Berliner Topographien
Literatur, Affekt und Stadtraum im Horizont gesellschaftlicher Pluralität
TitleBerlin Topographies – Literature, Affect, and Urban Space in the horizon of social plurality
Keywordstopographies; Berlin literature; affect studies; postmigrant society; urbanism
Berliner Topographien wurden bereits in den Anfängen der Stadtgeschichte durch Migration, Flucht und Einwanderung geprägt. Auch die Entwicklung Berlins zur Großstadt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist ohne Migrationsbewegungen gar nicht vorstellbar.1 Ein- und Auswanderung charakterisieren in vielfacher Hinsicht die räumliche Entwicklung und Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert und reichen bis in aktuelle Diskussionen über Berlin als urbanes Zentrum der postmigrantischen Gesellschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben hinein.
Die folgenden Überlegungen gehen von der Annahme aus, dass Migrationsbewegungen den Berliner Stadtraum kulturell, sozial und ökonomisch prägen und damit affektiv in der Struktur der Stadt verankert sind. Diese Annahme öffnet den Blick dafür, dass Erfahrungen von Migration und Flucht, von sozialer Mobilität und Diversität nicht die Ausnahme, sondern den Berliner Normalfall bilden (vgl. Yildiz 2018: 23). In diesem Sinne sind Migrationsprozesse für Berliner Topographien konstitutiv; ihre affektiven Dynamiken tragen wesentlich zur Herstellung eines pluralen Stadtraums und der Berliner ›Eigenlogik‹ bei (vgl. Löw 2018: 65-115), die sich als solche von derjenigen anderer Städte unterscheidet, zugleich aber als Gefüge multipler Markierungen und Texturen (ebd.: 84), mithin als räumlich verdichtete Form zu begreifen ist.
Mit dieser Perspektive auf Berliner Topographien möchten wir Zugänge zur Literatur- und Migrationsgeschichte der Stadt eröffnen, die an der Verbindung von Affekt und Raum ansetzen. So lässt sich der Wandel der Stadt anhand ihrer Topographien – Topographien verschiedener Sprachen und Zugehörigkeiten – erzählen und nachzeichnen, während sich gleichzeitig immer wieder die Bedingungen des Schreibens in und von Berlin verändern. Affektive Beziehungen bringen nicht nur gesellschaftliche Räume hervor, sie tragen auch zur Aneignung konkreter Orte bei (vgl. Gammel/Herrn 2015a: 7). Affekte und Emotionen sind dergestalt »grundlegender Bestandteil der Prozesse und Machtverhältnisse, die das Städtische strukturieren« (Hutta 2022: 79), und keineswegs nur subjektive Empfindungen.
Prozesse des Affizierens und Affiziertwerdens umfassen Akteurinnen und Akteure in der Stadt, die gebaute und gestaltete Umwelt ebenso wie Geschichten, Erfindungen und Projektionen – sie sind stets wandelbar und verschränken sich im Stadtgeschehen mit einer geteilten Gegenwart. Gleichzeitig sind Körper in der Stadt von Macht- und Herrschaftsstrukturen unterschiedlich affiziert und in ihrem Affizierungspotential unterschiedlich bedingt; in einem geschmeidigen, sicheren, nichtanstößigen Stadtraum zu flanieren, ist nicht allen in selber Weise vorbehalten (vgl. Dündar u.a. 2019); Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Teilhabe an Öffentlichkeit, auch literarische Vernehmbarkeit sind ungleich verteilt, entlang der dynamischen ›Kerbungen‹ der Geschlechterverhältnisse, der sozialen Herkunft, von Prozessen der Rassifizierung und anderen Dimensionen der Ungleichmachung (vgl. Ahmed 2014).2
Das relationale Gefüge der Einwanderungsstadt Berlin bildet den Schwerpunkt unseres Heftes, das affektive Topographien mit Blick auf das geteilte Berlin und Entwürfe des ›neuen‹ Berlins seit dem Mauerfall untersucht. Erkenntnisleitend soll sein, dass konkrete Orte, Straßen oder Plätze im städtischen Gefüge die Darstellung, Wahrnehmung und Verhandlung Berlins affizieren und dadurch an der vielstimmigen Berliner Literaturgeschichte mitschreiben. Dabei wird deutlich, dass sich Topographien und ihre Wahrnehmung überlappen oder verdrängen und sich Funktionen, Bedeutungen und Wertzuschreibungen teilweise rapide verändern.
Wir fragen danach, wie städtische Orte und ihre literarische Darstellung wechselseitig aufeinander bezogen sind, welche Auskunft die Literatur, aber auch Film und Theater über den Wandel Berliner Topographien geben und an wen sie sich richten. Wie wirken Literatur, Film oder Theater auf die Wahrnehmung der Stadt zurück, inwiefern tragen sie zur Vielstimmigkeit und zur Sichtbarkeit verschiedener Akteurinnen und Akteure bei? Wie reflektieren Berliner Topographien in der Literatur gesellschaftliche Teilhabe, wie affizieren sie Autorschaftspraktiken und literarische Formen? Und inwiefern kann ihre Analyse zu postmigrantischen Perspektiven in der Literaturwissenschaft beitragen?
Die germanistische Forschung zur Berlin-Literatur der Gegenwart vollzieht den Perspektivwechsel zur pluralen Gesellschaft bisher nur langsam. In ihrer umfangreichen Studie über die Hauptstadtphantasien (2009) hat Susanne Ledanff als Erste den Versuch unternommen, migrantische Berlin-Perspektiven an verschiedenen Stellen thematisch einzubeziehen, fasst sie am Ende aber doch unter der Überschrift »Der fremde Blick« zusammen (vgl. Ledanff 2009: 589-606). Dabei bestimmen topographische Annäherungen an die Stadt, die Wahrnehmung von öffentlichen Orten, Straßen oder Plätzen und die daran geknüpfte Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Vielfalt literarische Berlin-Darstellungen schon seit der Aufklärung – seien es Friedrich Nicolais genaue Beschreibungen der königlichen Residenzstadt, der Gendarmenmarkt in E.T.A. Hoffmanns Erzählung Des Vetters Eckfenster oder der Boulevard Unter den Linden in Heinrich Heines Briefen aus Berlin.
Im Zuge der rezenten Debatten um die postmigrantische Gesellschaft mehren sich allerdings die Stimmen derer, die auch in der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Berlin-Literatur der gesellschaftlichen Realität der Einwanderungsgesellschaft erkenntnistheoretisch Rechnung zu tragen versuchen.3 An diese Herangehensweise schließen wir an, um mit dem Schwerpunkt Berliner Topographien zu einer Berliner Literaturgeschichte im Horizont der Einwanderungsgesellschaft und gesellschaftlicher Pluralität seit den 1960er-Jahren beizutragen.
Im Folgenden möchten wir einige konzeptuelle Überlegungen zum Titel Berliner Topographien zur Diskussion stellen. In einem ersten Schritt werden wir unterschiedliche Dimensionen von Pluralität im Kontext des Berliner Stadtlebens und der postmigrantischen Gesellschaft darlegen; vor dem Hintergrund dieser grundlegend im Plural stehenden Perspektive auf Berliner Topographien nähern wir uns im zweiten Schritt dem Begriff der Topographie, wie er insbesondere von Sigrid Weigel (vgl. 2002) in die Literaturwissenschaften eingeführt wurde, und ergänzen ihn um affekttheoretische Perspektiven auf die soziale Aneignung und Hervorbringung von Raum. Anknüpfend an die damit verbundenen gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse stellen wir in einem dritten Schritt die einzelnen Beiträge des Schwerpunkts vor, die sich mit verschiedenen Berliner Topographien von den 1960er-Jahren bis heute befassen.
Berlin im Plural, Berlin als Plural
»Berlin ist viele Dörfer« – dieses Sprichwort rekurriert auf die zuweilen dörflich anmutende Kiezstruktur des Stadtlebens in Berlin, manchmal auch selbstironisch auf das Selbstverständnis als Großstadt, Metropole oder »Weltfabrik Berlin« (Hader/Hille 2006). Historisch bezieht es sich auf die polyzentrische Topographie der Stadt, die in der Entstehung der Doppelstadt Berlin-Kölln im 12. und 13. Jahrhundert begründet liegt und seit der Neugründung der Stadt als Groß-Berlin 1920 bis heute wirkt (vgl. Hönig 2015). Die Teilung der Stadt nach 1945 hat einige Zentralisierungsprozesse des modernen Berlins abgebrochen, wie den Potsdamer Platz als Inbegriff der Berliner Moderne, und neu gestaltet, wieder in Form einer Art Doppelstadt, wovon etwa die Museumsinsel im ›Osten‹ und das Kulturforum im ›Westen‹ zeugen. Diese Prozesse haben die Topographie der Stadt und ihr relationales Gefüge ebenfalls nachhaltig transformiert: Stadtteile wie Kreuzberg befanden sich am Rand Westberlins, wo sie vielfach zum neuen Zuhause der Protagonistinnen und Protagonisten der türkisch-deutschen Arbeitsmigration wurden, während andererseits neue Zentren in der Peripherie entstanden, wie die Planstädte Marzahn oder das Märkische Viertel.
Besonders nach der politischen Wiedervereinigung der Stadt, seit 1999 auch als Sitz von Parlament und Regierung der Bundesrepublik, wurde deutlich, wie sehr die Geschichte der Stadt der Bestimmung eines Zentrums zuwiderläuft. Mit Bezug auf Michail Bachtin (vgl. 2008) sprechen die Architekten und Stadtforscher Arno Brandlhuber, Florian Hertweck und Thomas Mayfried (2015) von Berlin als einer »Dialogic City«. Sie unterstreichen damit Heterogenität und Relationalität als bestimmende Dimensionen Berlins und verbinden sie mit städtebaulichen Konzeptionen wie der ›Berliner Mischung‹. Besonders für das ›Neue Berlin‹ nach 1990 schlagen sie Dialogizität als Leitgedanken für ein offenes, prozessuales (Selbst-)Verständnis der Stadt vor, durchaus im Widerspruch zu Tendenzen der Musealisierung und kommerziellen Ästhetisierung der Stadtlandschaft sowie der ›Neuen Mitte‹, die machtvolle »Mauern nach der Mauer« (Ngo/Gordowy 2020) hervorgebracht hat.
Geschichten der Migration sind in einem solchen Verständnis untrennbar mit den Topographien der Stadt verbunden. In der im Vergleich zu vielen anderen europäischen Städten kurzen Geschichte Berlins als einer »großen Stadt« (Bisky 2019) sind hier verschiedene Intensitätsphasen beziehungsweise Transformationsphasen erkennbar – von der Prägung Berlins als Preußische Residenzstadt über ihr enormes Wachstum im Zuge der Industrialisierung bis hin zur modernen Großstadt in der Weimarer Republik, deren Vielstimmigkeit und Pluralität im zeitgenössischen Roman, besonders prominent in Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz (1929), zum Ausdruck kommt.
Die durchaus ambivalenten Topographien einer solchen Vielfalt werden im Nationalsozialismus zerschlagen; durch Zwangsmigration, Deportation und Terror wird das jüdische Leben zum Verschwinden gebracht. Davon zeugen heute die seit den 1980er-Jahren wieder sichtbar gemachten »voids of Berlin« (Huyssen 1997), während die nationalsozialistischen Bau- und Industrialisierungsvorhaben die Stadtlandschaft bis in die Gegenwart prägen. Der Film-Essay Das Gelände (2014) von Martin Gressmann macht diese Gleichzeitigkeit deutlich, indem er die Entstehung des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors auf dem verschütteten Gelände des ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz-Albrecht-Straße und heutigen Niederkirchnerstraße begleitet. Hier wurde geplant und vorangetrieben, wie nicht nur Berliner Jüdinnen und Juden sowie Roma und Sinti durch die nationalsozialistische Vernichtungspolitik nur einige hundert Kilometer östlich von Berlin in Konzentrations- und Vernichtungslagern im besetzten Polen ermordet wurden (vgl. Wildt 2002).
Nach dem Mauerfall wird die Topographie des Terrors eines der bekanntesten Projekte, die von einer Stadtgeschichte ›von unten‹ angestoßen worden sind. Sie wurde nach einer langen Zeit des politischen Ringens, provisorischer Ausstellungen und sogar dem Abriss eines bereits begonnenen Gebäudes schließlich 2010 als öffentliches Dokumentationszentrum der nationalsozialistischen Institutionen eröffnet, knapp 20 Jahre nachdem Aktivistinnen und Aktivisten mit den Ausgrabungen auf dem Gelände begonnen hatten (vgl. Rürup 2014). Kontrastiert wird die Geschichte der kritischen Wiedereinschreibung des ehemaligen Sitzes des Gestapo- und SS-Hauptquartiers in die Topographie des gegenwärtigen Berlins in Gressmanns Film mit den Geschichten der nur wenige Meter weiter stehenden Gebäude: dem ehemaligen Preußischen Landtag und heutigen Abgeordnetenhaus des Landes Berlin sowie dem 1936 bis 1937 gebauten Reichsluftfahrtministerium, das in der DDR als Wirtschaftsministerium genutzt wurde und nach der Wende die Treuhand-Gesellschaft beherbergte, bevor es zum Sitz des Finanzministeriums der wiedervereinigten Bundesrepublik wurde.
Ausgehend von einem konkreten Ort wird in Gressmanns Film-Essay exemplarisch deutlich, wie sich auf engstem Raum unterschiedliche politische Topographien überlappen und sich gegenseitig affizieren. Diese Überlagerungen und Transformationen charakterisieren auch andere prominente Berliner Institutionen, wie das Jüdische Museum oder zuletzt das Humboldt-Forum. Vielfältigkeit und Mehrschichtigkeit dieser Orte, das machen die Projekte der Dokumentation deutlich, bleiben anstößig und lassen sich nur bedingt als Ressource für die Aufwertung der Stadtgeschichte vereinnahmen (vgl. Löw 2018; Boltanski/Esquerre 2018). Gleichzeitig sind die Ablagerungs- und Überlagerungsprozesse, denen hier nachgegangen wird, keine passiven, sich schlicht ereignenden Abläufe, sondern vielmehr selbst in die Entwürfe, Konstruktionen und Produktionen historischer Topographien Berlins eingebunden. Dieses Beispiel kann schon ein erstes Licht auf unsere Verwendung des Plurals von Berliner Topographien werfen. Der Plural unterstreicht die Heterogenität, die sich überlappenden historischen Spuren, Schichten und Strukturen, aus denen der Berliner Stadtraum besteht, ebenso wie die verschiedenen Praktiken, mit der Akteurinnen und Akteure diesen Raum gestalten.
Vor diesem Hintergrund verstehen wir auch Migrationsprozesse und postmigrantische Teilhabe als grundlegend für die historische Genese Berliner Pluralität; nicht als Hinzufügung, die sich in ein vermeintlich geschlossenes Stadtleben ›integriert‹, sondern als Öffnung, Dynamisierung und Transformation des städtischen Geschehens, das seit den 1960er und 70er-Jahren vermehrt selbst zum Gegenstand literarischer und theoretischer Reflexion geworden ist. Insbesondere der Mauerfall hat zur weiteren Öffnung der Stadt beigetragen, zugleich aber auch unterschiedliche Bewegungen der Schließung und Abschottung hervorgerufen, welche die Berlin-Literatur seit den 1990er-Jahren prägen. Steckt die deutsch-deutsche Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte auch noch in ihren Anfängen (vgl. Weber 2020; Müller-Tamm 2021), so ist doch offensichtlich, dass nicht zuletzt unter diesem Vorzeichen von Berlin im Plural gesprochen werden muss, der das affektive Gefüge der städtischen Topographien prägt.
Zum Plural der Berliner Topographien gehören neben Ost- und Westberlin schließlich auch die vielfachen Beziehungen zu anderen Städten,4 die durch die verschiedenen Einwanderungs- und Migrationsbewegungen etabliert wurden und charakteristisch für die Wahrnehmung Berlins in der postmigrantischen Gegenwartsliteratur geworden sind (vgl. Webber 2008: 20). Insbesondere Istanbul ist durch die türkisch-deutsche Arbeitsmigration eng mit Berlin verknüpft, wie etwa in der Istanbul-Berlin-Trilogie von Emine Sevgi Özdamar, in Yadé Karas Selam Berlin oder den Romanen von Fatma Aydemir deutlich herausgestellt wird.
Migration und Mauerfall treffen topographisch betrachtet auch in den Diskussionen um das Konzept des postmigrantischen Theaters zusammen, das Shermin Langhoff als Intendantin des Ballhauses Naunynstraße und später des Gorki Theaters entwickelt hat (vgl. Langhoff 2018). Es bezeichnet die spezifische, in sich vielfältige Ästhetik, die diese Theater gestalten, und stellt gleichzeitig eine gesellschaftspolitische Forderung: ein Theater für das breite Publikum einer postmigrantischen Einwanderungsgesellschaft. In Anlehnung an diese Diskussion spricht die Soziologin Naika Foroutan von Deutschland als einer »postmigrantische[n] Gesellschaft« (Foroutan 2019), ein Entwurf, der von der Literatur- und Theaterszene zwischen dem Kreuzberger Ballhaus Naunynstraße und dem Gorki Theater Unter den Linden inspiriert wurde und damit die Möglichkeit vielfacher Berliner Grenzüberschreitungen einschließt.
Dieser Anspruch auf Teilhabe und Aneignung des Stadtraums ist eine Errungenschaft und Folge gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, mit denen verschiedenste Protagonistinnen und Protagonisten der Migration Sichtbarkeit, Hörbarkeit und Lesbarkeit erkämpft, erstritten und erschrieben haben. Von Berliner Topographien im Plural zu sprechen, versucht, diesem Anspruch und der vielstimmigen Geschichte, aus der er hervorgeht, wie den damit verbundenen ›AufBrüchen‹ (vgl. Gelbin/Konuk/Piesche 1999) und ›Störungen‹ (vgl. Lierke/Perinelli 2020) erkenntnistheoretisch Rechnung zu tragen. Berliner Topographien meinen vor diesem Hintergrund die Stadt als offene Gesamtheit, nicht ausschließlich einzelne Aspekte, Bewohnerinnen, Gruppen oder Orte, Straßen und Stadtteile: Konkrete Topographien, wie sie für die Beiträge im Heft den Ausgangspunkt bilden, stehen in diesem Sinne nicht für sich, wie die Sehenswürdigkeiten in einem Reiseführer, sondern immer in Beziehung zum Geflecht der Stadt und ihren multiplen Geschichten von Erinnerung und Gegenwart. Die postmigrantische Perspektive unseres Schwerpunkts setzt an diesen vielfältigen, affektiven Beziehungen an, welche die Stadt als offenen Raum der Vielheit hervorbringen: Berlin als Plural.
Zum Begriff der Topographie in der Literaturwissenschaft
Die Verwendung des Topographie-Begriffs in der Literaturwissenschaft hängt unmittelbar mit dem spatial turn zusammen, den Edward Soja in die geographische Debatte eingeführt hat (vgl. Soja 1989).5 Zwar hatten Raumgeschichten – nicht zuletzt aufgrund der sich herausbildenden modernen Großstädte – schon um 1900 Konjunktur, doch orientierten sie sich nicht an »geopolitischen Dimensionen« (Simons 2007: 19). Ende des 20. Jahrhunderts schien der spatial turn die Konzentration der Forschung auf Geschichte und Zeitlichkeit abzulösen und lenkte sie auf den Raum (vgl. Döring 2008: 596). Bereits 1967 hatte Michel Foucault das 19. Jahrhundert eine Epoche der Geschichte, die Gegenwart hingegen das Zeitalter des Raumes genannt (vgl. Foucault 2006: 317).
Diese Fokussierung auf den Raum hat bis heute Konjunktur, und das nicht nur in der Literaturwissenschaft, sondern gleichermaßen in den Kultur- und Sozialwissenschaften, sodass inzwischen von der »Transdisziplinarität des Phänomens Raum« gesprochen wird (Winkler/Seifert/Detering 2012: 253). Angestoßen wurde diese breite Auseinandersetzung mit dem Raum vor allem durch Henri Lefebvres Studie La production de l’espace (1974), die wesentlich dazu beigetragen hat, Raum als »Produkt menschlichen Handelns« (Winkler/Seifert/Detering 2012: 255) zu verstehen und statische Raumvorstellungen zu verabschieden. Die Relationalität der sozialen Konstruktion von Raum hebt auch Sighard Neckel hervor, der aus soziologischer Perspektive Räume »als relationale Ordnungen« versteht, »die durch die Beziehungen zwischen Objekten und Körpern gebildet werden«, ein Prozess, der den Raum, so Neckel, als »wandelbare Größe« (Neckel 2015: 47) in den Blick nimmt.
Diesem prozesshaften Verständnis können wir folgen, liegt doch im Raum als ›wandelbare Größe‹ zugleich der Ansatzpunkt für das Wechselverhältnis von Affekt und Raum, das als Affizieren und Affiziertwerden zu denken ist.6 Ausgehend von den modernen Großstädten wurde dieses Wechselverhältnis auch von der situationistischen Theorie der Psychogeographie in den Blick genommen, die im urbanen Gehen buchstäblich die Wirkung von stadträumlichen Kartierungen auf das eigene Erleben verfolgt hat (vgl. Lubkowitz 2020: 13).
Diese Relationalität charakterisiert nach unserem Dafürhalten auch den Topographie-Begriff, den Sigrid Weigel (2002) mit ihrem Aufsatz Zum ›topographical turn‹. Kartographie, Topographie und Raumkonzepte in den Kulturwissenschaften wesentlich geprägt hat. Neben einem Vergleich der Raumkonzepte der angloamerikanischen cultural studies mit denjenigen der europäischen Kulturwissenschaft arbeitet sie darin die Bedeutung des Topographie-Begriffes für die Literaturwissenschaft heraus und spricht explizit von »literarischen Topographien« (ebd.: 157). Weigel argumentiert, dass die Literaturtheorie nicht selten den »Schnittpunkt von Narration und topographischen Figuren« (ebd.) fruchtbar macht, und versteht unter Rekurs auf Hillis Millers Studie Topographies einen Roman auch als »figurative mapping« (Miller 1995: 19). Weigel zufolge sind Topographien nicht bloße Beschreibungen eines Ortes, sondern vielmehr »als Schrift eines Ortes/Raumes, als räumliche Metaphorik, als kartographisches Diagramm oder als Bezeichnung für eine räumliche bzw. kartographische Ordnung der Dinge« (Weigel 2002: 157) zu verstehen. Obwohl Weigel nicht scharf zwischen literarischen und außerliterarischen Orten trennt (vgl. auch Winkler/Seifert/Detering 2012: 258), hat sie deutlich die Bedeutung von konkreten, identifizierbaren »Orte[n] und Landschaften als Voraussetzung« (Weigel 2002: 158) für die Literatur herausgestellt, die auch unserem Begriff der Topographie zugrunde liegt.
Mit der »Aufwertung« (Bachmann-Medick 2006: 310) der konkreten, geographischen Orte möchten wir schließlich auch die verallgemeinernde Vorstellung der Lesbarkeit der Stadt oder der Stadt als Text hinterfragen. Nicht nur erweist sich das lesende Subjekt, das das Zentrum dieser Vorstellung bildet, als eines, dessen theoretische Universalisierung zumindest fragwürdig erscheint. Auch das Primat des Sehens und Lesens – und die dazu komplementäre vergeschlechtlichte Vorstellung der Stadt als offenliegender Text – erweist sich dann sogar als Sichtblende. Im Umkehrschluss muss daher gelten: Dimensionen der Unvernehmbarkeit, der Unleserlichkeit oder Opazität können nicht allein dem sozialen Leben von Protagonistinnen und Protagonisten der Migration zugeschrieben werden, sondern sind immer schon Teil der Topographien einer Stadt, die nicht um ein Zentrum organisiert ist: Nicht alles verstehen, nicht alles lesen können, nicht immer den Überblick behalten – das alles gehört nicht nur zum Modus Vivendi Berlins, sondern bildet in unseren Augen auch eine erkenntnistheoretische Prämisse, um mit Blick auf Sprachwandel und Migration der Vielstimmigkeit und Mehrsprachigkeit der Stadt gerecht zu werden. Daher fokussieren wir die affektive Relationalität des Stadtraums und begreifen den Raum als soziale Praxis; gleichzeitig folgen wir Weigels Annahme einer sozialen Markierung der Räume durch die »kulturellen Praktiken ihrer Bewohner« (Weigel 2002: 155).7
Vor diesem Hintergrund verstehen wir Topographien als affektiv, dynamisch und wandelbar. Sie entstehen durch die wechselseitige Affizierung der Körper; entsprechend lässt sich ein produktiver Austausch zwischen Stadt und literarischen Darstellungen denken. Auch Urte Helduser und Jörg Schuster haben darauf hingewiesen, dass Metropolen der Literatur Stoff und Inspiration bieten, literarische Texte aber auch umgekehrt die Wahrnehmung von Städten beeinflussen (vgl. Helduser/Schuster 2014). Löw bezeichnet diesen Vorgang als »Branding«, als »die Durchsetzung einiger dominanter Lesarten einer Stadt« (Löw 2018: 84). Sie betont, dass »es vor allem Städte wie Berlin« seien, die »über die Erzählungen in Filmen und Büchern erfahren werden« (ebd.: 84f.). Dies vollzieht sich an der Schnittstelle von realem, geographischem und literarischem Raum, welche die Stadt Berlin und ihre literarischen Texte hervorrufen. So konstatiert Andreas Huyssen: »[W]e know how real and imaginary spaces commingle in the mind to shape our notions of specific cities« (Huyssen 1997: 57). Berlin-Literatur ist auf doppelte Weise in dieses Affizierungsgeschehen involviert: Einerseits wird sie durch die Berliner Topographien affiziert, und zwar sowohl in Bezug auf ihr Sujet als auch mit Blick auf ihre Form und die soziale Bedingtheit von Autorschaft, andererseits affiziert sie auch selbst das Gefüge der Stadt und schreibt dadurch mit an pluralen und umstrittenen affektiven Topographien.
Zu den Beiträgen
Dieser doppelten Bewegung der Affizierung gehen die Beiträge in unserem Schwerpunkt auf unterschiedlichen Wegen nach; sie befassen sich mit konkreten Berliner Topographien wie dem Anhalter Bahnhof oder dem Oranienplatz, sie bewegen sich durch verschiedene Orte und ihre Zeitlichkeiten hindurch und beziehen dabei verschiedene literarische Genres, aber auch Filme oder eine an den Berliner Stadtraum gebundene Theaterarbeit ein. Den Auftakt macht Anne Fleig mit ihrem Aufsatz Berlin im Plural. Affektive Topographien bei Emine Sevgi Özdamar, Aras Ören und Tomer Gardi, der erste Sondierungen des Schwerpunktthemas bietet. Beginnend mit Emine Sevgi Özdamars jüngst erschienenem opus magnum, Ein von Schatten begrenzter Raum, verfolgt sie Entwürfe affektiver Topographien in Aras Örens Berlin Savignyplatz (1995) und Tomer Gardis broken german (2016). Damit ist auch die zeitliche Spanne der folgenden Beiträge des Hefts abgesteckt, die von der deutsch-deutschen Teilung über die Auseinandersetzung mit der türkisch-deutschen Arbeitsmigration bis in die Berliner Gegenwart reichen, deren Topographien von den Bauten eines ›neuen‹ Berlins ebenso geprägt sind wie von den temporären Unterkünften Geflüchteter. Mit Blick auf die zeiträumliche Verwobenheit dieser vielfältigen Geschichten mit der Gegenwart entwickelt der Beitrag ein literaturtheoretisches Verständnis von affektiven Topographien.
An die Geschichte vielfacher Grenzüberschreitungen und eine spezifisch deutsche Migrationsbewegung innerhalb des geteilten Berlins erinnert die Auseinandersetzung von Jutta Müller-Tamm und Lukas Nils Regeler mit der Berliner S-Bahn, einer lebenspraktisch bedeutsamen und zugleich hochumstrittenen, beweglichen Topographie, die nicht nur die Wahrnehmung des Stadtraums strukturiert hat, sondern gerade Ostberliner Autorinnen und Autoren immer wieder Anlass bot, sich selbst über die buchstäblich erfahrenen Grenzen poetisch Rechenschaft abzulegen. Ihr Beitrag »Fahrt mit der S-Bahn«. Bewegung und Raum im geteilten Berlin arbeitet anhand verschiedener Prosatexte und Lyrik von Uwe Johnson, Günter Kunert, Fritz Rudolf Fries, Elke Erb, Johannes Jansen und Annett Gröschner heraus, wie die Bewegung der S-Bahn das schreibende Ich vielfach herausfordert.
Westberliner Perspektiven wendet sich wiederum Ela Gezen in ihrem Aufsatz über die frühen Texte Aras Örens zu, der seine Arbeit als Chronist und Archivar Westberlins nachzeichnet. Unter der Überschrift (West-)Berliner Zeitlichkeiten und das Archiv der Migration: Aras Ören und Deniz Utlu wird Örens Aufmerksamkeit für verschiedene, sich überlappende und überschneidende Zeitlichkeiten der Migration und Postmigration als zentrales Moment seiner Poetik herausgestellt. Ören kartographiert die Wünsche und Hoffnungen der türkischen Arbeitsmigrantinnen und -migranten ebenso wie ihre Enttäuschungen als ›Teilnehmer‹ und ›Zeuge‹: Seine literarische Topographie Westberlins dokumentiert das affektive Leben der Berliner Migrationsgeschichte, die Gezen mit Deniz Utlus Begriff des Archivs der Migration verbindet, um aus vielfältigen Archiven und ungeraden Genealogien ›Traditionen von morgen‹ zu schaffen.
Aras Ören steht auch im Mittelpunkt des Beitrags von Jule Thiemann, die sich mit seinen zwischen Istanbul und Berlin changierenden Topographien befasst und die wechselseitige Bewegung der Affizierung zwischen Stadt und Melancholie des schreibenden Ichs untersucht. Ihr Aufsatz Bebek in Berlin. Melancholische Perspektiven in Aras Örens Berlin-Istanbul-Kartierungen zeigt, wie Erinnerungen an den Istanbuler Stadtteil Bebek in die Wahrnehmung von Berlin-Kreuzberg eingehen und sich zu einer Stadtlandschaft verbinden, die jenseits interkultureller Klischees eine postmigrantische Perspektive eröffnet, die zum einen die Arbeits- und Lebenswelt der türkischen Arbeiterinnen und Arbeiter im Westberlin der 1970er und 80er-Jahre dokumentiert und zum anderen mit Martina Löw als eigenlogische Deutung Berlins gelesen wird, die einen Beitrag zur kollektiven Stadtbiographie leistet.
Hansjörg Bay widmet sich mit seinem Aufsatz »(Anhalter Bahnhof)«. Topographie als Arbeit am kollektiven Gedächtnis in Emine Sevgi Özdamars »Die Brücke vom Goldenen Horn« einem konkreten Berliner Ort und analysiert ausgehend von der sprachlichen Geste der Parenthese die wechselseitige Affizierung von realem und fiktivem Raum. Der Ortsname weist über den Roman hinaus und verankert den Bahnhof in der Geschichte Berlins; in die Vorstellung und den Namen des Ortes geht das Wissen um ein historisches Geschehen ein, das durch die Erzählung einer Migrationsgeschichte Korrespondenzen zwischen der Geschichte der Türkei in den 1970er-Jahren und derjenigen des Nationalsozialismus und der Shoah herstellt und Özdamars Topographie des Anhalter Bahnhofs zur Arbeit am kulturellen Gedächtnis macht.
Die teilweise verborgenen Verbindungen zwischen deutscher und türkischer Geschichte, zwischen Berlin und Istanbul stehen auch im Zentrum des Beitrags von Friederike Oberkrome. Unter der Überschrift Parcours und Karte. Postmigrantische Erkundungen am Ballhaus Naunynstraße, ausgehend vom Theaterparcours Kahvehane. Turkish Delight, German Fright? (2008) analysiert sie eine Arbeit, die anatolische Kaffeehäuser in Kreuzberg und Neukölln für das Theaterpublikum öffnet und diese durch affektive Karten in Verbindung zu Istanbuler Orten setzt. Der Parcours ermöglicht Entdeckungen an (un-)bekannten Orten und verhandelt Konflikte der deutschen Migrationsgesellschaft mit performativen Mitteln. Durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Stadtraum werden bis dato verborgene Migrationsgeschichten erfahrbar, die auf die topographische Komplexität des postmigrantischen Berlins verweisen.
Auch Andrew Webber befasst sich mit dem postmigrantischen Berlin am Beginn des 21. Jahrhunderts. Sein Aufsatz Casting Post-migrant Identities in Berlin Films befragt Irene von Albertis, Miriam Dehnes und Esther Gronenborns Stadt als Beute (2005), Thomas Arslans Der schöne Tag (2001) und Christian Petzolds Gespenster (2006) auf die Praxis des Castings, die er als eine doppelte begreift: So stehen in ihr einerseits Kategorien der Identifikation im Mittelpunkt, in denen gerade Migration und Postmigration die Gussformen (cast) der filmischen Identität herausfordern. Gleichzeitig zeigt Webber, wie die Reflexion dieser Praktiken und Szenen auch das Entwerfen (to cast) von postmigrantischen Berliner Topographien bedingt und ermöglicht. Damit rücken auch unerwartete Ton- und Affektlagen in den Mittelpunkt wie das unverbindliche Streifen der Protagonistin durch den nächtlichen Tiergarten in Arslans Film Der schöne Tag, die Webber als Dimensionen des postmigrantischen Berliner Horizonts verstehbar macht.
Bewegungen durch den Stadtraum folgt schließlich auch Sara Maatz in ihrem Beitrag »Eine Landschaft aus Zelten«. Vorläufige Orte in Jenny Erpenbecks »Gehen, ging, gegangen«. Anhand verschiedener Berliner Orte – wie dem Kreuzberger Oranienplatz – arbeitet sie die Spannung zwischen Vorläufigkeit und Permanenz als zentrales Motiv der topographischen Annäherung zwischen dem Protagonisten Richard, den Geflüchteten und dem Berliner Stadtraum heraus, der selbst dem permanenten Wandel unterliegt. Ihre Analyse kann zeigen, wie unterschiedliche Vorläufigkeiten die Wahrnehmung der als fremd erlebten Stadt bestimmen: Dabei kreuzen sich Wege und Erinnerungen der verschiedenen Figuren, die eine Vielzahl affektiver Beziehungen sichtbar machen und gleichzeitig sehr verschiedene Migrationsbewegungen vollziehen.
Zum Schluss möchten wir allen Beiträgerinnen und Beiträgern für die mit Engagement und Offenheit geleistete Arbeit an ihren Aufsätzen und die kollegiale Zusammenarbeit unter teilweise schwierigen pandemischen Umständen sehr herzlich danken. Großer Dank gebührt auch den Herausgebern der Zeitschrift für interkulturelle Germanistik für die Aufnahme dieses Schwerpunkts und die gute Zusammenarbeit. Ein besonders herzliches Dankeschön geht an unseren studentischen Mitarbeiter Chris Verfuß, der in einem heißen Berliner Sommer schnell und zugleich äußerst umsichtig die Manuskripte eingerichtet hat.
Anmerkungen
1 Für einen knappen historischen Überblick vgl. Allers 2017, zu Berlin als migratory setting in der Literatur vgl. Yildiz 2017.
2 Diese Überlegungen speisen sich aus der interdisziplinären Diskussion des von der DFG geförderten Sonderforschungsbereichs Affective Societies: Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten an der Freien Universität Berlin. Im Rahmen des Teilprojekts Geteilte Gefühle: Entwürfe von Zugehörigkeit in der transkulturellen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur entstand auch das vorliegende Themenheft.
3 Vgl. aus dem Kontext der interkulturellen Germanistik Hille 2008, Peters 2012, Thiemann 2019, zuletzt Steltz 2020 mit der Forderung nach einem Perspektivenwechsel.
4 Diese Beziehungen sind ein wichtiger Teil der Eigenlogik der Städte, die Löw als »Konnex der Städte« gefasst hat (Löw 2018: 96-102).
5 Das Konzept und die Rede vom spatial turn waren von Anfang an umstritten. Gleichzeitig bestand schnell Einigkeit, dass insbesondere im Zuge der Globalisierung empirische, lebensweltliche Veränderungen zu verzeichnen sind »und Raum somit zu einer wichtigen Analysekategorie im wissenschaftlichen Diskurs wird« (Austen 2014: 8). Vgl. zu dieser Diskussion auch Bachmann-Medick 2006, Döring 2008 und grundlegend Dünne/Mahler 2015.
6 Für weiterführende Beiträge zum Verhältnis von Affekt und Raum auch mit Blick auf eine materialistische Kritik am Paradigma der Konstruktion von Raum vgl. das Schwerpunktheft Gefühlsräume – Raumgefühle der Zeitschrift sub\urban (vgl. Gammerl/Herrn 2015b).
7 Zur Relationalität des Berliner Stadtraums vgl. auch Webber 2008: 47.
Literatur
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Bachmann-Medick, Doris (2006): Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek b. Hamburg.
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