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Zeitschrift für interkulturelle Germanistik – 15. Jahrgang, 2024: »Deine Mutter kennt kein Maß. Nicht beim Geld und nicht beim Essen«. Narrative patriarchaler Identitätspolitik in Daniela Dröschers Lügen über meine Mutter (Katerina Brausmann)

Zeitschrift für interkulturelle Germanistik – 15. Jahrgang, 2024

»Deine Mutter kennt kein Maß. Nicht beim Geld und nicht beim Essen«. Narrative patriarchaler Identitätspolitik in Daniela Dröschers Lügen über meine Mutter (Katerina Brausmann)

»Deine Mutter kennt kein Maß. Nicht beim Geld und nicht beim Essen«

Narrative patriarchaler Identitätspolitik in Daniela Dröschers Lügen über meine Mutter

Katerina Brausmann

Abstract

Identity politics is often discussed in terms of left-wing and right-wing political movements and thus located in the public sphere. This essay proposes an alternative way of looking at identity politics in the private, familial space in the context of patriarchal narratives. Through a close reading of Daniela Dröscher’s novel Lügen über meine Mutter, I argue that patriarchal identity narratives are established through the character of the father and are reproduced not only by him but also by the daughter in order to constitute the mother’s identity. Moreover, the daughter’s identity is also influenced by these narratives. By favouring patriarchal structures, the novel reflects the father’s dominion both in the private and in the public sphere. As an ultimate goal, this article argues that literary narratives about patriarchal identity politics can also provide insight into political discourses.

Title

»Deine Mutter kennt kein Maß. Nicht beim Geld und nicht beim Essen«. Patriarchal identity politics and its narratives in Daniela Dröscher’s Lügen über meine Mutter

Keywords

narrative; patriarchy; identity politics; family; mother

1. Einleitung

Seit einigen Jahren gibt es zahlreiche Debatten, die sich im Feld der Identitätspolitik bewegen. Bernd Stegemann spricht dabei von einer »Politik der ersten Person«, bei der »Wir zuerst!« und »Ich als Identität X« als Fundamente gelten (Stegemann 2023: 7). Außerdem scheint besonders die Kritik an und der Vergleich von linker und rechter Identitätspolitik von diskursivem Interesse zu sein (vgl. ebd.: 9). Es geht vorrangig um die Betrachtung von Politiken im öffentlichen Raum.

Um neue Perspektiven auf den Diskurs der Identitätspolitik zu gewinnen, soll im Rahmen dieses Beitrags nach einer möglichen Identitätspolitik im privaten Raum gefragt werden, die sich auf ein ›Du als Identität X‹ bezieht. Es geht hier um eine Politik im Sinne patriarchaler Identitätskonstitution, also patriarchale Identitätspolitik. Zu diesem Zweck erscheint die Analyse von Daniela Dröschers Roman Lügen über meine Mutter (2022), der in der Forschung bislang noch keine Beachtung erfahren hat, produktiv.

In Lügen über meine Mutter erzählt die kleine Ela in einem Alter von sechs bis neun Jahren im Zeitraum von 1983 bis 1986 von ihrem Familienleben in der neuen Mittelklasse in dem westdeutschen Dorf Obach. Hierbei fokussiert sie sich auf den 436 Seiten auf die identitätsstiftende Verhandlung des behaupteten Übergewichts der Mutter. Zusätzlich blickt die erwachsene Ela retroperspektiv auf ihre Vergangenheit und reflektiert die Geschehnisse, indem sie sie in gesellschaftspolitische Diskurse einordnet, vor allem jene, die sich mit patriarchalen Gesellschaftsstrukturen befassen. Somit gibt es zwei Erzählinstanzen im Text, die sich beim Erzählen immer wieder abwechseln und typographisch mit unterschiedlichen Schriftarten voneinander abgegrenzt sind.

In Dröschers Roman werden verschiedene Narrative patriarchaler Identitätspolitik literarisch verhandelt, die im Folgenden untersucht werden sollen. Hierzu wird zunächst eine begriffliche Einordnung entwickelt. Auf dieser Grundlage soll anschließend die Identitätskonstitution der Mutter in Hinblick auf die Narrative analysiert werden, die sich auf ihr Aussehen, aber auch auf ihre Care- und Erwerbsarbeit und ihren Umgang mit Geld beziehen. Danach erfolgt eine kurze Untersuchung der Identitätskonstitution der Tochter Ela, wobei der Faktor des Aussehens im Fokus steht. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick, der weiterführende Möglichkeiten zur Auseinandersetzung beinhaltet.

2. Narrative patriarchaler Identitätspolitik

Ein Definitionsversuch

Bei der Auseinandersetzung mit dem Begriff der Identitätspolitik ergeben sich zugleich grundlegendere Fragen nach der ›Identität‹. Der Politikwissenschaftler Wolfgang Bergem fasst diese folgendermaßen zusammen:

Diese Fragen zielen nicht nur auf das Ich eines Individuums, sondern auf die Beziehung zwischen dem Eigenen und dem Anderen, auf das Verhältnis zwischen der Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, und dem, was man als fremd empfindet. Dieses offenkundig gestiegene Bedürfnis nach Selbstverortung, Selbstverständigung und Selbstvergewisserung speist sich aus verschiedenen subjektiven Erfahrungen von Verunsicherung und Orientierungsverlust, aus Infragestellungen tradierter Orientierungsrahmen und gewohnter Sinngebungen. (Bergem 2019: 249)

Folglich schließt die Identität nicht nur intrapersonale Aspekte des Individuums ein, sondern auch die soziale Realität spielt eine Rolle (vgl. ebd.: 250), weshalb die eigene Verortung immer relational stattfindet (vgl. Assmann/Friese 1999: 15). Die Selbsterkenntnis eines Individuums erfolgt daher nicht unabhängig von der Zuerkennung bestimmter Eigenschaften und der Anerkennung durch andere (vgl. Bergem 2019: 250). Bei ›den anderen‹ kann es sich um unterschiedliche Gruppen handeln, wobei im Kontext dieses Aufsatzes vorrangig geschlechtliche Kollektive bedeutsam sind (vgl. ebd.).1

Der Begriff der Identität lässt sich darüber hinaus in eine personale und kollektive Identität unterscheiden: Die personale Identität im Sinne Bergems setzt sich aus drei Faktoren zusammen: die Identität auf Basis von Ort und Zeitpunkt der Geburt, die offene, im Verlauf eines Lebens erworbene und stets neu zu erwerbende Identität sowie die von anderen Menschen zugeschriebene und damit dem Subjekt potenziell eingeschriebene Identität (vgl. ebd.). Die kollektive Identität wird »durch die Bestimmung des Verhältnisses zwischen der jeweils zu identifizierenden Eigengruppe und den realen oder erfundenen Kennzeichen einer oder mehrerer Fremdgruppen konstruiert, durch das Benennen von Unterschieden zu ihnen.« (Ebd.: 251) Die »innere Homogenisierung«, d.h. die Herausstellung der Similaritäten im Kollektiv, z.B. in Form von Geschlecht, Wertüberzeugungen oder politischen Zielsetzungen, ist ebenso konstitutiv für die Entstehung und den Erhalt kollektiver Identitäten wie die Grenzziehung zu den Angehörigen anderer Kollektive (vgl. ebd.). Das Individuum verortet sich hierbei folglich in der Gemeinsamkeit mit anderen Personen in Hinblick auf bestimmte Aspekte, wobei es ausreicht, sich dazugehörig zu fühlen. Darüber hinaus fördert die Zugehörigkeit zu verschiedenen Kollektiven, die unterschiedliche Identitäten konstruieren, »einen Typus fluider und prozesshafter Identität« (ebd.). Somit bestimmt sich die Identität zwischen Einheit und Differenz (vgl. Assmann/Friese 1999: 14), d.h. in der gleichzeitigen Benennung von Gemeinsamkeiten und Unterscheidungen von Menschen, was Oliver Hidalgo gar als Widerspruch bezeichnet (vgl. Hidalgo 2020: 4).

Sabine Hark zufolge geschieht die Bestimmung der Identität durch das Erzählen dieser, wobei zugleich Identitätspolitik, d.h. »eine Politik der Position und Positionalität«, betrieben wird:

Identitäten […] sind das Ergebnis von Erzählungen, mit denen Individuen und Kollektive sich politisch, historisch und kulturell verorten – und, vielleicht mehr noch, verortet werden. Auf ein So sein [sic], verwiesen durch Herrschaft: das Weibliche […]. Identitätspolitik meint also zunächst nicht mehr, aber auch nicht weniger als das: Wir müssen uns erzählen, um wirklich zu werden[,] und wir werden erzählt, ob wir wollen oder nicht (Hark 2019).

Es geht folglich nicht nur darum, was erzählt wird, sondern auch, von wem etwas erzählt wird (vgl. ebd.). In einem patriarchalen System bzw. in patriarchalen Strukturen erscheint das Erzählen von Geschlecht und die damit verbundene Identitätspolitik zentral. Die hierarchisch an der Spitze stehenden Männer stellen hierbei nicht nur Geschlechteridentitäten auf individueller sowie kollektiver Ebene her, sondern perpetuieren sie zugleich (vgl. Gymnich 2017: 326), sodass eine Wirklichkeit der Geschlechterzugehörigkeit konstituiert wird (vgl. Butler 2002: 314). Das Annehmen und das Befolgen dieser Erzählungen stärke die Realität des Patriarchats (vgl. ebd.: 315). Die Aushandlung von Geschlechteridentitäten findet zudem im Prozess des Erzählens statt. Durch bestimmte immer wiederkehrende Narrative wird Mann- und Frausein implizit sowie explizit immer wieder konstituiert. Prägnante Beispiele sind hierfür Formen des autobiographischen Erzählens bzw. das sogenannte life writing (vgl. Gymnich 2017: 326).2

In patriarchalen Strukturen sind es insbesondere Männer, die sich mit unterschiedlichen Narrativen gleichermaßen an Männer und Frauen richten, um deren Identität und damit deren Verortung in der Gesellschaft zu bestimmen (vgl. Assmann 2023: 94). Da diese Strukturen in binären Denkmustern organisiert sind, gehe ich im Kontext dieses Aufsatzes ebenso von einer binären Geschlechterordnung aus. Zudem beschränke ich mich in meinen Ausführungen auf den deutschsprachigen Raum: Im Laufe der Jahrhunderte wurden stereotype Geschlechternarrative (hauptsächlich vor dem Hintergrund des Bürgertums) für den eigenen Zeitkontext stets weiterentwickelt.3 Diesen Narrativen kann außerdem eine besondere Autorität zugeschrieben werden, die in unterschiedlichen wissenschaftlichen Diskursen sowie in Alltagssituationen eine stark normative Wirkung entfaltet haben. Sie sind zu Masternarrativen geworden, die bis heute einen Wahrheitsanspruch haben und gleichermaßen von Männern und Frauen (un)bewusst reproduziert werden (vgl. Gymnich 2017: 327). So ist die Frau im 19. Jahrhundert z.B. bürgerliche Gattin, Mutter und Hausfrau (vgl. Frevert 1999: 206) oder »Geliebte, Kameradin, Vamp und Mutter zugleich« (Bovenschen 2003: 53). 2023 ist sie »Mutter oder Hure [oder] Jungfrau« (Passmann 2023: 18). Gleichzeitig besteht stetig die Bestrebung, in u.a. Politik, Wissenschaft, Kultur und Aktivismus eben diese Masternarrative abzubauen und deren Wahrheitsanspruch aufzuheben, wie z.B. durch eine Gesetzgebung zugunsten der Gleichberechtigung von (Trans)Männern, (Trans)Frauen und nicht binären Personen, eine gendergerechtere Medizin, genderkritische Schriften oder das Aufbrechen von Genderstereotypen in Literatur und Film.

Da in Lügen über meine Mutter stereotype Geschlechternarrative zentral erscheinen, sollen im Folgenden diejenigen gesellschaftlichen Geschlechternarrative aufgeführt werden, die für die anschließende Analyse relevant erscheinen: So werden Männer als Oberhaupt einer Familie in verschiedensten Formen als Beschützer und als Geldverdiener bzw. als Arbeitskraft erzählt und damit konstituiert. Sie bewegen sich außerdem vorrangig in der öffentlichen Sphäre, sie sind rational und stark – insgesamt das aktive Geschlecht. Rousseau hat darüber hinaus die Vorstellung etabliert, dass sie nur in gewissen Augenblicken Mann, dafür meist Mensch bzw. Individuum sind (vgl. Rousseau 1970: 727). Es bleibt somit Freiraum für den Mann zur selbstständigen Herausbildung seiner personalen Identität, d.h., die Aushandlung des eigenen Ichs wird ermöglicht (vgl. Bovenschen 2003: 27).

Frauen hingegen würden ihr ganzes Leben lang Frau sein (vgl. Rousseau 1970: 727). Bovenschen schlussfolgert, dass sie somit zu »Gattungswesen« werden (Bovenschen 2003: 27), woraufhin sie in patriarchalen Strukturen nicht nur in ihrer kollektiven Identität, sondern ebenfalls in ihrer personalen Identität auf ihre Identität als Frau reduziert werden. Statt der Aushandlung der eigenen Individualität gilt es, bestimmte Funktionen zu erfüllen. Frauen werden folglich als passive, dem Mann untergeordnete, aber ihn ergänzende Wesen erzählt und konstituiert, die in der privaten Sphäre agieren.4 Sie sind vermeintlich emotional, schwach, schön,5 leisten Care-Arbeit für Mann und Kinder, verkörpern das Vermögen und Ansehen des Mannes (vgl. Frevert 1999: 188) als seine »Prestigekraft« (vgl. Baudrillard 2015: 141), wobei sie »sich aus geschäftlichen Dingen heraus[halten]« (Frevert 1999: 198) – bei allem immer in der eigenen Aufopferung für den Mann und die Familie (vgl. ebd.: 212). Möchte eine Frau entgegen der Erwartung eine Erwerbsarbeit aufnehmen, dann wird das als lebenslanger Konflikt internalisiert (vgl. Gerhardt 1988: 47). Die Unterscheidung der Erwartungshaltung gegenüber Frauen und Müttern ist bei den vorliegenden Narrativen oft unscharf, weil in diesen Strukturen Mädchen und (noch) kinderlose Frauen in Richtung Mutterschaft ausgebildet werden und somit stets potenzielle Mütter darstellen.

Wichtig herauszustellen ist hier, dass Geschlechternarrative in patriarchalen Strukturen zwar einen Wirklichkeits- bzw. Wahrheitsanspruch besitzen, aber nicht auf Basis von Häufigkeitsurteilen erschlossen wurden. Sie wurden stetig im Laufe der Jahrhunderte von Männern durch Neuinterpretation philosophischer, biologischer und biographischer Zeugnisse über das Frausein (und Mannsein) gewonnen (vgl. ebd.: 57) – also imaginiert (vgl. Tlusty 2022: 18). Strategien einer Begründung der biologischen Überlegenheit der Männer gegenüber Frauen und einer biologischen Eignung von Frauen für Kinderaufzucht naturalisieren hierbei die patriarchalen Herrschaftsverhältnisse (vgl. Kutscher 2023: 33). Indem Frauen zudem suggeriert wird, dass ihre Funktion als Mutter und Hausfrau in ihrem eigenen Interesse läge, würden auch für sie die bestehenden Machtstrukturen legitimiert (vgl. ebd.).

Die zuvor erwähnte normative Wirkung der Geschlechternarrative funktioniert, weil sie zukunftsorientiert bestimmte Ansprüche und Erwartungen an Männer und Frauen stellen und ihnen so Orientierung und Sinn für die eigene Identitätsstiftung liefern (vgl. Assmann 2023: 94f.), wobei dem Individuum gleichzeitig eine Gruppenzugehörigkeit bescheinigt wird (vgl. Scheller 2022). Eine Abweichung von den vorgegebenen Narrativen, d.h. die Nichteinhaltung der Geschlechterzuschreibungen, ist jedoch nicht vorgesehen, weil sie potenziell dem System schaden könnten.6

Darüber hinaus haben Geschlechternarrative zwar den Status von Weltbildern oder Ideologien, aber können nicht per se als solche bezeichnet werden, da man sie nicht immer als solche ›sehen‹ kann, sondern häufig auch mit ihnen ›sieht‹ (vgl. Assmann 2023: 95). So schreibt Silvia Bovenschen über Weiblichkeit: »Die Grenzen zwischen Fremddefinition und eigener Interpretation sind nicht mehr auszumachen.« (Bovenschen 2003: 41) Ann-Kristin Tlusty hat in Bezug auf Frauenfiguren in ähnlicher Weise festgestellt, dass sie »irgendwo zwischen Fiktion und Realität stehen, weil sie wirklich und unwirklich zugleich sind – und sich bei aller Vagheit brutal in unseren gesellschaftlichen Erfahrungswelten niederschlagen.« (Tlusty 2022: 16) Und obwohl sich Imagination und Wirklichkeit annähern, Narrative eine Verbindlichkeit provozieren (vgl. Assmann 2023: 95) und einen Wirklichkeitsanspruch besitzen, kann trotzdem keine konfliktfreie Umsetzung in der Praxis konstituiert werden. Zunächst scheitern Geschlechternarrative bereits daran, dass, so Jens Kastner und Lea Susemichel, Identität »keine ewige Essenz« ist, sondern – wie zuvor angeführt – vielschichtig und fluide erscheint (Kastner/Susemichel 2019: 16). Darüber hinaus können imaginierte stereotype Geschlechternarrative aufgrund von Lebensrealitäten häufig nicht eingelöst werden. Zwar wird z.B. gefordert, dass Frauen keiner Erwerbsarbeit nachgehen, jedoch ermöglicht dies die eigene finanzielle Lage nicht. Oder aufgrund von Unfruchtbarkeit – der Frau oder des Mannes – kann eine Frau entgegen der Erwartung keine (biologische) Mutter werden. Zugleich begünstigen politische Systeme die Verdrängung – meist – der Mutter in die private Sphäre, weil z.B. keine ausreichende staatliche Kinderbetreuung ermöglicht wird.7 Und obwohl Gesetze prinzipiell ein gleichberechtigteres Miteinander regeln (können) und keine Geschlechternarrative (mehr) fördern, wird sich in der Realität dennoch auf Letztere berufen – zur (un)bewussten Erhaltung patriarchaler Machtstrukturen, weshalb die Narrative eine Politik im Sinne patriarchaler Identitätskonstitution, also patriarchale Identitätspolitik, fördern. Patriarchale Identitätspolitik begreife ich somit als eine Politik der Position und Positionalität, die gleichermaßen im privaten wie öffentlichen Raum (vgl. bpb 2024) mithilfe ihrer Narrative unbewusst und bewusst Geschlechteridentitäten gestaltet, kontrolliert (vgl. Butler 2002: 316) und reproduziert. Damit kann zumindest die Schlussfolgerung abgeleitet werden, dass patriarchale Strukturen erhalten bleiben (vgl. bpb 2024).

Da in Lügen über meine Mutter primär der private Raum, d.h. das Familienleben und der Alltag in der häuslichen Intimität, erzählt wird, möchte ich zuletzt explizit noch einmal das Politische im Privaten bzw. Persönlichen mithilfe von Judith Butler herausstellen:

Somit ist das Persönliche implizit insoweit politisch, als es durch gemeinsame gesellschaftliche Strukturen bedingt ist […]. Für die feministische Theorie wird das Persönliche dann eine umfassende Kategorie, die, wenn auch nur implizit, politische Strukturen mit umschließt, die gewöhnlich als öffentlich betrachtet werden. In der Tat erweist sich hier auch die Bedeutung des Politischen. In ihren besten Momenten bringt die feministische Theorie eine dialektische Erweiterung beider Kategorien mit sich. Meine Situation hört nicht auf, meine zu sein, bloß weil sie auch die Situation von jemand anderem ist, und meine Handlungen, so individuell sie auch sein mögen, reproduzieren doch auf verschiedenste Weisen die Situation meiner Geschlechtszugehörigkeit. (Butler 2002: 307)

Diese Situationen der Geschlechterzugehörigkeit sollen im Folgenden anhand des Romans Lügen über meine Mutter herausgestellt werden.

3. Narrative patriarchaler Identitätspolitik in Daniela Dröschers Lügen über meine Mutter

3.1 Die Identität der Mutter

Die Mutter in Lügen über meine Mutter wird stetig und in unterschiedlicher Weise durch andere, vorrangig durch den Vater und ihre Tochter Ela, fremddefiniert. Daher soll es im Folgenden vorwiegend um die Identitätskonstitution der Mutter durch andere Figuren gehen, d.h. um eine zugeschriebene und der Frau potenziell eingeschriebene Identität. Diese Figuren reduzieren die personale Identität der Mutter hierbei auf die kollektive Identität von Frauen anhand von drei zentralen Narrativen, die im weiteren Verlauf ausformuliert werden: Es geht um ihr Aussehen, ihr Maß an Care-Arbeit im Vergleich zu ihrer Erwerbsarbeit und in diesem Zusammenhang ihren Umgang mit Geld. Bereits hier zeichnet sich also eine Identitätszuschreibung als Ehefrau, Hausfrau und Mutter ab.

3.1.1 Ihr Aussehen

In Lügen über meine Mutter wird die Identität der Figur der Mutter vor allem über ihr Aussehen – genauer: über ihr Gewicht – konstituiert. Dies passiert meist in der Fremddefinition, bei der ein Narrativ der Mangelhaftigkeit gewählt wird: Die Mutter in ihrer personalen Identität entspricht nicht der (postulierten) kollektiven Identität der Frauen, die normierte Schönheit und das Ansehen des Mannes verkörpern, weil sie selbst vermeintlich zu dick und deswegen nicht vorzeigbar ist. Daher bedarf es einer zukunftsgerichteten Verbesserung, um das Ideal der ›richtigen‹ Frau zu erfüllen.

Im Roman ist es größtenteils die Figur des Vaters, die das Narrativ des mangelhaften Körpers der Mutter etabliert und reproduziert. Dies tut er einerseits durch wiederkehrende, implizite Hinweise mithilfe seiner Mimik: Er »[fixiert] unentwegt den Körper« (Dröscher 2022: 53), er »beäugt die Mutter kritisch« (ebd.: 170), »er [starrt] so entsetzt auf ihren Teller« (ebd.: 339) und er »schaut [dünnere Frauen; K.B.] anders an als die Mutter« (ebd.: 84). Andererseits sind es hauptsächlich die expliziten Aussagen des Vaters in der privaten Sphäre, die in ihrer Repetition und Häufung den Wahrheitsanspruch des Narrativs vorantreiben. Er wird schnell deutlich in seiner Meinung: Die Mutter ist »zu dick« (ebd.: 13, 143), sie sieht »schwanger« aus (ebd.: 86) und sie hat eine »Übergröße« (ebd.: 259). Darüber hinaus nutzt der Vater mehrfach in unterschiedlicher Weise den Vergleich, um das Gewicht der Mutter herauszustellen. So würden zwischen einem Jetzt und Damals Welten liegen (vgl. ebd.: 318). Zusätzlich nutzt er eine rhetorische Frage, um den zeitlichen Unterschied zu verdeutlichen: »Wie viel wiegst du inzwischen? So viel wie in der Schwangerschaft? Oder doch mehr?« (Ebd.: 288) An anderer Stelle wird mithilfe der rhetorischen Frage, ob der Mutter ihr Badeanzug noch passe, ihre Gewichtszunahme ebenfalls adressiert, wobei hier ein implizier Vergleich mit einer anderen, der dünneren Frau Isolde stattfindet (vgl. ebd.: 51). Dies bestärkt den Eindruck, die Mutter würde den Ansprüchen nicht genügen, und zugleich das Narrativ der idealen, dünnen Frau. Zudem mutmaßt der Vater über die Ursachen für das Übergewicht der Mutter, die er latent oder konkret als Vorwurf formuliert: Er bezweifelt die alleinige Gewichtszunahme seiner Frau aufgrund ihrer Schwangerschaft (vgl. ebd.: 127), er unterstellt ihr mehrfach, sich nicht ausreichend zu bewegen (bzw. es nicht zu wollen; vgl. ebd.: 347, 369), und nachdem bei der Mutter starke chronische Schmerzen einsetzen, diagnostiziert er ihr (fälschlicherweise) Fettsucht bzw. Adipositas (vgl. ebd.: 366-369).

Besonders werden die Defizite der Mutter deutlich, wenn der Vater sie zur Änderung ihres Körpers, d.h. zum Abnehmen, auffordert. Er befiehlt ihr, ihm ihr Gewicht mitzuteilen (vgl. ebd.: 110) und Diäten zu machen, z.B. bei einer Kur (vgl. ebd.: 15) oder »FdH genügt. […] Friss die Hälfte.« (Ebd.: 296) Zudem formuliert der Vater seine Erwartungshaltung klar (vgl. ebd.: 222) – dabei selten höflich (vgl. ebd.: 144), aber häufig aggressiv: »Ich verlange, dass du abnimmst, und zwar sofort!« (Ebd.: 219) Das führt ferner zur Erpressung (vgl. ebd.: 180) und zu verbalen Drohungen, die praktische Realität werden. Diese zeigt sich einerseits darin, dass der Vater die Mutter auffordert, sich jeden Morgen vor seinen Augen zu wiegen (vgl. ebd.: 109, 144), sodass er die Zahlen in ein Notizbuch eintragen kann (vgl. ebd.: 144), und andererseits in der Nötigung der Mutter, vor ihm auf ein Fitnessbike zu steigen (vgl. ebd.: 347). Es wird damit ein »privates Überwachungssystem« etabliert, wie Wiebke Porombka (2022) es nennt, wobei der Vater zusätzlich seine Tochter auffordert, ihm zu helfen: »Sag du ihr, dass sie endlich abnehmen soll.« (Dröscher 2022: 305) Die Erfolge der Gewichtsabnahme der Mutter werden vom Vater gelobt und anerkannt (vgl. ebd.: 40f., 187). Dennoch ist er stetig mit den Resultaten unzufrieden, woraufhin das Narrativ bestärkt wird, dass die Mutter immer defizitär bleibt, d.h. sich nie dem Ideal der ›richtigen‹, schönen Frauen assimilieren kann (vgl. ebd.: 52).

Zuvor wurde bereits angedeutet, warum die Veränderung des Gewichts der Mutter so bedeutsam ist: Die Funktion der Frau besteht darin, die Identität ihres Mannes zugunsten seines Rufs durch Unterwerfung zu vervollständigen. Im Roman wird dieses Narrativ ebenfalls gestärkt, indem auf die mangelhafte Ausführung dieser Unterwerfung hingewiesen wird. So behauptet der Vater selbst in Bezug auf die Gewichtsabnahme der Mutter: »Ich meine es doch nur gut.« (Ebd.: 144) Dennoch wird deutlich, dass es eigentlich um ihn geht. Er ist es selbst, der zugibt, dass er in diesem Zustand nicht leben könne (vgl. ebd.: 219), weil er keine »vorzeigbare Frau« habe – wie er an mehreren Stellen betont (ebd.: 65, 350). Der Mangel der »anständige[n] Begleitung« (ebd.: 109) führe dazu, dass er keine Beförderung erhalten würde (vgl. ebd.: 65), und die Mutter wisse gar nicht, was sie ihm damit antäte (vgl. ebd.: 227). Mit dieser Notwendigkeit wird für die Mutter eine Identitätsstiftung geschaffen: Ihr Sinn liegt darin, zur Weihnachtsfeier (vgl. ebd.: 65), zur »bevorstehende Einweihung des Tennisplatzes« (ebd.: 296), zum 40. Geburtstags ihres Mannes (vgl. ebd.: 350) und zu weiteren möglichen Ereignissen mithilfe ihres Körpers den gesellschaftlichen Status ihres Mannes repräsentativ aufzuwerten. Diese Aufopferung verlangt er explizit von ihr (vgl. ebd.: 386f.), wobei er sie immer wieder deutlich darauf reduziert, sei es in einem Telefonat (vgl. ebd.: 200) oder im Krankheitsfall der Mutter: »Ihn interessierte vor allem, ob sie ihr schönes Gewicht gehalten oder geschafft hatte, noch weiter abzunehmen.« (Ebd.: 419; Hervorh. i.O.)

Die Tochter Ela ist im Kindesalter und reproduziert und verstärkt im Roman implizit sowie explizit das Narrativ der zu dicken Mutter und somit die Perspektive ihres Vaters. Sie weist durchaus zunächst auf ihre Schönheit hin (vgl. ebd.: 65) und reflektiert zwischenzeitlich: »Ich verstand einfach nicht, was an meiner Mutter ›dick‹ sein sollte. Hier am Strand gab es Frauen, die garantiert viel mehr wogen, und vor allem gab es Männer, die ganz selbstverständlich ihre enormen Bäuche vor sich hertrugen.« (Ebd.: 53) Dennoch zeigt sich schnell und eindringlich, dass sie den folgenden Satz ihres Vaters in seinem Wirklichkeitsanspruch verinnerlicht hat: »Deine Mutter kennt kein Maß. Nicht beim Geld und nicht beim Essen.« (Ebd.: 6)

Dass die Mutter zu dick ist und abnehmen muss, empfindet die kleine Ela als normal und faktisch zutreffend (vgl. ebd.: 139, 144). Um ihre Mutter aus der Kur zurückzuholen, lernt sie deshalb heimlich Nährwerttabellen auswendig (vgl. ebd.: 36f.). Diese geschilderte Normalität von Diäten entstammt der Realität der 1980er Jahre in der BRD, worüber Daniela Dröscher in einem Interview mit Judith Liere von der Zeit gesprochen hat (vgl. Die Zeit 2022: ab 06:12 Min.). Außerdem ist Ela bei der fehlgeschlagenen Diät und der Gewichtszunahme der Mutter zunächst empathisch (vgl. Dröscher 2022: 110). Zugleich wird aber deutlich, dass Ela parallel die Perspektive ihres Vaters – und damit den patriarchalen Blickwinkel – einnimmt. Sie analysiert die Mutter und gibt dem Vater recht, dass diese zugenommen habe (vgl. ebd.: 65). Die weiteren Kommentare zu dem Körper der Mutter sind einerseits beschreibend: »Ihr Gewicht saß jetzt insbesondere am Po.« (Ebd.: 191) Andererseits sind sie oft begleitet von negativen Zuschreibungen: »Es war, als wäre ihr Gesäß mit einem Mal doppelt so dick, außerhalb von Obach, außerhalb des Autos, außerhalb unserer vier Wände.« (Ebd.: 291) Darüber hinaus steht Ela ungläubig vor »ihrer mächtigen [schwangeren, K.B.] Gestalt« (ebd.: 127), sie weist darauf hin, dass der lange Rock die Größe des Pos der Mutter nicht verbergen könne (vgl. ebd.: 214f.) oder sie verurteilt den Anblick der Mutter auf dem Fitnessbike (vgl. ebd.: 347). Darüber hinaus vergleicht Ela, wie ihr Vater, das Gewicht der Mutter im zeitlichen Unterschied (vgl. ebd.: 310, 369) und mit anderen Figuren (vgl. ebd.: 137, 143, 300). Wie er beginnt sie zudem das Gewicht der Mutter zu überwachen (vgl. ebd.: 252) und sie – in seinem Sinne – aufzufordern abzunehmen (vgl. ebd.: 379f.). Schließlich muss Ela feststellen: »Ich schämte mich für meine Mutter. Ich – schämte – mich – für – meine – Mutter.« (Ebd.: 291) Somit reduziert auch die Tochter die Mutter auf ihr Zu-dick-Sein, woraufhin das Narrativ an Gültigkeit gewinnt. Und obwohl auch Ela »das schöne Gewicht« (ebd.: 402) wichtiger erscheint als die Gesundheit der Mutter, stellt sie diese Perspektive zurück, wenn es für diese lebensgefährlich wird (vgl. ebd.: 386f.) – anders als ihr Vater.

In der öffentlichen Sphäre hingegen sind es hauptsächlich andere Figuren, innerhalb und auch außerhalb des Dorfes, die (wahrscheinlich) über die Mutter tuscheln, sie auslachen (vgl. ebd.: 214f.) und (immer) skrupellos(-er) ansehen (vgl. ebd.: 259, 310, 375). Zusätzlich wird der Vater vom Dorf verhöhnt, woraufhin deutlich wird, dass die Narrative der zu dicken Mutter und der Prestigekraft von Frauen auch außerhalb der Familie einen Wahrheitsanspruch haben.

Die Mutter selbst versucht sich immer wieder gegen die Narrative zu stellen, weil sie diese verurteilt und eigentlich zufrieden mit ihrem Körper ist (vgl. u.a. ebd.: 92, 143). Durch deren ständige Reproduktion und ihre Abhängigkeit von Urteilen anderer kann sie ihnen aber nicht standhalten (vgl. u.a. ebd.: 296), sie schämt sich für ihren Körper (vgl. ebd.: 368) und versucht gemäß den familiären und gesellschaftlichen Erwartungen mithilfe verschiedenster Diäten abzunehmen. Immer wieder scheitert die Mutter doch daran (vgl. u.a. ebd.: 187), woraufhin sie sich schließlich einen risikobehafteten Ballon in den Magen einsetzen lässt. Mit diesem Eingriff, der langfristig nicht hilft, und mit der späteren Ablehnung des Einnehmens vom dickmachenden Cortisol – trotz ihrer chronischen Schmerzen – trägt die Mutter schließlich ebenfalls zum Wahrheitsanspruch des Narrativs der schönen, den Mann angemessen repräsentierenden, sich aufopfernden Frau bei und reproduziert dieses. Ihre Intervention am Ende des Romans, bei der sie den Vater aus dem Haus aussperrt und ihn auffordert darüber nachzudenken, ob er sie so akzeptiert, wie sie ist, »oder nicht« (ebd.: 425), soll ohne Konsequenzen bleiben (vgl. ebd.: 427).

Durch die erwachsene Ela als Erzählinstanz wird die politische Dimension des Persönlichen, d.h. hier die strukturelle Diskriminierung von Frauen und ihren Körpern (nicht nur der individuellen Mutter), noch deutlicher, indem die Geschichte der Mutter in verschiedene Diskurse eingeordnet wird. An dieser Stelle sei lediglich das Beispiel angeführt, dass das Gewicht von Frauen immer im Kontext eines aktuellen Trends bzw. eines Schönheitsideals bewertet wird (vgl. ebd.: 164) und Beautyindustriezweige abhängig von Narrativen des Zu-dick-Seins und des Nicht-schön-Seins sind (vgl. ebd.: 38).

Zuletzt erscheint es wichtig anzumerken, dass die Beschreibung des Körpers der Mutter vage (vgl. ebd.: 15, 311) und vielleicht sogar unzuverlässig (vgl. ebd.: 17) bleibt, woraufhin es sich bei ihrem Zu-dick-Sein um eine titelgebende Lüge über die Mutter handeln könnte (vgl. Porombka 2022). Dröscher selbst begründet die fehlende Kilogrammangabe damit, die Leser*innen dazu einzuladen, die eigene Definition von Dicksein zu reflektieren und damit das Relationale im Text nachzuvollziehen (vgl. Dröscher, zit. n. Heitkamp 2022). Auch diese Entscheidung verbindet das Persönliche mit dem Öffentlichen.

3.1.2 Care-Arbeit, Erwerbsarbeit und ihr Umgang mit Geld

In Lügen über meine Mutter wird die Identität der Mutter in auffälliger Weise über ihr Maß an Care-Arbeit im Vergleich zu ihrer Erwerbsarbeit konstituiert. Gemäß dem entsprechenden Narrativ bezüglich der kollektiven und damit personalen Identität der Frau agiert die Figur der Mutter vorrangig in der privaten Sphäre und leistet Care-Arbeit in vielerlei Hinsicht. So kümmert sie sich um den Haushalt, Ela, deren jüngere Schwester, den Vater, ihre eigene kranke Mutter und später auch um das Kind Jessy. Über die Mutter heißt es im Text: »Sie war die Erste, die am Morgen aufstand, und sie war die Letzte, die am Abend die Küche aufräumte, während alle anderen längst vor dem Fernseher saßen.« (Dröscher 2022: 260) Zusätzlich nimmt sie sich stetig weiterer Aufgaben an, wie der Bewirtung von Handwerkern und der Renovierung eines Hauses.

Die erwachsene Ela reflektiert später, dass die Mutter zur Care-Arbeit erzogen wurde, denn »[i]n ihrer Fähigkeit zur Sorge bestand und besteht ihr größter gesellschaftlicher Nutzen.« (Ebd.: 286) Darüber hinaus grenzt sich der Vater eindeutig von der Verantwortung für die Care-Arbeit ab (vgl. ebd.: 108, 148, 230), woraufhin deutlich die Erwartungshaltung hervorgeht, dass dies die Funktion der Mutter ist. Die Ehefrau reproduziert eben dieses und zusätzlich das weitere Narrativ der Aufopferung für die Familie, denn sie erleidet eine immense Erschöpfung (vgl. ebd.: 142), behauptet aber, zurechtzukommen (vgl. ebd.: 285). Dass es sich außerdem um eine Selbstverständlichkeit handelt, bestärkt die folgende Frage des Vaters, welche die Arbeit der Mutter unsichtbar erscheinen lässt: »Was machst du eigentlich den ganzen Tag?« (Ebd.: 352)

Obwohl die aufopfernde Ausführung von Care-Arbeit einen Teil der Identität der Mutter ausmacht, möchte sie zusätzlich Erfüllung in der Erwerbsarbeit finden8 und somit in die öffentliche Sphäre eintreten. Zwar verbietet der Vater seiner Ehefrau nicht, in einer Lederwarenfabrik und später im Karnevalsfachgeschäft zu arbeiten (vgl. ebd.: 355) sowie sich für bessere Jobchancen weiterzubilden (vgl. ebd.: 42, 128),9 jedoch fühlt er sich in seinem Selbstbild als Patriarch geschädigt (vgl. ebd.: 71). Ähnlich wie beim Thema Gewicht etabliert und reproduziert der Vater verschiedene Narrative der Mangelhaftigkeit, um sie wieder in die private Sphäre zu drängen und sie damit ihrer Identität als Frau bewusst werden zu lassen: Er spricht ihr Kompetenzen bei der Erwerbsarbeit ab (vgl. ebd.: 73), verweist auch hier auf das Narrativ, dass sie sein Ansehen repräsentieren muss (vgl. ebd.: 355), aber vor allem reproduziert er ein Bild von ihr als Mutter, die ihre Funktion der Care-Arbeit nicht erfüllt. Explizit adressiert er sie immer wieder mit der Frage, wer auf Ela und ihre Schwester aufpassen solle, wenn sie arbeiten gehe (vgl. ebd.: 42, 73). Alltagssituationen, in denen seine Frau ihre von ihrem Mann zugeschriebene alleinige Aufsichtspflicht vernachlässigt, nutzt er, um sie dafür zu verurteilen und ihr u.a. »Körperverletzung« (ebd.: 215) zu unterstellen. Schließlich argumentiert der Vater auch mit dem naturalisierenden Narrativ: »Ein Kind braucht seine Mutter.« (Ebd.: 43)

Die Verdrängung der Mutter in die private Sphäre wird jedoch nicht nur vom Vater, sondern auch von den politischen Strukturen im Roman begünstigt: Die Unmöglichkeit eines externen Betreuungsverhältnisses führt einerseits zum gleichzeitigen Leisten von Care- und Erwerbsarbeit und damit zur Doppelbelastung (vgl. ebd.: 68, 109, 123). Andererseits wird die Mutter entlassen, als die Firma ihres Chefs in eine Krise gerät (vgl. ebd.: 224). Zusätzlich wird die finanzielle Abhängigkeit vom Mann gefördert, indem die Mutter sechs Wochen nach Ablauf des Mutterschutzes keinen Lohn mehr erhält und damit auf das Haushaltsgeld des Vaters angewiesen ist (vgl. ebd.: 128, 143). Der Kampf nach beruflicher und finanzieller Selbstbestimmung der Frau schlägt somit (stetig) fehl (vgl. ebd.: 20).

Darüber hinaus nutzt der Vater ein weiteres Narrativ, um das Verhalten der Mutter in Finanzangelegenheiten grundlegend als mangelhaft zu bewerten: Sie kann nicht mit Geld umgehen – wie bereits angeführt – und sei deshalb »verschwenderisch« (ebd.: 30). Dies wiederholt er gegenüber der Tochter, aber auch im Streitgespräch mit seiner Frau (vgl. ebd.: 63). Ela übernimmt diese Darstellung, indem sie selbst auf den behaupteten leichtsinnigen Umgang ihrer Mutter mit Geld hinweist (vgl. ebd.: 18, 63). Verstärkt wird diese Perspektive an späterer Stelle im Roman, als die Mutter eine halbe Million D-Mark von ihrem Vater erbt und sie z.B. für Kleidung oder Spenden ausgibt. Ela fragt sich, ob ihre Mutter so »verrückt« sei, ihr Erbe zu verschenken (ebd.: 363), ein Gedanke, der durch den kurz zuvor geäußerten Vorwurf des Vaters gegenüber der Mutter: »Du wirfst unser Geld zum Fenster raus« (ebd.: 362), verstärkt wurde, während er ihr eine alleinige Verfügungsgewalt abspricht. Der Vater bestimmt ebenso über das Erbe.

Nachdem das gesamte Erbe ausgegeben ist, übernimmt die Mutter die Verantwortung für ihr Handeln (vgl. ebd.: 431). Dies scheint dem Narrativ des Vaters einen starken Wahrheitsanspruch zu verleihen, weil die Mutter sich verantwortungsvoll ihre Schuld eingesteht. Bei dieser Schlussfolgerung wird jedoch der verantwortungslose Umgang des Vaters mit dem Erbe vollkommen ignoriert. Er nutzt das Geld des verstorbenen Schwiegervaters nämlich ohne jegliche Absprache mit seiner Frau, um u.a. ein Haus zu bauen, Mietern hohe Renovierungskosten zu erlassen, Bekannte zum gemeinsamen Urlaub einzuladen, das gesamte Geld als Firmeninvestition (fast) aufs Spiel zu setzen (vgl. ebd.: 275) und um vier (luxuriöse) Autos zu kaufen. Ebenso wird die Tatsache ausgeklammert, dass die Mutter ihr Geld für den gesamten (ebenfalls vom Vater gestalteten) Haushalt aufwenden sollte (vgl. ebd.: 151, 244, 347). Angesichts dieser Umstände erscheint das vom Vater etablierte Narrativ der verschwenderischen Mutter zumindest anfechtbar.

Die strukturellen Probleme und die politischen Dimensionen des Persönlichen angesichts der Care- und Erwerbsarbeit sowie die damit verbundenen Geldfragen werden durch die erwachsene Ela als Erzählinstanz noch weiter vertieft: So benennt sie die öffentliche Sphäre als »die Welt« bzw. »die Gesellschaft« und die häusliche bzw. private Sphäre als »die Geborgenheit«. Daraus schlussfolgert sie:

Die häusliche Sphäre, in der die Mutter agiert, gilt also nicht als Teil »der Welt«. Selbst da, wo die Mutter die Kontrolle hat und der Vater abwesend ist, bleibt er der Mächtigere der beiden, denn ohne ihn gibt es keine Welt.

»Die Welt« zu sein bedeutet natürlich: Macht zu verkörpern. Gesellschaftliche Macht. (Ebd.: 153)

Frauen, die in einer Gesellschaft mit patriarchalen Strukturen in die Öffentlichkeit gehen, sind somit eine Gefahr für die Herrschaft der Männer. Das Gleiche gilt laut Ela auch für »[d]ie wohlhabende oder auch nur finanziell unabhängige Frau« (ebd.: 248).

Es liegt somit nahe, dass der Vater, der in Wahrheit ein ängstlicher Mensch ist (vgl. ebd.: 153) und seiner Funktion als Ernährer der Familie in seinen eigenen Augen nicht nachkommt (vgl. ebd.: 71), die in diesem Kapitel vorgestellten Narrative patriarchaler Identitätspolitik – ebenso wie die zuvor beschriebenen – benötigt, um seine eigene männliche Herrschaft innerhalb der Familie zu erhalten. Dies gelingt ihm noch weitere 15 Jahre, bis die kleine Schwester von Ela volljährig ist und die Mutter ihre Pflicht der Care-Arbeit offenbar als erfüllt ansieht. Danach verlässt sie ihn (vgl. ebd.: 440f.).

3.2 Die Identität der Tochter Ela und der damit verbundene Faktor des Aussehens

Die Figur des Vaters hat in mehrfacher Weise auch auf Elas Identität einen Einfluss. Es wurde bereits deutlich, dass sie sich seinen Blick angeeignet hat. Deshalb lernt die junge Tochter, nicht nur ihre Mutter, sondern auch andere Frauen aufgrund ihres Aussehens zu be- und verurteilen. So wird die Großmutter, Oma Ella, als »massi[g]« (ebd.: 81) beschrieben, Tante Lu als dicker als die Mutter (ebd.: 117), die Nachbarin, »die Bopp«, als »alt« und »hässlich« (ebd.: 94), ihre Freundin Jessy als »pummelig« (ebd.: 88) und ihre neugeborene Schwester als »hässlich«, weshalb sie ausgetauscht werden soll (ebd.: 138). Das Aussehen von Puppen analysiert Ela ebenfalls (vgl. ebd.: 206), und sie denkt über das Gewicht von Flugzeugen nach (vgl. ebd.: 212).

Gleichzeitig manifestiert sich Elas Aussehen und ihr Gewicht als Ausdruck ihrer eigenen Identität. Dies geschieht einerseits durch den Vater, der Ela zwar überwiegend für ihre schlanke Figur lobt (vgl. ebd.: 300f.), aber präventiv die Angst in ihr auslöst, dick zu werden: Die Adipositas der Mutter wird Ela der Prophezeiung des Vaters zufolge erben (vgl. ebd.: 369), weshalb sie weniger essen (vgl. ebd.: 33) sowie weniger lesen und sich dafür sportlich betätigen solle (vgl. ebd.: 348, 369). Ela inkorporiert dieses toxische Selbstbild, indem sie sich beim Leichtathletikverein engagiert (vgl. ebd.: 375) oder wie die Mutter im Kindesalter eine erfolgreiche Diät hält (vgl. ebd.: 41), weil sie Sorge hat, der Vater würde sie nicht hübsch finden. Schon die junge Ela reflektiert folgerichtig: »Er ließ nicht locker mit seinen Unkenrufen, dass das gestörte Verhältnis meiner Mutter zum Essen auch auf uns Kinder abfärbte« (ebd.: 385). Die Versuche der Mutter, dem entgegenzuwirken, bleiben hingegen erfolglos (vgl. ebd.: 299), sodass die Narrative patriarchaler Identitätspolitik auch die Identität der Figur Ela stark bedingen.

4. Fazit

Die Analyse hat gezeigt, dass in Lügen über meine Mutter die Identitätskonstitution der Mutter in großem Maß durch die Fremddefinition, d.h. ihre Positionierung in der Gesellschaft, stattfindet. Der Vater etabliert und reproduziert Narrative der Mangelhaftigkeit, die die Tochter Ela aufnimmt und ebenfalls wiederholt, wodurch zugleich Narrative einer ›idealen‹ Frau entstehen: Die Mutter ist zu dick und damit nicht repräsentabel für den Vater, sie vernachlässigt ihre Aufgabe der Care-Arbeit, wenn sie eine Erwerbsarbeit aufnimmt, und sie geht verschwenderisch mit Geld um. Folglich entspricht sie nicht dem Ideal der ›richtigen‹ Frau, weshalb ihr Lebenssinn darin bestehen muss, sich eben diesem stetig anzunähern. Durch die permanente Wiederholung der identitätsstiftenden Narrative wird ein Wahrheitsanspruch geltend gemacht, dem die Mutter sich ebenfalls nicht entziehen kann. So versucht sie in ihrer Aufopferung für den Mann und die Familie abzunehmen, ihren Mann angemessen zu vertreten und Care-Arbeit zu leisten, scheitert aber immer wieder daran. Hierbei wird zum einen deutlich, dass die Grenzen zwischen Fremddefinition und eigener Interpretation von Frausein im Roman verschwimmen, und zum anderen, dass eine ideale Identität von Frauen konstruiert wird, die nicht für alle gleichermaßen erreichbar ist und somit an Wahrheitsanspruch einbüßt. Die Komplexität der personalen Identität der Mutter wird bei diesen Narrativen nicht berücksichtigt, was jedoch als irrelevant erscheint, da der Wahrheitsanspruch trotzdem weiterhin durchgängig geltend gemacht wird.

Dass die Narrative nicht nur im Einzelfall identitätsstiftend sind, zeigt die kurze Analyse von Ela.10 Der Blick des Vaters prägt nicht nur ihre Perspektive, sondern auch den Teil ihrer eigenen Identitätsbildung, der mit ihrem Aussehen zusammenhängt. Darüber hinaus kann die erwachsene Ela diese Narrative jedoch in größere, strukturelle bzw. patriarchale Zusammenhänge einordnen,11 woraufhin das Persönliche politisch wird und von öffentlichem Interesse ist. Es sind folglich die Narrative patriarchaler Identitätspolitik.

Anmerkungen

1 Weitere Möglichkeiten wären: generationelle, berufliche, soziokulturelle, religiöse, ethnische, nationale oder regionale Kollektive (vgl. Bergem 2019: 250).

2 Lügen über meine Mutter wird häufig als autofiktionaler Roman bezeichnet. Dieser Aspekt könnte in einem anderen Rahmen intensiver in Hinblick auf das Erzählen von Geschlecht untersucht werden.

3 Einen wichtigen Beitrag haben hierzu u.a. unterschiedliche Schriften zur Reflexion von Geschlechteridentitäten geleistet, die z.B. Silvia Bovenschen in Die imaginierte Weiblichkeit (2003, zuerst 1979) und Barbara Vinken in Die deutsche Mutter (2011, zuerst 2007) vor allem in Hinblick auf Weiblichkeit und Mutterschaft herausgearbeitet haben, darunter Rousseaus Émile oder Über die Erziehung (1970, zuerst 1762), Schillers Über Anmut und Würde (2004, zuerst 1793) und Kants Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (2012, zuerst 1764). Für die Zeit des Nationalsozialismus lässt sich ergänzend z.B. Johanna Haarers Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind (1934) anführen.

4 Ute Frevert schlussfolgert, dass sich ab dem späten 18. Jahrhundert auf Grundlage der Entwicklungen stabile, relativ starr fixierte Geschlechteridentitäten ausgebildet haben. Das Bürgertum erhielt infolge der ökonomischen Situation die Chance, sich mithilfe der Geschlechterdifferenz als Erkennungs- und Distinktionszeichen von dem bäuerlichen und Arbeitermilieu deutlicher abzugrenzen, indem die meisten Familienmitglieder von Erwerbsarbeit freigestellt werden konnten (vgl. Frevert 1999: 184-186). Barbara Vinken hingegen führt in ihrer Studie Die deutsche Mutter die Trennung der Geschlechter in eine öffentliche und private Sphäre noch weiter, nämlich auf die Zeit der Reformation zurück und zeigt auf, dass die Trennung merklich bis in die 2000er Jahre praktiziert wurde (vgl. u.a. Vinken 2011: 9-11).

5 Die Hervorhebung der Schönheit der Frau führt Frevert zurück auf das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert (vgl. Frevert 1999: 202).

6 So würde eine Frau, die sich ›männlich‹ verhält, den Machtanspruch von Männern in Frage stellen. Ein anderes Beispiel hierzu wäre ein Widerstand von Frauen gegen die Ausbeutung ihrer unbezahlten Care-Arbeit, die notwendig für den Erhalt des kapitalistischen Systems ist (vgl. Tlusty 2022: 18).

7 Hierzu vgl. z.B. Vinkens Deutsche Mutter (2011) oder Spreters aktuellen Artikel in der Zeit zu fehlenden Kitaplätzen in Deutschland (vgl. Spreter 2023).

8 In den 1980er Jahren war dies laut Gerhardt und Schütze in der BRD nicht unüblich: »Es gibt heute kaum noch Frauen, die sich nicht in irgendeiner Weise mit dem Gedanken der Berufstätigkeit auseinandersetzen.« (Gerhardt/Schütze 1988: 10).

9 Gesetzlich ist dieses Verbot zumindest seit 1977 nicht erlaubt, da seitdem beide Ehepartner*innen dazu berechtigt sind, erwerbstätig zu sein (vgl. Gerhardt/Schütze 1988: 8).

10 In einem anderen Rahmen könnte ebenso die negative Wirkung patriarchaler Narrative auf die Identitätskonstitution des Vaters untersucht werden. Denn im Roman wird deutlich, dass diese Figur nicht nur Täter im Sinne der Aufrechterhaltung patriarchaler Strukturen, sondern gleichermaßen ihr Opfer ist.

11 Dem leistet auch die Namenlosigkeit der Mutter Vorschub, denn durch das Fehlen einer weiteren Individualisierung wird sie zur Stellvertreterin für die Schicksale anderer Frauen.

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