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Zeitschrift für interkulturelle Germanistik – 15. Jahrgang, 2024: »Unklare Schattierung von nicht-weiß« und »Gendefekt«. Identitätskonstruktionen zwischen Marginalisierung und Widerstand und der Diskurs ›Identitätspolitik‹ in Sibylle Bergs GRM. Brainfuck (Philipp Schlüter)

Zeitschrift für interkulturelle Germanistik – 15. Jahrgang, 2024

»Unklare Schattierung von nicht-weiß« und »Gendefekt«. Identitätskonstruktionen zwischen Marginalisierung und Widerstand und der Diskurs ›Identitätspolitik‹ in Sibylle Bergs GRM. Brainfuck (Philipp Schlüter)

»Unklare Schattierung von nicht-weiß« und »Gendefekt«

Identitätskonstruktionen zwischen Marginalisierung und Widerstand und der Diskurs ›Identitätspolitik‹ in Sibylle Bergs GRM. Brainfuck

Philipp Schlüter

Abstract

Sibylle Berg’s socio-critical novel GRM. Brainfuck (2019) charts the development of a fictional post-Brexit England. The novel’s main plotline concerns the rebellion of the four main characters Don, Karen, Hannah and Peter against the marginalization and exclusion they have experienced since childhood. The article focuses on the somatic and gender hybrid identities of Don and Karen, descendants of African-born immigrant workers who undermine the identity binarisms of the white majority society and are subjected to intersectional discrimination. While the dark-skinned, queer Don develops a masculine appearance, Karen is affected by albinism. The claims of identity politics for participation and inclusion regardless of skin color, gender or sexual orientation are here negotiated in a dystopian genre setting. Besides that, my article examines how the hate-speech rhetoric of the storytelling instance linguistically reproduces anti-feminist and racist glosses and also criticizes a left-wing identity politics.

Title

»Unclear shading of non-white« and »Genetic defect« – Identity constructions between marginalization and resistance and the ›identity politics‹ discourse in Sibylle Berg’s GRM. Brainfuck

Keywords

marginalization; racism; intersectionality; ambivalence; GRM. Brainfuck

1. Narrative und diskursive Referenzpunkte einer rassismuskritischen und identitätspolitischen Lesart

In dem von der Journalistin Ilka Piepgras 2020 herausgegebenen Band Schreibtisch mit Aussicht. Schriftstellerinnen über ihr Schreiben legt auch die Schweizer Autorin Sibylle Berg ihr poetologisches Verständnis von Literatur dar: »Salbungsvolle sogenannte schöne Literatur langweilt mich ungemein. […] ich wäre auch eine gute Revolutionsführerin geworden« (Berg 2020: 221). Diese Verknüpfung zwischen der hier ex negativo anklingenden satirisch-gesellschaftskritischen Schreibweise Bergs und dem Habitus der Revolutionsführerin erinnert an Georg Lukács’ Aufsatz Zur Frage der Satire (1932). Lukács zufolge sei es gerade das rhetorische Mittel eines »durch nichts abschwächbaren oder versöhnbaren Hasses« (Lukács 1932: 216), das der Satire ihre politische Stoßkraft gegen Ungerechtigkeit und somit ihr revolutionäres Moment verleihe (vgl. ebd.: 216); Satire mit Lukács gedacht zu schreiben, bedeutet, die Gesellschaft explizit und öffentlich im Modus des Hasses anzugreifen (vgl. Norberg 2019: 72). Der Titel von Sibylle Bergs 2019 erschienenem Roman GRM. Brainfuck verweist auf einen kongruenten Konnex. Liest man den Titel GRM wortwörtlich aus, so entsteht ein Laut, der phonetisch an das Wort Grimm erinnert. Synonyme für diese eher veraltete Begrifflichkeit sind Wut oder Zorn. Auf diese Weise deutet Bergs Text paratextuell die rhetorische Praxis der Erzählinstanz an, die schonungslos drastisch von der Wut über neoliberale Prekarisierung und soziale Kälte affiziert, die trostlose Adoleszenz von vier fiktiven Kindern in der ehemaligen englischen Arbeiterstadt Rochdale schildert. Agata Mirecka sieht in GRM. Brainfuck mit Blick auf Bergs vorheriges Œuvre explizit eine neue rhetorische Radikalität am Werk (vgl. Mirecka 2020: 155). Die Autorin Sibylle Berg knüpft mit ihrem Text an ihre bisherige Poetik »satirischer Überzeichnung« (Biendarra 2020: 57) an, steigert das gesellschaftskritische Niveau mittels einer intensivierten Rhetorik aus Wut und Hass jedoch entscheidend.

Zentral für diesen Beitrag ist die tentative Beobachtung, dass der Roman dezidiert rassistische wie klassistische Exklusionsphänomene adressiert und damit auch identitätspolitische Themen verhandelt. Diesbezüglich ist anzumerken, dass der Text keine »minderheitenpolitische bzw. antirassistische« Agenda formuliert, die »auf Anerkennung der Ungerechtigkeit und des Leidens« (Scherr 2021: 357) ausgegrenzter Kollektive fußt. Vielmehr sollen in diesem Beitrag eine rassismuskritische sowie intersektionale Lesart vollzogen werden, von denen sich identitätspolitisches Engagement letztlich immer herleitet. Torsten Erdbrügger hat darauf verwiesen, dass GRM. Brainfuck »selbst [zwar; P.S.] explizit kein moralisches Programm entwerfen oder Handlungsanweisungen formulieren würde« (Erdbrügger 2022: 97). Dem Text wohne stattdessen aber das wirkungsästhetische Vermögen inne, dass Leserin oder Leser »am dargestellten Schrecken geschult werden könne« (ebd.). Wie zu zeigen sein wird, zeichnet sich dieser »dargestellte Schrecken« auch in der rassistischen und heteronormativen Ausgrenzungspraxis der fiktiven englischen Mehrheitsgesellschaft ab. In einem ersten Schritt wird das identitätspolitische Potential des Textes mit Blick auf die Diskriminierung der beiden Hauptfiguren Don und Hannah nachgezeichnet. In einem zweiten Schritt werden auch jene ambiguen Signale der Erzählinstanz näher in den Blick genommen, die einerseits eine kritische Perspektive auf linke Identitätspolitik zu erkennen geben, andererseits jedoch als entlarvende Imitation populistischer Hatespeech einzuordnen sind.

Zum besseren Verständnis soll einleitend die Haupthandlung des Textes kurz wiedergegeben werden. Die vier Hauptfiguren Don, Karen, Hannah und Peter sind zum Zeitpunkt der einsetzenden Narration noch Kinder, die im englischen Rochdale aufwachsen. Zu Anfang des 21. Jahrhunderts hat der Neoliberalismus die ehemalige Industriestadt in einen Ort der Kriminalität, der Arbeitslosigkeit sowie Perspektivlosigkeit verwandelt. Die Kindheit der vier Hauptfiguren ist gekennzeichnet durch Missbrauch und das Fehlen intakter familiärer wie sozialer Strukturen, sodass die vier Kinder einander das werden, was ihnen fehlt: eine Art Ersatzfamilie. Als Medium des Widerstands entdecken Don, Karen, Hannah und Peter die Grime-Musik – Hip-Hop mit schnellen, elektronischen Beats –, die sich als Produkt der urbanen Lebenswirklichkeit durch raue Klangstrukturen, minimalistische Melodien und sozialkritische Texte auszeichnet. Gestärkt durch den Sound des Grime und den neuen Zusammenhalt, beschließen die vier Protagonisten, Rache einerseits an spezifischen Mitmenschen zu nehmen, die ihnen in ihrer Kindheit Leid zugefügt haben. Andererseits begehren sie auch gegen die neoliberalen Machtstrukturen und einen sich sukzessive im Laufe der histoire formierenden Überwachungsstaat auf, der von einer populistischen Regierung vorangetrieben wird. Gegen ein monatliches Grundeinkommen lässt sich fast die gesamte Bevölkerung einen Chip unter die Haut implantieren, durch den die Menschen zu gläsernen Bürger*innen werden. In besonderem Sinne gelten hier die Worte des Philosophen Byung-Chul Han: »Big Brother macht nun ein freundliches Gesicht« (Byung-Chul 2014: 55; Hervorh. i.O.). Die vier Hauptfiguren verlassen im Teenager-Alter Rochdale und siedeln in die peripheren Industriebrachen Londons um. Hannah arbeitet dort an einem Mittel, das im männlichen Organismus jegliches Testosteron eliminiert, um so eine friedlichere und sichere Gesellschaft zu gewährleisten. Die Teenager freunden sich mit einem Hackerkollektiv an, das mit einem großen Coup die Bevölkerung mit der massiv intensivierten staatlichen Überwachung zu konfrontieren trachtet. Im Rahmen dieses Plots widerfahren den Hauptfiguren etliche diskriminierende und herabwürdigende Erfahrungen, die das Bild einer hochgradig gefährdeten Gesellschaft konstruieren.

Die Revolution, seit jeher der aktivistische Kampf der Unterdrückten für mehr Mitbestimmung und zur Überwindung des defizitären Hergebrachten, ist in GRM. Brainfuck metanarrativ musikalisch codiert. Die Grime-Musik, deren Wurzeln im afroamerikanischen Hip-Hop liegen, dient Don, Karen, Hannah und Peter als Chiffre für einen aus der dystopischen Lebensrealität geborenen soziopolitischen Widerstand. Die Musikrichtung Grime kann nicht unabhängig von den prekären Lebensbedingungen der afroenglischen Bevölkerung betrachtet und muss mit Blick auf die Hauptfiguren von Bergs Text als subkulturelles Ermächtigungsphänomen gedacht werden. Mit Hilfe von Stefan Neuhaus’ und Immanuel Novers Differenzierungssystematik des Politischen in der Gegenwartsliteratur soll Bergs deutlich engagierter Text im Rahmen dieses Aufsatzes mahnend als »innovatives politisches Handeln, durch das die politische/soziale ›Wirklichkeit‹ mitgestaltet wird« (Neuhaus/Nover 2019: 7), verstanden werden.

Die Eltern von Don, Karen, Hannah und Peter haben allesamt einen Migrationshintergrund bzw. eine Migrationsgeschichte: Hannah ist die Tochter nach England übergesiedelter »indische[r] Juden« (Berg 2019: 50) und Peter der autistische, gehandicapte Sohn einer aus Polen stammenden Sexarbeiterin. Peters Aussehen wird zum Zeitpunkt seiner Geburt enigmatisch als »durchsichtig« (ebd.: 31) beschrieben und von der patriarchal-dörflichen Außenwelt als anormal beurteilt: »Peter wurde von den Männern im Dorf gehasst. Er war anders. Das genügte« (ebd.: 32). Die Figuren Hannah und Peter ergänzen das Viererkollektiv der Ausgegrenzten jedoch eher; Don und Karen, beide Kinder schwarzer Mütter, sind qua ihres anormalen Erscheinungsbildes von einer vom Somatischen ausgehenden Diskriminierung betroffen. GRM. Brainfuck exemplifiziert mit Blick auf diese beiden Figuren eindrücklich, wie der Körper zum Aushandlungsobjekt gesellschaftlicher Normalität sowie A-Normalität avanciert. Wichtig ist hier zu bemerken, dass sich das Kollektiv der Teenager alles andere als homogen darstellt. Aus diesem Grund stehen die Figuren, besonders Don und Karen, als Pars pro Toto für jene spezifische gesellschaftliche Minderheit, der sie selbst angehören.

Rolf Parr hat aufgezeigt, dass etliche Texte aus Bergs Werk eine literarische Aushandlungsbewegung zwischen den Polen Normalität und A-Normalität betreiben (vgl. Parr 2020). ›Normalität‹ wird im Rahmen dieses Beitrags als ein kollektiver Identitätsmodus weißer Mehrheitsgesellschaften verstanden, deren konstruierte Homogenität sich auf ein spezifisches phänotypisches Erscheinungsbild, eine binäre Geschlechtlichkeit sowie sexuelle Heteronormativität stützt. Die Hauptfiguren Don, Karen, Hannah und Peter stellen als Kollektiv der »Außenseiter, […] Randgruppenerscheinung[en], […] Aussätzige[n]« (Berg 2019: 92) diese gesellschaftliche Homogenität durch ihre Existenz in Frage, was ihnen gesellschaftlichen Hass und Ausgrenzung einbringt.

Dabei fungiert die (Rap)Musik der englischen Musikerin Little Simz, die die Hauptfiguren hören, als Signifikant einer aus der Marginalisierung geborenen Selbstermächtigung, die sich auch physisch äußert: »Sie genießen, dass die Passanten ihnen aus dem Weg gehen, sie rempeln, sie treten, sie machen Angst, das ist Musik, das ist Macht. Sie hören Little Simz.« (Ebd.: 273) Little Simz adressiert in ihren gesellschaftskritischen Liedern mitunter identitätspolitische Themen der kulturellen Teilhabe und des Black empowerment.1 Dass die Hauptfiguren gerade die Musik von Little Simz zum Signum ihres Aufbegehrens machen, verweist auch an dieser Textstelle auf einen anteilig identitätspolitischen Subtext von GRM. Brainfuck.

Neben dem Widerstandsmotiv liegt das analytische Hauptaugenmerk dieses Beitrags auf der Figurenkonstruktion der beiden kindlichen bzw. jugendlichen Hauptfiguren Don und Karen. Die Identitäten dieser Charaktere unterlaufen einerseits binäre, heteronormative (Don) und andererseits physisch klar festlegbare (Karen) Identitätskonstruktionen. Wie zu zeigen sein wird, zieht das intersektionale Ausgrenzung und Diskriminierung nach sich. Auch wenn GRM. Brainfuck sich im zeitgenössischen literarischen Feld rassismuskritisch nicht mit von PoC verfassten Texten vergleichen lässt (Olivia Wenzels 1000 Serpentinen Angst, Sharon Dodua Otoos Adas Raum), so verhandelt Bergs Text dennoch auf eigene Weise intersektionale und rassistische Ausgrenzungsmechanismen.

Karen und Don müssen figurentypologisch in struktureller Nähe zu der Figur Toto aus Bergs Roman Vielen Dank für das Leben (2012) gesehen werden, dessen Geschlecht weder eindeutig als männlich noch als weiblich bestimmt werden kann. Diese hybride Figur stellt ebenso wie die beiden Hauptfiguren Don und Karen eine radikale Außenseiterfigur dar. Binäre Geschlechterzuordnungen greifen bei Toto nicht. Auch Don und Karen bewegen sich in einem jeweils anormalen Körper durch die dystopische Gesellschaft, die keinen Platz für somatische wie geschlechtliche Hybridität aufweist. Während Karen von Albinismus betroffen ist, sind es Dons schwarze Hautfarbe und ihr maskulines Erscheinungsbild, durch das beide als »singuläre ›Nicht-Normale‹ immer wieder der Gewalt der Menge der ›Normalen‹ ausgesetzt« (Parr 2020: 48) sind. Während in der englischen Stadt Rochdale, in der die Hauptfiguren aufwachsen, ein TV-Sender eine Dokumentation über die prekäre Existenz der weißen Mittelschicht dreht, wird Don aus dieser rassistisch exkludiert, denn »[s]ie hätte das Konzept durch ihre Pigmentierung gestört« (Berg 2019: 166). Bergs Text thematisiert hier die soziale Praxis hautfarbenbasierter Ausgrenzung.

2. Wirkungsästhetischer Brainfuck: Diegese in der Dauerkrise

Anne Fuchs hat mit Blick auf GRM. Brainfuck auf das auf Dauer gestellte Phänomen der Krise hingewiesen, durch das ein verzerrtes Verhältnis von Krise und Normalität entstehe: Der Zustand einer krisenfreien Normalität gehört in der Diegese der Vergangenheit an (vgl. Fuchs 2020: 401). Der Status der Dauerkrise werde, wie weiterhin Torsten Erdbrügger gezeigt hat, erzählerisch über die sprachliche Performanz der imitierenden, sich leerlaufenden und dadurch ironische Distanz generierenden Hatespeech dargeboten (vgl. Erdbrügger 2022: 75). Die englische Gesellschaft des Textes hat sich an den Dauerzustand der Krise gewöhnt, die einerseits die fortschreitende Neoliberalisierung und andererseits der 2020 erfolgte Brexit noch weiter befeuert haben. Im Zuge des Brexits ist das Bruttoinlandsprodukt zurückgegangen und die an den Austritt aus der EU geknüpften ökonomischen Hoffnungen haben sich bisher nicht erfüllt. Pessimistisch und resigniert wartet die »biobritische Bevölkerung gelähmt auf den Untergang« (Berg 2019: 75). Anne Fuchs hat zudem auf den Zusammenhang von gesellschaftlicher Krise und der potentiellen Blockierung des utopischen Bewusstseins bzw. auf den Verlust an Hoffnung hingewiesen (vgl. Fuchs 2020: 402), was das vorausgegangene Primärtextzitat unterstreicht. Diese gesamtgesellschaftliche Beobachtung eines Hoffnungsverlusts hält die Erzählinstanz auch für die vier Teenager Don, Hannah, Karen und Peter fest: »Träume sind eine stark vernachlässigte Größe bei den vier Kindern« (Berg 2019: 354). Bergs satirischer Sozialroman extrapoliert aus der Mitte der Gegenwart die englische Gesellschaft unter den populistischen Vorzeichen einer Überwachungsdiktatur warnend »auf Zukünftiges hin« (Geitner 2016: 35), wie auf dem Klappentext des Buches zu lesen ist.2 Innerhalb des krisenhaften new normal stiften die Hauptfiguren ein durchaus utopisch gefärbtes, die negative Gegenwart zu transformieren versuchendes Widerstandsmotiv.3 Durch die sich echauffierende nullfokalisierte Erzählstimme wird der gesellschaftskritische Impetus des Textes wirkungsästhetisch gesteigert, was im Sinne einer utopischen Dialektik eklatant auf die Absenz von Gleichberechtigung und sozialem Frieden verweist (vgl. Fuchs 2020: 402). Erdbrügger betrachtet den rhetorischen Hass der Erzählinstanz als Übersetzungsleistung der psychischen und physischen Unterdrückung, die den Hauptfiguren widerfährt, auf die Ebene des discours (vgl. Erdbrügger 2022: 75, 99). Die Erzählinstanz macht auf die Krisen der Hauptfiguren besonders über Karens ureigene Sehnsüchte aufmerksam: »Sie [Karen; P.S.] sehnte sich […] nach irgendetwas, das ihr gehörte, nach etwas Schönem, Warmem, denn es zog ständig überall. Und das ist doch grauenhaft, wenn da nirgends ein warmer Ort ist« (Berg 2019: 152f.). Die Krise des Subjekts, die in Bergs Text anhand der vier Teenager exemplifiziert wird, ist zugleich Kritik an den defizitären gesellschaftlichen Zuständen, aus denen jegliche Empathie gewichen zu sein scheint. Einerseits rekurriert der Untertitel Brainfuck auf eine esoterische Programmiersprache, die von einem Schweizer Programmierer 1993 entwickelt wurde und die sich auch im discours des Textes implementiert findet. Andererseits ist der ›Brainfuck‹ des Textes auch als wirkungsästhetisches Konzept zu verstehen: als eine Poetologie ungeschönter Brutalität, die programmatisch an das englische In-yer-face-Theater der 1990er Jahre erinnert. Absichtliche Drastik, das Erzeugen von Unbehagen sowie der Einsatz von Schockmomenten waren innerhalb dieser Theaterform konstitutive Elemente einer konfrontativen Sensibilisierung (vgl. Sierz 2001: 7). Einem vergleichbaren Ansatz folgt auch Bergs Text: Durch rhetorische Drastik und erzählte Diskriminierung macht er auf den gesellschaftlichen Notstand aufmerksam, der besonders für ›anormale‹ Subjekte zur Bedrohung wird.

3. »Leute wie sie wurden früher in Zoos ausgestellt«

A-Normalität, Intersektionalität, Rassismus

Gesellschaftliche Exklusionsmechanismen, die sich aus den Kategorien der Hautfarbe, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung herleiten, verwehren Subjekten, die aus einem etablierten normativen Raster herausfallen, spezifische Privilegien der Teilhabe. Zunächst sollen die diesbezüglichen intersektionalen Diskriminierungserfahrungen der Figuren Don und Karen ermittelt werden. Seit den 1990er Jahren hat sich die dekonstruktivistische Annahme einer »gewissen[n] Brüchigkeit von angenommenen Kollektiv- oder gar Universalidentitäten« (Tuider 2017: 111) durchgesetzt. Das Subjekt gilt heute konsensual in postkolonialer und intersektionaler Theoriebildung als Aushandlungsfeld »vielfältige[r] Identitäten« (ebd.: 112; vgl. auch Biele Mefebue/Bührmann/Grenz 2022: 7). Für diese aus identitätspolitischer Sicht äußerst wichtigen Erkenntnisse sensibilisieren die hybriden und damit mehrfach diskriminierten Figurenkonstruktionen der beiden Hauptfiguren.4

Don, eigentlich Donatella, wird von der Erzählinstanz als »Nachkommin von diversen Gastarbeitergenerationen« (Berg 2019: 245) bezeichnet. Der fiktive Alltag in England war für Dons Mutter deutlich von einer interkulturellen Spannung geprägt. Nachdem diese sich in den 1970er Jahren als PoC im englischen Ableger der Black-Panther-Bewegung identitätspolitisch engagiert hatte, setzt nach der Phase ihres aktivistischen Engagements ein habitueller Assimilationsprozess an die weiße Mehrheitsgesellschaft ein. Sie nutzt Bleaching-Cremes und glättet sich die Haare (vgl. ebd.: 26), was an dieser Stelle synekdochisch markant die physische Angleichung an die Dominanzgesellschaft beschreibt. Indem Dons Mutter sich optisch assimiliert, negiert sie auch ihre eigenen kulturellen Wurzeln. Dies impliziert eine Haltung der Scham mit Blick auf die eigene ethnische und kulturelle Zugehörigkeit, die Don in ihrer Kindheit durch ihre Mutter vermittelt wird und die identitätspolitisch hochproblematisch bleibt.

Don entstammt einer Familie emigrierter afrikanisch-stämmiger Gastarbeiter*innen und fühlt sich zu ihrem eigenen Geschlecht hingezogen. Wie bereits erwähnt, baut im weiteren Verlauf der Handlung eine fiktive nationalistische Regierung die staatliche Überwachung immens aus. Eine Überwachungs-KI verzeichnet die Personenprofile der englischen Bevölkerung und diese Datenavatare zeigen sich in den discours von GRM. Brainfuck integriert. Tritt eine Figur zum ersten Mal innerhalb des Textes auf, wird ein Überwachungsdatensatz (Ethnie, Intelligenz, sexuelle wie politische Orientierung, Familienverhältnisse und finanzielle Ausstattung) von der Erzählinstanz mitgeliefert. Anne Fuchs spricht diesbezüglich von einem »gigantische[n] Observierungsprotokoll« (Fuchs 2020: 403), das die Handlung des Textes diskursiv durchwirkt. Dons Hautfarbe wird durch die KI technokratisch als »unklare Schattierung von nicht-weiß« (Berg 2019: 8) definiert. Diese Beschreibung ist auf den ersten Blick nicht sogleich schlüssig zu dechiffrieren. Rolf Parr hat diesbezüglich auf die Überwachungslücken der fiktiven, vom MI5 verwalteten Staats-KI hingewiesen: PoC können von dieser aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe nicht richtig erfasst werden (vgl. Parr 2022: 136). Im Text selbst heißt es erklärend: »Die weißen Programmierer haben noch keine gut funktionierenden biometrischen Marker für schwarze Gesichter entwickelt. Die sind einfach zu – dunkel« (Berg 2019: 311). Don fällt aufgrund ihrer Hautfarbe aus dem (auch) ethnischen Überwachungsraster heraus, was zwar einerseits für den Plot des Textes maßgeblich ist, andererseits aber darauf verweist, dass sich die Ausgrenzung von PoC bis in die technischen Systeme verlängert.

Die Figur Don – zum Zeitpunkt der einsetzenden Handlung sieben Jahre alt – muss erleben, wie sie seit ihrer Kindheit qua ihres vermeintlich anormalen Erscheinungsbildes zur gesellschaftlichen Außenseiterin degradiert wird. Die Gesellschaft sieht in den schwarzen Mitbürger*innen eine Bedrohung (vgl. ebd.: 345), und diese werden im ausgebauten englischen Überwachungsstaat von »mobilen Einsatztruppen« (ebd.: 348), die die öffentliche Ordnung zu schützen vorgeben, körperlich misshandelt und aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert. Der »tief in der Genetik verwurzelte Hass auf alles Nicht-Pinkfarbene« (ebd.: 219), wie die Erzählinstanz den hellhäutigen Habitus der Mehrheitsgesellschaft ironisierend beschreibt, wird durch den reaktionär-nationalistischen Umbau des fiktiven Englands noch weiter vorangetrieben. Für nicht weiße Mitbürger*innen wird es immer unbehaglicher, sich in den Großstädten zu zeigen (vgl. ebd.: 355). Der Text bildet mit Blick auf den fiktiven Lebensweg von Don und Karen die typische Prozessualität intersektionaler Diskriminierungserfahrungen ab, auf die Biele Mefebue, Bührmann und Grenz (vgl. 2022: 7) verweisen.

Dons eigene Gedanken spiegeln die ihr von der weißen Mehrheitsgesellschaft entgegengebrachte Ablehnung wider und erinnern mit Blick auf ihren Lebensalltag metaphorisch an rassifizierende Praktiken eines kolonialistischen othering: »Leute wie sie wurden früher in Zoos ausgestellt. Fiel ihr unzusammenhängend ein« (Berg 2019: 13). »[U]nzusammenhängend« dürfte dieser Gedanke lediglich der Figur erscheinen; es ist die rassistische Verhaltenspraxis der weißen Dominanzgesellschaft, die im Bewusstsein der Figur kollektive Erinnerungsbilder an europäische ›Menschenzoos‹ der Kolonialzeit hervorruft. Lea Susemichel und Jens Kastner verweisen mit Blick auf die Identitätspolitik schwarzer US-amerikanischer Feministinnen der 1960er Jahre auf eine gedoppelte, subjektinterne sowie subjektexterne Marginalisierung, die davon ausgeht, dass die Selbstmarginalisierung ausgegrenzter Subjekte immer aus dem diskriminierenden Verhalten der Außenwelt resultiere (vgl. Susemichel/Kastner 2018: 64). Die oben angeführten Gedanken Dons bestätigen diese hochproblematische Verbindung von externer Diskriminierungserfahrung und interner Selbstdiskriminierung: »Das Eigene ist immer schon vom Blick der Herrschaft geprägt, gegen den es sich formieren soll« (ebd.).

Neben ihrem ethnischen Habitus betrifft die feststellbare Mehrfachdiskriminierung weiterhin Dons maskulines Erscheinungsbild, von dem die Außenwelt auf ihre vermeintliche sexuelle Ausrichtung schließt. Im von der Überwachungssoftware angefertigten Avatar wird ihre Sexualität als »homosexuell, vermutlich« (Berg 2019: 8), angegeben. Die Überwachungssoftware des MI5, ganz im Dienst der heteronormativ-reaktionären Führungselite des Landes stehend, fällt dieses Urteil aufgrund des körperlichen Erscheinungsbildes von Don (»vermutlich«). In dieser heteronormativen Logik ist die maskulin aussehende Frau potentiell lesbisch. Die Figurenkonstruktion von Don vermag im hier durchgeführten diskriminierungskritischen Analysemodus sensibilisierend dazu beitragen, »dass die [außertextuelle; P.S.] Gegenwart unter Beobachtungsdruck gerät« (Geitner 2016: 55).

Retrospektiv berichtet die Erzählinstanz weiterhin: »Don entschied sich sehr früh in ihrem Leben dazu, nie eine Frau zu werden« (Berg 2019: 25). Don repräsentiert das schwarze, queere Subjekt, das die heteronormativen sowie binären Geschlechtszuschreibungen überschreitet. Bereits in ihrer Kindheit entscheidet sie sich gegen ihr biologisches Geschlecht, denn Jungen und Männer stehen – wie sie feststellen muss – hierarchisch über den Mädchen und Frauen (vgl. ebd.). Sie plant, die Patriarchalität des Systems subversiv zu unterlaufen, um nicht mehr Opfer von Zurücksetzung zu werden. Die Veränderung ihres Körpers – »er [der Körper; P.S.] veränderte sich, er wuchs. In die Breite. Kompakt, wie ein Pitbull« (Berg 2019: 40) – ist das Ergebnis der in der Kindheit erlebten Diskriminierungserfahrung. Bereits in der Schule wird Don homophob angefeindet und »als Schwuler ausgelacht oder als Lesbe verspottet« (ebd.). Der eindimensionale, heteronormative Blick der Mitschüler*innen zeigt deutlich an, dass diese nicht wissen, wie sie auf die geschlechtliche Uneindeutigkeit von Dons Erscheinung reagieren sollen. Die Folge dieser Überschreitung der klassischen geschlechtlichen Zuschreibungsmuster schlägt hier als Pars pro Toto für alle diskriminierenden und rassistischen Gesellschaften in verbalen Hass um. Dons frühe diskriminierungsbedingte Erkenntnis, dass sie »den Anforderungen des Durchschnitts nicht« (ebd.: 41) zu entsprechen vermag, symbolisiert zugleich aber ihre identitätspolitisch interessante Entwicklung zur »Kriegerin« (ebd.: 345). Ihre Zugehörigkeit zur schwarzen Community Englands als Tochter einer schwarzen Mutter, ihre Sexualität sowie ihr maskulines und somit queeres Erscheinungsbild verweisen auf die sozial benachteiligte Gruppe schwarzer, lesbischer Frauen in den USA, die ab den 1970er Jahren identitätspolitisch für mehr Gleichberechtigung kämpften (vgl. Susemichel/Kastner 2018: 7).

Die Aussage von Alexandra Pontzen über das Figureninventar des Berg’schen Œuvres, dass ihre Texte »kein Identifikationspotenzial mit den stereotypischen Figuren« (Pontzen 2020: 59) böten, trifft grundsätzlich auch für GRM. Brainfuck zu. Die Brutalität, die die vier Kinder Don, Karen, Peter und Hannah von Anfang an erleben, läuft sprachlich und damit wirkungsästhetisch schnell ins Leere. Das schließt jedoch keineswegs identitätspolitische Beobachtungen und Fragestellungen im Sinne einer spezifischen Engagementsemantik aus, denn Pontzen attestiert Bergs Texten weiterhin, dass die in diesen »als ›abweichend‹ wahrgenommenen, unterdrückten oder verfolgten Lebensentwürfe […] stellvertretend die kultur-, milieu- und epochenspezifische Bedrohung menschlicher Würde und Existenz« (ebd.: 60) anschaulich werden ließen. Während der Text parallel zur Adoleszenz der vier Hauptfiguren vom erstarkenden Populismus der 2010er Jahre erzählt (Trump wird Präsident und der Ku-Klux-Klan verzeichnet einen gesteigerten Zulauf, vgl. Berg 2019: 184), lassen sich Don und Karen als Chiffren komplexer Identität und somit auch als literarisches Gegenprogramm zu den populistischen ›Vereindeutigungsbestrebungen‹ des »Age of Populism« (Ricci 2020) lesen. GRM. Brainfuck hinterfragt hautfarbenbasierte und geschlechtliche Zuschreibungsstereotype, die potentiell »den Prozess der Stereotypisierung bewusst machen und Strategien zu ihrer Überwindung [zu] transportieren« (Rösch 2022: 60) vermögen.

Nachdem Dons körperliches Erscheinungsbild und die auf diesem basierenden Diskriminierungserscheinungen nachvollzogen wurden, steht nun die Figur Karen im Fokus. Deren eigentlich ebenso dunkle Hautfarbe – auch sie ist die Tochter einer dunkelhäutigen Mutter (vgl. Berg 2019: 46) – erscheint aufgrund ihres Albinismus als vollkommen hell und pigmentfrei. Die staatliche Überwachungs-KI schreibt der Figur unter der Kategorie der Ethnie – wenn auch technokratisch, dadurch aber nicht minder diskriminierend – »Gendefekt« (Berg 2019: 22) in das Überwachungsprofil. Unmittelbar nach dieser Eintragung erklärt die Erzählinstanz, dass Karen von Albinismus betroffen ist:

Ein rezessiver Erbgang, eine Störung in der Biosynthese der Melanine war verantwortlich für Karens weißes, krauses Haar, die helle, sommersprossige Haut, die farblosen Wimpern und Augenbrauen, die hellblauen Augen. Karen wurde politisch korrekt als Mensch mit Albinismus bezeichnet […]. Ihre Mutter und ihr älterer Bruder waren dunkelhäutig und schön, und sie sah aus wie ein Brötchen, das man unter einer Mülltonne findet. (Ebd.: 42f.)5

Metin Genç deutet die Erscheinung des albinotischen Körpers als »Betriebsstörung« für den kolonialistisch-rassifizierenden Blick. Dieser sei nun mit extremer »Unbestimmtheit konfrontiert« und finde »die etablierten Bestimmungsmuster heraus[ge]fordert« (Genç 2016: 109). Das albinotische afrikanische Subjekt überschreite die kolonialistisch etablierte Binarität von ausschließlich ›Schwarz‹ oder ›Weiß‹ und sein Erscheinungsbild visualisiere eine »offensichtliche Extremform der Andersheit« (ebd.: 109, vgl. auch 114).6 Der Verweis auf Karens »krauses Haar« kommuniziert subtil, dass sie anteilig afrikanischer Abstammung ist, wodurch das hautfarbenbasierte binäre Identitätskonzept von dunkelhäutiger Afrikanerin bzw. dunkelhäutigem Afrikaner und hellhäutiger Europäerin bzw. hellhäutigem Europäer destabilisiert wird. Die Erwähnung von Karens krausem Haar deutet hier eine körperliche Hybridität an, die nicht den etablierten kulturellen Wahrnehmungsmustern entspricht (vgl. ebd.: 113).

Weiterhin erzählt der Text über die pakistanische Figur Patuk von der Faszination bzw. Fetischisierung des albinotischen Frauenkörpers. Patuk exotisiert Karens albinotisches Aussehen, indem er ihre besonders helle Haut und ihre »so schönen Haare und Lippen« (Berg 2019: 150) lobt. Dieser Fokus auf Haaren und Lippen impliziert hier zudem ein Begehren des albinotisch-afrikanischen Körpers, was unterschwellig die spezifische Hybridität von Karens Erscheinung verdeutlicht, aber auch biologistische Rassismen impliziert. Es erscheint mit Blick auf den historischen, kolonialistischen Diskurs um von Albinismus betroffene Afrikaner*innen bezeichnend, dass Karen sich habituell mit einem Regenwurm vergleicht (vgl. ebd.). Afrikaner*innen mit Albinismus wurden aufgrund ihrer erhöhten körperlichen Empfindlichkeit der Sonne gegenüber sowohl von ihren eigenen Landsleuten als sodann auch in der Sprache der Kolonialisten rassistisch als »Kakerlaken« (Ebstein/Günther 1914: 357) bezeichnet, was sich semantisch von der Lichtempfindlichkeit der Schabe herleitet (vgl. ebd.). Diese spezifische rassistisch-kolonialistische Zuschreibung der Sonnenlichtanfälligkeit zeigt sich im Text interdiskursiv im ebenfalls im Dunkel der Erde lebenden Regenwurm äquivalent codiert.7 Die Chiffre ›Regenwurm‹ impliziert mit Blick auf Karen einerseits die Ausgrenzungserfahrung des albinotischen Körpers im Kontext hybrider Alterität. Andererseits ist Karen auch von einer eher pervertierten Exotisierung bzw. Fetischisierung durch die Figur Patuk betroffen, die Karen mit Hilfe von Drogen zur Prostitution zwingt. Diese erlebte Diskriminierung und der Missbrauch werden dem an den Regeln der politischen Korrektheit orientierten Diskurs der liberalen Mehrheitsgesellschaft nicht unkritisch gegenübergestellt. Subjekte wie Karen werden, so die Erzählinstanz, zwar diskriminierungssensibel als »Mensch mit Albinismus« bezeichnet. Gleichzeitig stellt die Erzählinstanz zur Disposition, wo die Grenzen einer antidiskriminierenden Sprache mit Blick auf das von Marginalisierung und Diskriminierung betroffene Subjekt liegen, denn »auch das half ihr [Karen; P.S.] nicht, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln« (Berg 2019: 43). Zudem impliziert der kommentierende Einschub der Erzählinstanz die Botschaft, dass die Mehrheitsgesellschaft marginalisierten Randgruppen aktiv handelnd und emphatisch begegnen müsse und eine diskriminierungssensible Sprache letztlich nur Mittel zum Zweck eines durch die Mehrheitsgesellschaft getragenen empowerment sein könne. Die Mehrheitsgesellschaft ist demnach über die tatkräftige Sicherung von sozialer Teilhabe für die Ermächtigung marginalisierter und stigmatisierter Subjekte mitverantwortlich. Die Sprache, so die Implikation, ist letztlich nicht ausreichend.

4. »[U]nd wieder waren die Menschen damit beschäftigt, sich selber zu regulieren und sich das Leben zur Hölle zu machen«

Kritik an linker Identitätspolitik

Leonhard Herrmann (vgl. 2021) hat als Beispiel für immanent soziopolitisch engagierte Schreibweisen der Gegenwart auf Bergs GRM. Brainfuck verwiesen und dabei auch auf die Polyvalenz und Komplexität des Textes hingewiesen. Der identitätspolitische Diskurs zeigt sich im hier analysierten Text der Schweizer Schriftstellerin insofern von einer Mehrdeutigkeit sowie komplexer Positionierung betroffen, als die Erzählinstanz hinsichtlich identitätspolitischer Ambitionen der Mehrheitsgesellschaft eine ambivalente und kontroverse Haltung einnimmt. Torsten Erdbrügger (2022: 77) spricht vor diesem Hintergrund, wie erwähnt, von »Ambivalenzeffekte[n]«, die durch die sprachliche Performanz von GRM. Brainfuck erzeugt würden. Irritierend mutet mitunter an, dass die nullfokalisierte Erzählinstanz, die grundlegend Partei für die marginalisierten Hauptfiguren ergreift, auch antifeministische8 wie rassistisch angehauchte Phrasen reproduziert. Nach Erdbrügger, der sich auf Judith Butler bezieht, kehre die sprachliche Reinszenierung der Hatespeech das Bloßstellungsverhältnis subversiv und somit produktiv um, was die Desavouierung von Hassrede ermögliche (vgl. Erdbrügger 2022: 77, 95f.). Diese rhetorische Strategie partieller Doppeldeutigkeit ist bereits aus Bergs journalistischen Texten bekannt, wo die Autorin feministische Positionen satirisch und ironisierend überzeichnet (vgl. Biendarra 2020: 52f.).

Die Erzählinstanz reproduziert einerseits und ironisiert andererseits in GRM. Brainfuck sprachliche Varianten diskriminierender Vorurteile. Das erzeugt Ambiguität, weil ein eindeutiger Aussagegehalt erst einmal unklar bleibt. Als sich die extradiegetische Erzählstimme dabei ertappt, die ethnische Herkunft eines Subjektes aus dessen Berufsfeld herleiten zu wollen, ermahnt sie sich scheinbar selbstironisch: »[N]a, jetzt mal nicht rassistisch werden« (Berg 2019: 27). Über solche diskursiven Splitter verfolgt Berg eine Poetik der ›Entlarvung‹, die den Leser*innen im Modus der Ironie den Spiegel vorhält. Mit Blick auf die Doppeldeutigkeit dieser Einschübe wird darauf hingewiesen, dass solche Sentenzen einer anscheinend rassismuskritischen Selbstansprache vielmehr »zeig[en] […], wie prekär der Status aufklärerischen Schreibens noch im Modus der Ironie ist« (Erdbrügger 2022: 99). Obwohl dieser Selbstbeobachtung rassismuskritisches Potential eingeschrieben ist, verkommt sie zu einem bloßen Witz ohne politische Relevanz. In einem weiteren Beispiel scheint der Grad an Ironisierung etwas zurückgenommen; hier manifestiert sich die Sorge vor dem politisch unkorrekten, Rassismen reproduzierenden Ausdruck: »Es gibt Probleme. Mit, wie sagen wir es, Schwarzen« (Berg 2019: 311). Diese von der Erzählinstanz kommunizierte Beobachtung bezieht sich auf die Staats-KI, die sich angesichts der dunkleren Hautfarbe afroenglischer Mitbürger*innen vor Überwachungsprobleme gestellt sieht. Textpassagen dieser Art verzeichnen spezifische Sprechakte, die eine Unsicherheit in der Kommunikation mit oder über PoC anzeigen.

Bernd Stegemann hat in seinem kritischen Essay zur Methodik linker Identitätspolitik auf die von dieser ausgehenden Gefahr für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt hingewiesen (vgl. Stegemann 2023: 10f.). Identitätspolitik führe in den Gesellschaften des 21. Jahrhunderts vice versa zu einer Re-Tribalisierung und Spaltung des sozialen Miteinanders (vgl. ebd.: 14). In einer ihrer Spiegel-Kolumnen (vgl. Berg 2021) nimmt Berg wohlwollend Bezug auf Stegemanns Essay Wutkultur (2021).9 In diesem Artikel Bergs lässt sich sodann jene kritische Position gegenüber linker Identitätspolitik eruieren, die auch in Stegemanns aktuellem Essay Identitätspolitik begegnet: Der emotional aufgeladene Aktivismus linker Identitätspolitik (primär um race und gender) lenke von den Ausbeutungsmechanismen des Kapitalismus ab, dessen ökonomische Praxis für eine Vielzahl prekärer Lebensbedingungen verantwortlich sei.10 Es sei der »missionarisch[e] Eifer« (ebd.: 77) eines sich selbst als woke verstehenden Kollektivs, der die kommunikativen Gräben innerhalb der Gesellschaft vertiefe.

Während der Text die bedrohte Würde marginalisierter und diskriminierter Subjekte offenlegt, reflektiert die Erzählinstanz die identitätspolitischen Praktiken der weißen Mehrheitsgesellschaft an ausgewählten Stellen überzeichnend und ironisierend mit. In überstilisierter Anlehnung an Stegemann wird hier eine Überreizung nachgezeichnet, die spezifische Tendenzen im identitätspolitischen Diskurs der weißen Mehrheitsgesellschaft kritisiert:

Da ist eine Minderheit, da muss man Offenheit in sein Gesicht zaubern. Die Kunstinteressierten, die Linken, die guten, ordentlichen Leute, die noch eine Beschäftigung hatten, kriegten sich nicht mehr ein beim Aufeinandertreffen mit einem Schwarzen oder einer andersartigen Minderheit, sie traten sich auf die Beine, schissen sich in die Hosen aus Angst, einen falschen Begriff zu verwenden. Wie nannte man aktuell Inuit und Roma und Sinti […]? Die kollektive Plauderfreudigkeit und der Humor waren einer großen Verklemmtheit gewichen, und wieder waren die Menschen damit beschäftigt. Sich selber zu regulieren und sich das Leben zur Hölle zu machen. (Berg 2019: 191)

Bergs poetologisches Konzept, das Alexandra Pontzen (2020: 59) treffend als »[n]egative Anthropologie« charakterisiert hat, zeigt sich hier unter identitätspolitischen Vorzeichen satirisch auf die Spitze getrieben. Es sind kurze Textsequenzen wie diese, die GRM. Brainfuck ein diesbezüglich scheinbar ambivalentes Moment einschreiben. Dabei folgen die Textpassagen jedoch einem zentralen Muster der Berg’schen Poetologie: Keine soziale Gruppe und kein Milieu entkommen in ihrem Sprechen und Handeln dem kritischen Blick der Erzählinstanz. »Salbungsvolle sogenannte schöne Literatur« (Berg 2020: 221) ist das absolut nicht. Die Erzählinstanz legt schonungslos den Finger in die gesellschaftliche Wunde von Rassismus und Ausgrenzung. Wofür und wogegen würde Sibylle Berg mit ihren Texten als »Revolutionsführerin« (ebd.) stehen? Vermutlich für Gleichberechtigung, Teilhabe und Selbstverwirklichung unabhängig von kulturellem Hintergrund, körperlicher Erscheinung, Geschlecht oder sexueller Orientierung und vermutlich auch gegen jegliche Form von Extremismus – auch bei jenen Gruppierungen der Mehrheitsgesellschaft, die sie sich einer aktiven Unterstützung identitätspolitischer Anliegen verschrieben haben.

Anmerkungen

1 Ihrem politischen Song Introvert (2021) ist beispielsweise ein identitätspolitischer Subtext zwischen Unterdrückung, Emanzipation und ermächtigendem Kollektivismus eingeschrieben, »Parts of the world still living in Apartheid (there’s a war, there’s a war)« und »I’m a black woman and I’m a proud one […] But as long as we’re unified, then we’ve already won.«

2 Ursula Geitner betont im Kontext ihrer literarischen Engagementsemantik mit Rückbezug auf Sartre, dass für die engagierte Literatur primär nicht zeitlich weit in der Zukunft liegende Utopien oder Dystopien von Bedeutung seien, sondern zu allererst die »Zukunft unserer Zeit, die Zukunft der Gegenwart« (Geitner 2016: 35). Hier setzt auch Bergs Text an, wie auf dem Klappentext des Romans zu lesen ist: »Es [die histoire des Textes; P.S.] ist die Welt, in der wir leben. Heute. Und vielleicht morgen« (Berg 2019).

3 An dieser Stelle möchte ich Agata Mireckas Ansicht, Bergs Text GRM. Brainfuck »zeichne sich durch keinen Plot und keine Handlung aus« und »bestehe nur aus losen Bildern der Wirklichkeit« (Mirecka 2020: 159), dezidiert widersprechen, auch wenn es sich, wie im Titel von Mireckas Aufsatz angekündigt, um einen interpretatorischen »Versuch« handelt. Bergs Text entwickelt entschieden einen zentralen chronologischen Handlungsstrang bzw. Plot, der sich im Aufbegehren der Kinder gegen die desolate gesellschaftliche Situation und gegen die damit einhergehenden Diskriminierungen abzeichnet und sodann im gemeinsamen Kampf mit dem jungen Hackerkollektiv gegen den sich formierenden englischen Überwachungsstaat besteht.

4 Auf die »Intersektionalität von Diskriminierungserfahrungen« verweist am Rande auch Leonhard Herrmann (2021: 331). Dieser Befund wird von Herrmann produktiv angerissen, jedoch mit Blick auf eine rassismuskritische Lesart sowie den identitätspolitischen Diskurs nicht weiterverfolgt, woran der vorliegende Aufsatz tentativ anzuknüpfen versucht.

5 Weiter heißt es: »Karen war der Streber-Albino. Die mit der Brille und den roten Augen« (Berg 2019: 143).

6 Genç spricht darüber hinaus mit Blick auf den albinotischen Körper auch von einer »fragmentierten Typisierungsfolie« (Genç 2016: 108), die mitunter Unbehagen aufgrund einer Destabilisierung der gewohnten ethnischen Zuordnungsmuster erzeuge.

7 Auch der Vergleich mit Karen als einem »Brötchen« (Berg 2019: 43), das lichtgeschützt unter einer Mülltonne gelegen habe, suggeriert das rassistische Paradigma albinotischer ›Lichtempfindlichkeit‹.

8 »Und ja verdammt, Don war passiv-aggressiv, sie war weiblich, die konnten das nicht besser« (Berg 2019: 17), und: »Erschöpfungsdepression war die häufigste Frauenkrankheit im Land. Na ja, Krankheit. Na ja. Frauen eben« (ebd.: 34).

9 »Bernd Stegemann hat aus der Sicht eines weißen Mannes über Wutkultur geschrieben und liefert viele gute Positionen. Die Wichtigste ist: das hinter all den Forderungen, die im Moment scheinbar zu laut vorgetragen werden, nur eines steht: Alle sollten die gleichen Rechte haben« (Berg 2021).

10 Sibylle Berg dezidiert dazu in ihrer Kolumne: »Als Nächstes kann man dann aufhören, einander zu hassen und zusammen beginnen, Marx zu lesen« (ebd.). Der ›große gemeinsame Feind‹ ist dann, ganz in der Tradition marxistischer Dialektik, der Kapitalismus, der durch Ungleichverteilung und Prekarisierung Phänomene der Xenophobie und des Rassismus produziert.

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