung und soziale Ungleichheit ist ein Thema, das vielen in der Zielgruppe dieses Buches sehr bekannt ist: Zeigt man in Lehrveranstaltungen den sog. „Bildungstrichter“, jene Darstellung, die die ungleichen Bildungserfolge von Nachfahren aus Akademiker*innen- und aus Nicht-Akademiker*innen-Familien miteinander vergleicht, erntet man in aller Regel große Aufmerksamkeit und betretenes Schweigen zugleich. Vielen Studierenden ist das Thema bekannt, es aus der eigenen Perspektive zu besprechen fällt allerdings zuweilen schwer. Umso wichtiger ist es, dass künftige Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen (für diese beiden Studienrichtungen soll das Buch konzipiert werden) die Fakten hinter diesen Befunden kennen, die Zusammenhänge verstehen, die mit der Ungleichheit im Bildungssystem verbunden sind, sowie die Rolle von (künftigen) Professionellen in diesem Feld kritisch einordnen und in eine eigene reflektierte Berufspraxis überführen können.
Zunächst einmal ist es vor diesem Hintergrund sinnvoll, die beiden „Keimzellen“ der Forschung zu Bildung und sozialer Ungleichheit zu kennen: Zum einen die Studie von Bourdieu & Passeron, die erstmals 1970 erschien und die ein Jahr später unter dem deutschen Titel erschienenes Buch „Illusion der Chancengleichheit“ veröffentlicht wurde. Sodann jene von Boudon, der 1973 seine Schrift „Education, Opportunity, and Social Inequality“ publizierte. Bourdieu & Passeron führten besonders habituell begründete Ausschlussprozesse in Schule und Hochschule an, die bestimmte soziale Milieus von der Teilhabe an Bildung exkludiere. Boudon beschrieb sog. primäre und sekundäre Herkunftseffekte, also in der Familie vorherrschende Muster des (Nicht-)Verhältnisses zu Bildung sowie familiäre Auswahl- und Entscheidungsprozesse, die zu unterschiedlichen Bildungskarrieren beitragen. Aus diesen beiden Anfängen der bildungsbezogenen Ungleichheitsforschung speisen sich bis auf den heutigen Tag zahlreiche Folgestudien, wie u.a. die Hallenser Arbeitsgruppen um Helsper und Kramer mit ihrem Rekurs auf Bourdieu oder die gebräuchlichen Large Scale-Assessments (PISA; TIMSS etc.) mit ihren Hinweisen auf Boudons Effekttheorie zeigen. Zugleich machen beide Teilstränge einer solchen Ungleichheitsforschung deutlich, dass die enge Verbindung von „sozialer Herkunft und Bildungschancen“ (so bereits PISA 2000) in Deutschland kaum gelöst wurde. Stellt man weiter in Rechnung, dass sich eine hohe Vermögensungleichheit in westlichen Gesellschaften finden lässt, die in den vergangenen Jahren – und nicht zuletzt während und wegen der Covid-19-Pandemie – noch weiter zugenommen hat, wird das Problem noch offensichtlicher.
Dabei liegen einige der damit verbundenen Probleme kaum in den Individuen, ihren rationalen Entscheidungen oder ihren habituellen Ausstattungen. Vielmehr zeigen Studien zu institutioneller Diskriminierung, zur Sprachpraxis in der Schule oder auch zu weiteren Aspekten von Bildungsungleichheit, dass soziale Ungleichheit im Bildungssystem durch ein bestimmtes Verständnis von Bildung verstärkt wird: das sog. meritokratische Ideal. Die damit zum Ausdruck gebrachte Leistungsorientierung des Bildungssystems hat zur Folge, dass Bildung nicht allein als individueller Prozess der Auseinandersetzung mit sich und der Welt verstanden wird (Humboldt), sondern dass Lernerfolge an ihrem Outcome gemessen könnten – den erworbenen und nachweisbaren Kompetenzen, die als individuell erbrachte Leistung honoriert werden. Mit einer solchen Logik direkter Vermittlung von Können durch Instruktion in Lernarrangements sind eine Vielzahl von Annahmen verbunden, die in den Debatten um Bildungsunterschiede nicht immer transparent werden. Dazu zählt die Annahme, dass jedes Individuum dieselbe Leistung erbringen kann, wenn es dazu motiviert ist und nicht durch Handicaps gehindert wird. Dass der richtige didaktische Input den gewünschten kompetenzbezogenen Output ergibt. Oder auch dass soziale Differenzen in einer objektiven Leistungsmessung kaum oder gar nicht mehr vorkommen könnten.
Die Forschung indes zeigt recht anderes: Wie oben schon erwähnt, bestimmt die soziale Herkunft die Bildungserfolge. Mehr noch: Soziale Herkunft verbindet sich mit weiteren Kategorien der Differenz wie z.B. Gender oder Migrationsstatus, auch die schon benannte Kategorie der Behinderung schafft Differenz im Bildungssystem und in den dortigen Bildungskarrieren. Diese und weitere Intersektionen der sozialen Ungleichheiten tragen dazu bei, dass sich Bildungsungleichheiten einstellen, die ihrerseits mit der sozialen Ungleichheit der Lernenden verkoppelt sind.
Somit transformiert das Bildungssystem soziale Ungleichheit in Bildungsungleichheit und Bildungsungleichheit erneut in soziale Ungleichheit, wobei weitere Differenzkategorien mit berücksichtigt werden müssen. Bildung wird zur (gar nicht so neuen) sozialen Frage: nicht weil Bildung soziale Ungleichheit reduzieren helfe, sondern umgekehrt: weil Bildung häufig dabei mitwirkt, soziale Ungleichheit zu verfestigen.
Erläuterte Gliederung + Inhaltsverzeichnis (in 1-2 Seiten):
Die zuvor umschriebenen Sachverhalte sollen im Lehrbuch in einer an der Bloomschen Lernziel-Taxonomie orientierten Form der Hinführung, der Vertiefung und Auseinandersetzung mit den Forschungsbefunden, den theoretischen Einordnungen und den professionspraktischen Möglichkeiten vertraut gemacht werden. Insofern soll das Buch in 3 Hauptteile untergliedert werden: (1) einen Teil der Wissensvermittlung, in dem nach einer knappen historischen Rekapitulation und einem ebenso knappen internationalen Vergleich aktuelle Forschungsbefunde aus der quantitativen und der qualitativen Bildungsforschung ausführlich vermittelt werden. (2) Sodann werden anhand von Fallvignetten und anderen Materialien Angebote unterbreitet, die damit einhergehenden Zusammenhänge zu verstehen und das erworbene Wissen anzuwenden. (3) In einem weiteren Hauptteil des Buches sollen auf diesen Grundlagen aufbauend Analysen von gegebenen Bildungsorganisationen erarbeitet und mit Professionalisierung der dort Tätigen verknüpft werden.
Da der Band insbesondere auf Bachelor-Studierende von v.a. Lehramtsstudiengängen, aber auch der Sozialen Arbeit, hin ausgerichtet ist, werden die höchsten Stufen der Taxonomie, Synthesen und Evaluationen, hier nicht explizit angezielt. Allgemeines Ziel des Lehrbuches ist folglich das Lernen über die ersten vier der insgesamt sechs Lernziel-Stufen, um auf dieser Grundlage die Professionalisierung der eigenen Person sowie die eigene Rolle in der künftigen Bildungsorganisation zu erkennen, sie einordnen und in Anfängen reflektieren zu können. Das professionelle Handeln im Rahmen der organisationalen Gegebenheiten ist das didaktische Leitbild des hier präsentierten Studienbuchs.
Daraus kann sich eine Gliederung wie folgt ergeben:
1. Einleitung, inhaltliche Begründung des Buches und methodisch-didaktische Informationen
Hauptteil I: Wissen
2. Historischer Rückblick: Erste Studien zum Themenfeld (Bourdieu & Passeron; Boudon) und ihre Bedeutung für die bildungsbezogene Ungleichheitsforschung
3. Internationaler Vergleich: Bildung und soziale Ungleichheit in ausgesuchten Nationen – empirische Befunde, analytische Zusammenhänge, Erklärungsmuster und globale Pfadtypologien
4. Aktuelle Forschungsbefunde zur sozialen Ungleichheit im deutschen Bildungssystem – quantitative und qualitative Zugänge
Hauptteil II: Erklärungen und Praxis
5. Fallarbeit an verschiedenen Materialien
- Fallvignetten
- Lehrvideos
- biographische Portfolioarbeit (mit Angeboten zur Umsetzung)
mit dem Fokus auf die Erarbeitung von biographischen und fachlichen Zusammenhängen und damit einhergehenden Interpretationsmöglichkeiten der vorgestellten Fälle. Zu diesen Interpretationen sollen Reflexionsfragen mit potentiellen Antwortkorridoren formuliert und unterschiedliche Elemente der Didaktisierung (ausführlicher s.u.) angeboten werden.
Hauptteil III: Analysen
6. Analyse von Praxisbeispielen aus verschiedenen Bildungsorganisationen anhand der Raster und Kriterien, die in den vorherigen Kapiteln erarbeitet wurden
7. Fachliche Einordnung der professionellen Handlungsspielräume, - ausgestaltungen und
-konsequenzen
8. Abschlussreflexion im Sinne eines selbstgefertigten Professionsportfolios als Abrundung der Arbeit mit dem Lehrbuch
Alleinstellungsmerkmale/Ziele des Buchs:
Der Bedarf für dieses Buch ist deutlich: Angehörige der Professionen, die im Bildungssektor prominent agieren und damit die dortigen Mechanismen von Bildung und sozialer Ungleichheit verwirklichen, sollten über Ursachen, Zusammenhänge und Folgen ihres Handelns, über die Rahmenbedingungen ihrer Organisationen und über deren Umfeld im Bild sein. Erst damit können sie professionell-reflektiert handeln und mögliche Optimierungen ihres Feldes argumentativ stringent verfolgen.
Daher ist das Ziel dieses Buches, den aktuellen Forschungsstand zu Bildung und sozialer Ungleichheit so aufzubereiten, dass sich Bachelor-Studierende des Lehramtes oder der Sozialen Arbeit ab dem dritten Semester eigenständig, binnendifferenziert und individuell in das Themenfeld einarbeiten, sich zu den Inhalten fachlich positionieren und ihre eigene professionelle Rolle in diesem Kontext reflektiert darlegen können.
Didaktisches Konzept
Welches didaktische Konzept verfolgt ihr Band?
Wie bereits bei Gliederung und ihrer Erläuterung dargestellt, ist der Band auch auf die Lehre durch Hochschullehrende angelegt, verfolgt aber schwerpunktmäßig das Selbstlernen der Studierenden – und dies wiederum auf unterschiedlichen Wegen, je nach Bedürfnissen und Interessen der Lernenden. Dazu ist einerseits erforderlich, dass die Studierenden bereits erste akademische Sozialisationsschritte erfolgreich bewältigt haben, um sich einigermaßen umsichtig in den Angeboten bewegen zu können. Es bedarf jedoch nicht einer umfänglichen Ausstattung mit einschlägigen akademischen Motiven und Kompetenzen. Die Informationen und Aufgabenstellungen werden inhaltlich und graphisch so aufbereitet, dass Übersichtlichkeit, Zusammenhang und Lernfortschritt unmittelbar ersichtlich werden. Wie erwähnt, sollen jeweils verschiedene Lernangebote zu einem Inhalt präsentiert werden. Diese Lernangebote werden einleitend kurz skizziert, so dass eine informierte Auswahl der Lernenden erfolgen kann.
Ein Spezifikum der didaktischen Organisation des Lehrbuches soll darin bestehen, bereits auf den ersten Bloomschen Taxonomiestufen nicht allein Wissen anzusammeln, sondern schon zu Beginn des Lernprozesses mit der Question Formulation Technique (QFT) eigene Schwerpunkte zu erkennen und lernend weiter zu verfolgen. Dies kann dann über die weiteren Bloomschen Stufen hinweg entfaltet und weiterentwickelt werden.
Auf diese Weise wird forschendes Lernen, u.a. an den erwähnten Fallvignetten, zu einem individualisierten Lernprozess, weil durch QFT nicht allein allgemeines Wissen zu den Sachverhalten dargeboten und erworben wird, sondern mit Hilfe der eigenen Schwerpunktsetzungen spezifische Fragestellungen an das Lernmaterial herangetragen und weiterentwickelt werden können. Dabei lassen sich natürlich nicht alle potentiellen Fragen antizipieren und mit eigenem Lernmaterial ausstatten. Doch können durch entsprechende weiterführende Quellen, Links und „benachbarte“ Themenfelder (Intersektionalität, Inklusion, politische Teilhabe und soziale Ungleichheit etc.) weitere Lernmöglichkeiten eröffnet werden, die ausgehend vom Studienbuch in weitere Studieninhalte (ggf. auch andere transcript-Studienbücher) hinüberführen – und von dort wieder zurück, indem in den späteren Abschnitten des Studienbuchs solche möglichen Erkenntnisse ergefragt und bei der weiteren Fallbearbeitung und analytischen Ausarbeitung dezidiert eingebunden werden.
Diese Verweise und Rückfragen erfolgen in kapitelweisen (Selbst-)Überprüfungsteilen, in denen die Bloomschen Operatoren im o.g. Sinne auf die drei Hauptteile des Buches verteilt und aufeinander aufbauend operationalisiert und evaluiert werden. Auch diese (Selbst-)Überprüfungen erfolgen mit unterschiedlichen Materialien und Fragestellungen. Damit kann einerseits der inhaltliche Zielkorridor des Studienbuches definiert werden und andererseits lassen sich vielfältige Lernpfade in diesen Zielkorridor gestalten. Praktisch kann dies erneut durch eine Diversifizierung der Lern- und Prüfungsaufgaben erfolgen, die ebenfalls kurz inhaltlich und lernstrategisch skizziert werden, um so den Lernenden nicht nur in der Erarbeitung (s.o.), sondern auch in der Überprüfung der Lerninhalte die erforderliche Wahlfreiheit bei gleichzeitiger Zielorientierung zu eröffnen.
Dass die Gestaltung von Texten, Materialien und Aufgaben durch Kästen mit zentralen Inhalten, graphisch markierten Definitionen, Zwischenzusammenfassungen, Querverweisen, Hinweisen auf externe Materialien etc. ausgestattet werden, ist fest vorgesehen. In diesem Zusammenhang würde ich auch auf den Dialog mit den Expert*innen in Ihrem Verlag setzen, um hier methodisch wie technisch den aktuellen Stand des Möglichen einarbeiten zu können.
Welche Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens setzt Ihr Lehrbuch voraus?
Wie bereits erwähnt, konzipiere ich das Buch für BA-Studierende der Lehrämter und der Sozialen Arbeit etwa ab dem dritten Semester. Bis dahin sind die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens (Recherche, Textstruktur, Belege etc.) bekannt und anfänglich eingeübt. Für das Studienbuch sehe ich keine explizit eigenständige und vollumfängliche wissenschaftliche Arbeit (im Sinne einer Modulprüfung o.ä.) vor, so dass der Erfolg des Studienbuches nicht von den – im Einzelfall dann doch breit gestreuten – konkreten Kompetenzen abhängt. Vielmehr werden offene Erarbeitungs- und Dokumentationsformate gewählt, die an die vorhandenen Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens anknüpfen, sie aber nicht zwingend voraussetzen. Praktisch zu denken ist hier an Portfolios mit Reflexions- und Ausarbeitungsskizzen u.a.m.
Zugleich steht für Dozierende auf der Basis des Studienbuches die Möglichkeit offen, im Rahmen der jeweils gegebenen Studienordnung und ihrer eigenen didaktischen Planungen weiterführende schriftliche Ausarbeitungen anfertigen zu lassen. Form und Inhalte des Studienbuches werden dies problemlos gestatten, es wird jedoch für die Arbeit mit dem Buch nicht eingefordert.
Welche Textkompetenzen setzt Ihr Lehrbuch voraus?
Hinsichtlich der Textkompetenzen setzt das Buch Textverstehen und erste Kompetenzen der Textgestaltung voraus. Dies kann üblicherweise im dritten Semester eines BA-Studiums erwartet werden.
Marketing/Zielgruppen
Zielgruppen
Als Zielgruppen stehen Studiengänge des Lehramtes und – je nach (erziehungswissenschaftlicher) Anlage – der Sozialen Arbeit im Fokus. Hier soll jeweils im etwa dritten Semester des BA-Studienganges mit dem Buch sinnvoll und kompetenzorientiert gearbeitet werden können. Durch die didaktische Öffnung auf eigene Fragestellungen und v.a. auf weiterführende Inhalte und Quellen ist aber auch ein Einsatz in MA-Studiengängen gut möglich.
Als Hochschultypen kommen Universitäten und Pädagogische Hochschulen ebenso in Frage wie Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Duale Hochschulen. Da ich an allen diesen Hochschultypen umfangreiche Lehrerfahrungen gesammelt habe, traue ich mir zu, die jeweiligen Spezifika nicht zuletzt in der Binnendifferenzierung von Material und Aufgaben angemessen abzubilden.
Verankerung des Themas in der Lehre
Aufgrund der grundlegenden Bedeutung des Themas ebenso wie seiner inhaltlichen Breite lassen sich die angesteuerten Hochschultypen im vorgenannten Sinne auflisten. Die Anzahl der Studiengänge, Anzahl der Lehrstühle und Anzahl der Seminare indes sind so vielgestaltig, dass hier keine ausdrückliche Listung geboten werden kann. Da aber das Fachportal Pädagogik bundesweit immerhin 75 Fakultäten, Institute, Departments und Lehrstühle für Schulpädagogik listet[1] und die Anzahl der Studienstätten für Soziale Arbeit (allerdings bei einer deutlicheren Spezialisierung) noch weit darüber hinausgehen dürfte, sind zahlreiche Einsatzfelder des hier konzipierten Studienbuches zu erwarten.
Für welche Lehrformate ist das Studienbuch gedacht und wie soll es diesen Formaten gerecht und dort konkret von Lehrenden und/oder Studierenden genutzt werden?
Das Studienbuch ist weniger für Vorlesungen konzipiert, wenngleich auch dafür einzelne Inhalte oder Einheiten entnommen werden könnten. Weit besser allerdings sind Inhalte und Formen des Studienbuches in einem Seminar einzusetzen. Noch besser eignet sich das Studienbuch für ein (begleitetes) Selbststudium. Es bietet zugleich alle Möglichkeiten für Präsenz-, virtuelle und hybride Lehre, da Einzel-, Gruppen- und Plenarphasen mit dem Studienbuch gestaltet werden können. Als Zielgruppen sind primär die Studierenden selbst im Blick, doch können sich Lehrende hinsichtlich ihrer Didaktik ebenso wie der von ihnen dargebotenen Inhalte gut am Studienbuch orientieren.
Bestehende Literatur: Welche Bände stehen in Konkurrenz zu Ihrem, welche ergänzen es?
Wie bereits im Mailaustausch angedeutet, sind mir keine Konkurrenzwerke bekannt.
Als ergänzende wären wohl die folgenden zu nennen:
Eva Matthes / Sylvia Kesper-Biermann (Hrsg.): Studienbuch Erziehungs- und Bildungsgeschichte. Vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Verlag Julius Klinkhardt. 2021.
Abgrenzung davon: Bei diesem Buch handelt es sich um eine historische Rekonstruktion, die sich nicht explizit auf soziale Ungleichheit bezieht.
Aladin El-Mafaalani: Mythos Bildung: Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft. Kiepenheuer & Witsch. 2020.
Abgrenzung davon: Bei diesem Buch handelt es sich weder um ein Studienbuch im hier entwickelten Sinn noch um eines, das die wissenschaftlich ausgearbeiteten Zusammenhänge so detailliert abbildet wie für ein Studienbuch erforderlich. Zudem hat es nicht Studierende als exklusive Zielgruppe vor Augen.
Sven Trabandt / Hans-Jochen Wagner: Pädagogisches Grundwissen für das Studium der Sozialen Arbeit: Ein Kompendium. Verlag Barbara Budrich. 2020.
Abgrenzung davon: Auf über 200 Seiten finden sich lediglich drei zu ‚sozialer Ungleichheit und sozialer Bildung‘; diesbezüglich bietet ein eigenes Studienbuch zum Themenspektrum wie hier gezeigt gänzlich andere Möglichkeiten.
Marcelo Caruso: Geschichte der Bildung und Erziehung. UTB. 2019.
Abgrenzung davon: Auch in diesem Band werden allgemeine und auf Medien bezogene Inhalte dargeboten, nicht aber dezidiert solche zu sozialer Ungleichheit in diesem Kontext und auch nicht als Lehrbuch aufbereitet.
Josef Schrader: Lehren und Lernen. in der Erwachsenen- und Weiterbildung. UTB. 2019.
Abgrenzung davon: Dieses Lehrbuch zielt ausdrücklich auf die Erwachsenenbildung, nicht auf Lehramtsstudierende oder jene der Sozialen Arbeit.
Jan Böhm / Marion Döll (Hrsg.): Bildungswissenschaften für Lehramtsstudierende. Eine Einführung in ihre Disziplinen. UTB. 2017.
Abgrenzung davon: Dieses Buch befasst sich tatsächlich mit bildungswissenschaftlichen Fragestellungen des Lehramtsstudiums, enthält aber kein Kapitel zu den diesbezüglichen Aspekten sozialer Ungleichheit.
Ingrid Miethe / Anja Tervooren / Norbert Ricken (Hrsg.): Bildung und Teilhabe. Zwischen Inklusionsforderung und Exklusionsdrohung. Springer VS. 2017.
Abgrenzung davon: Dieses Buch ist kein Studienbuch, es lässt daher die didaktische Aufbereitung vermissen.
Regula Julia Leemann / Moritz Rosenmund / Regina Scherrer / Ursula Streckeisen / Beatrix Zumsteg: Schule und Bildung aus soziologischer Perspektive. Ein Studienbuch für Lehrpersonen in Aus- und Weiterbildung. hep Verlag. 2015.
Abgrenzung davon: Dieses Buch befasst sich auf immerhin 25 Seiten mit den Funktionen des Bildungssystems und Bildungsungleichheit. Darin kann sich das hier konzipierte Studienbuch anschließen, wenngleich zeitliche und räumliche Distanz (Schweiz) der Bücher nicht übersehen werden sollten.
Lothar Böhnisch / Karl Lenz: Studienbuch Pädagogik und Soziologie. Klinkhardt. 2014.
Abgrenzung davon: Dieser Band nimmt eine allgemein soziologische Perspektive ein und argumentiert von dorther auch zu sozialer Ungleichheit vornehmlich mit Fokus auf Devianz. Dies ist im hier konzipierten Studienbuch gänzlich anders entworfen: Soziale Ungleichheit ist Ursache und Wirkung eines nachgewiesen exkludierenden Bildungssystems.
Ludwig Haag et al.: Studienbuch Schulpädagogik. UTB. 2013.
Abgrenzung davon: Dieses Buch ist bereits recht alt und bezieht sich disziplinär auf die Schulpädagogik mit Fokus auf den Vorbereitungsdienst. Dieser Fokus wird vom hier konzipierten Studienbuch nicht verfolgt, sondern die BA-Phase des Studiums angesprochen.
Carola Kuhlmann: Erziehung und Bildung. Einführung in die Geschichte und Aktualität pädagogischer Theorien. Springer VS. 2013.
Abgrenzung davon: Dieses Buch ist ebenfalls bereits recht alt und auf allgemein- sowie sozialpädagogische Theorieangebote konzentriert.
Autor*in
Autor*innen-Beschreibung / CV:
Anselm Böhmer, derzeit Professor für Allgemeine Pädagogik an der PH Ludwigsburg.
Wichtige Veröffentlichungen (hier nur Monographien):
- Böhmer, A. (2020). Management der Vielfalt. Emanzipation und Effizienz in sozialwirtschaftlichen Organisationen. Wiesbaden: Springer VS.
- Böhmer, A. (2017). Bildung der Arbeitsgesellschaft. Intersektionelle Anmerkungen zur Vergesellschaftung durch Bildungsformate. Bielefeld: transcript.
- Böhmer, A. (2016). Bildung als Integrationstechnologie? Neue Konzepte für die Bildungsarbeit mit Geflüchteten. Bielefeld: transcript.
- Böhmer, A. (2015a). Konzepte der Sozialplanung. Grundwissen für die Soziale Arbeit. Wiesbaden: Springer VS.
- Böhmer, A. (2015b). Verfahren und Handlungsfelder der Sozialplanung. Grundwissen für die Soziale Arbeit. Wiesbaden: Springer VS.
- Böhmer, A. (2014). Diskrete Differenzen. Experimente zur asubjektiven Bildungstheorie in einer selbstkritischen Moderne. Bielefeld: transcript.
Mein CV dürfte in Ihrem Verlag bekannt sein, daher hier nur in nuce: Seit 2016 Professor für Allgemeine Pädagogik an der PH Ludwigsburg, zuvor Professor für Sozialplanung und Sozialraumorientierung an der Hochschule Ravensburg-Weingarten (2012-2016) und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (2008-2012).
Eigene Lehrerfahrungen, die in das Buch einfließen:
Seit fast 14 Jahren lehre ich hauptberuflich zu Fragen von Bildung und sozialer Ungleichheit. Gerade an meiner derzeitigen Hochschule, die explizit dem Lehramtsstudium verpflichtet ist, erfahre ich bei Seminaren wie bei Abschlussarbeiten eine hohe Aufgeschlossenheit der Studierenden für das Thema des Studienbuches. In meinen Seminaren dazu habe ich jeweils hohe zwei- bis hin zu dreistelligen Anmeldezahlen. Auch in den von mir betreuten Dissertationen wird das Themenfeld Bildung und soziale Ungleichheit in mehrfacher Weise bearbeitet.
Im Rahmen meiner aktuellen Lehrtätigkeit setze ich zudem die Question Formulation Technique (QFT) ein, so dass ich auch deren Potentiale in den hier vorgestellten Band einfließen lassen kann.
Eckdaten zum Buch
Buchumfang und voraussichtliche Anzahl von Abbildungen und Tabellen:
Dazu lässt sich derzeit noch nichts Abschließendes sagen. Ich gehe aber von ca. 200-240 Seiten aus; zudem aufgrund des Studienbuch-Charakters zahlreiche Tabellen und graphische Elemente.
Welche Elemente zur Didaktisierung des Werkes sind geplant?
Marginalien, Kästen, Lernfragen, Tests, Glossar, Register, kommentiertes Literaturverzeichnis etc. (s.o.).
Welche Rollen spielen Visualisierungen in diesem Lehrgebiet? Haben Sie welche geplant?
Ich habe umfängliche Erfahrung mit der Erstellung von Visualisierungen/Diagrammen. Daher habe ich auch einige geplant bzw. kann bereits auf solche aus meinen Lehrveranstaltungen zurückgreifen.
Sind Zusatzmaterialien geplant?
Video- oder Audiomaterial etc. soll eingesetzt werden. Dabei würde ich ggf. auf frei verfügbares Material zurückgreifen. Sollte es die Möglichkeit geben, (sukzessive) eigene Materialien zu erstellen, würde ich das sehr begrüßen.
Geplanter Abgabetermin des Manuskripts:
Dieser Termin ist noch offen – das hängt von den weiteren Absprachen mit Ihrem Haus ab. Ich würde mir wünschen, im frühen zweiten Halbjahr 2023 einreichen zu können.
https://www.fachportal-paedagogik.de/forschungsinformation/erziehungswissenschaftliche-institute-fachbereiche-12194-de.html; abgerufen am 1.6.22. ↑