Editorial
Die vorliegende Ausgabe der ZiG ist wieder als Themenheft konzipiert – und zugleich ein Novum in der Geschichte der Zeitschrift. Mit den Berliner Topographien wird nämlich zum ersten Mal eine Stadt, Berlin, in das Zentrum gerückt, um diese ›im Horizont gesellschaftlicher Pluralität‹ zu beleuchten. Besorgt und betreut wird das Schwerpunktthema von Anne Fleig, Matthias Lüthjohann und Sara Maatz, die im Vorwort unterstreichen, dass es ihnen darum gehe, »Zugänge zur Literatur- und Migrationsgeschichte der Stadt [zu] eröffnen, die an der Verbindung von Affekt und Raum ansetzen.« Eingelöst wird diese Zielstellung durch neun Beiträge, welche unterschiedlichste Facetten des migrantisch-dynamischen Stadtraumes Berlin in den Blick nehmen. Neben der literarischen Analyse ist dabei auch die Auseinandersetzung mit den Genres Theater und Film wesentlich.
Dazu passt der in der Rubrik Aus Literatur und Theorie wiederabgedruckte kurze Text Guten Tag, Riesin! von Robert Walser, der »das Wunder der Stadt« in geradezu beunruhigender Intensität vor Augen führt. Im Kontrast dazu steht das Forum, in welchem Withold Bonner sich den bedrückenden deutsch-sowjetischen Verhältnissen und Einzelschicksalen der Stalinära und insbesondere deren literarischer Verarbeitung in Steffen Menschings Roman Schermanns Augen widmet. Der Rezensionsteil und die Rubrik GiG im Gespräch beschließen das vorliegende Heft wie üblich.
Und es gibt Neuigkeiten in eigener Sache. Aus Altersgründen ist Wilhelm Amann aus dem Herausgeberteam ausgeschieden. Wilhelm Amann hat über etliche Jahre entscheidend zum Erfolg der ZiG beigetragen. Wir sind ihm deshalb zu bleibendem Dank verpflichtet und hoffen, dass er uns und der Zeitschrift auch weiterhin mit Rat und Tat unterstützen möge. Erfreulich ist, dass mit Amelie Bendheim eine Kollegin ins Herausgebergremium nachgerückt ist, die die entstandene, nicht eben kleine Lücke sicherlich füllen wird. Amelie Bendheim ist Mediävistin und bereits seit einigen Jahren als Mitarbeiterin für die Zeitschrift tätig gewesen.
Amelie Bendheim, Till Dembeck, Dieter Heimböckel, Georg Mein, Gesine Lenore Schiewer und Heinz Sieburg
Bayreuth und Esch-sur-Alzette im November 2022